Temporäres Bistro im Quartier 206: Streetfood aus der Badewanne
Drei Berliner Guerilla-Köche servieren ihre spezielle Imbiss-Variante jetzt im Pop up-Store
Während Koch Steve Dumke gerade große Vakuumbeutel im 62 Grad warmen Wasser der Badewanne versenkt, dudelt sein Handy die Titelmelodie aus der NDR-Serie „Der Tatortreiniger“. Passt ja irgendwie. Die Wanne mit den zwei Sousvide-Garern am Rand und dem dümpelnden Slowfood sieht verdammt so aus, als müsse „Schotty“ gleich mal um die Ecke kommen, um hier . . . Nein! Weit gefehlt! In diesem Laden wird gegessen, und zwar mit Appetit. Denn wenn curryfarbenes Honigsauerkraut, in Gewürzen mariniertes Soja und niedrigtemperaturgegartes Beef vakuumiert erhitzt sind, kommen sie, frisch zubereitet und üppig geschichtet mit hausgemachter Barbecue- oder veganer „Zesar“-Sauce und im Glas eingelegten Mixed Pickles hinein in ein knuspriges griechisches Fladenbrötchen.
Die Wanne ist voll
Steve Dumke, Sven Hennig und Tim Wappler, die sich Guerilla-Köche nennen, haben ihren Pop up-Store „Beeftub“ für vier Wochen im superfeinen Quartier 206 in Mitte aufgemacht. Premiere hatte ihr Konzept, selbst gemachtes, ohne Convenience-Produkte hergestelltes Streetfood auf den Berliner Markt zu bringen, erstmals im Frühjahr in der Torstraße. Seither touren die Jungs – neben ihren Jobs als Leihköche – auch auf auf Festivals. Die Badewanne ist doch nur ein Gag, oder? Nein, sagt Steve Dumke, sie hätten einen großen Behälter gesucht, in dem größere Mengen magere Rinderbrust, mariniertes Soja und Gemüse schonend gegart werden können. Im Gastrobehälter? Unsexy. Im Aquarium? War nach sechs Stunden verkalkt. Als Sven Hennig beim Googeln „Wanne“ eingab, kamen: Badewannen. Beef in der Wanne, na klar: „beeftub“! Nun steht die nostalgische Wanne auf verschnörkelten Silberfüßen im Schaufenster, und die große Rolltreppe im Quartier 206 führt genau drauf zu.
Gerade mittags brummt das Geschäft. Wer sich den Designer-Blazer nicht mit Essen aus dem Brötchen, das hier „Tub“ heißt, beschlabbern will, bekommt das Gericht mit Holzbesteck auf der (kompostierbaren) Platte serviert und kann sich niederlassen im rustikalen Bistro auf wiederverwerteten Stühlen, die früher mal in einer Schule standen. Nachhaltigkeit, sagt Dumke, sei ihnen so wichtig wie der Gedanke, ans Kochen nicht verkopft ranzugehen, sondern mutig auszuprobieren. So sei der Plan gereift: „Pulled Beef, aber geil. Vegane Füllung, aber perfekt abgeschmeckt.“ Marinaden, aber ohne künstliche Zusätze: mit gerösteten Zwiebeln, geräuchertem Paprika. Gemüse, Obst, Eier, Soja kommen aus Berlin oder dem Umland, das Fleisch vom Brandenburger Bauernkombinat.
Ganz zart gegart
Mittag in der Shopping Mall. Punkt zwölf drängeln die ersten Büromenschen herein, lassen sich alles erklären, bestellen das „regular sandwich“ zu 5,90 oder die „lovers’ plate“ zu 8,50 Euro. Schmeckt gut, zartes Rind, süßsaures Kraut, knackige Pickles, rauchige Sauce. Neulich beschwerte sich jemand – über die sparsame Auslage. Aber der dachte, hier gibt’s Badewannen zu kaufen.
- Beeftub. Bis 4. Dezember im UG des Quartiers 206, Friedrichstr. 71, Montag bis Samstag 12 bis 19 Uhr, verkaufsoffene Sonntage 13 bis 18 Uhr