Von TISCH zu TISCH: Sticks 'n' Sushi
Überraschung: Ein Restaurant in der alten Tagesspiegel-Druckerei. Aufwendiges Sushi, Spieße vom Kushiyaki-Grill - und das Ganze erfunden in Kopenhagen
Niemand muss noch ein Restaurant gründen, um zu beweisen, dass die Potsdamer Straße in Tiergarten kulinarisch-szenemäßig gut unterwegs ist. Aber alle tun es trotzdem – was vermutlich damit zusammenhängt, dass der Tagesspiegel bei seinem Wegzug so viel Platz hinterlassen hat. „Jetzt geht der Kiez endgültig unter“, hieß es damals, und das Gegenteil ist passiert. „Sticks 'n' Sushi“ hat in unserer ehemaligen Druckerei ein großzügiges Unterkommen gefunden. Mehr als 100 Gäste auf zwei Ebenen passen rein, und das Verrückte ist: Sie sitzen da auch alle. Der Name erinnert mich irgendwie an gesichtslose Sushi-Ketten, bei denen der Fisch tot im Kreis herum fährt. Doch das hier ist ein ehrgeiziges, aus Kopenhagen stammendes Konzept, das auch in London Fuß zu fassen beginnt.
Kleiner Akzent
Dementsprechend verständigt sich das außerordentlich vielköpfige Personal in Sprachen aller Völker, manchmal sogar auf deutsch mit liebreizend dänischem Akzent. Aber das ist nicht so wichtig, weil jedes verfügbare Gericht in einer lecker fotografierten Speisekarte abgebildet ist, Sushi, Sashimi, Salate, Suppen, und eben die Grillspieße, die das Wort „Sticks“ eint. Noch einmal so viele Leute werkeln in der Küche neben Chef Song Lee (früher „Dae Mon“), und so kommt das Essen in einem Tempo, das sogar einem Geschwindigkeitsfanatiker wie mir schon zu hoch ist.
Perfekte Produktqualität
Aber alles ist bemerkenswert gut, und so liegt kein Risiko darin, den „Perfect Day“ zu bestellen, der für zwei 78 Euro kostet und einen guten Überblick gibt. Wie auch immer die Dänen das hinkriegen: Die Produktqualität ist makellos, was gerade bei rohem Fisch den Unterschied macht. Das fällt hier selbst beim Lachs auf, den die Küche gern knapp abflämmt, etwa beim Sushi mit etwas Pfeffer oder beim Tataki im Ponzu-Sud. Sushi-Beschreiben ist müßig, aber sagen wir generell: Hier ist es nahezu perfekt. Mich hat vor allem gefreut, dass die knuspernden Inside-Out-Varianten nicht wie so oft klebrig-süß bekleckert werden. Und großartig schmeckten auch die Reispapierrollen mit Ente, Avocado, Koriander und Goma(Sesam)-Sauce.
Säfte für Hipster
Der „Perfect Day“ beginnt übrigens beiläufig mit Edamame-Bohnen und Krabbenkroketten auf Wasabi-Majo, dann folgt eine exakt wie auf den Fotos angerichtete Sushi-Sashimi-Kombi, und endlich drei Spieße, von denen ich den fetten mit Käse und Speck nicht gebraucht hätte; Hähnchen mit Chili schmeckte aber prima, und auch das etwas schwer essbare Lamm-T-Bone mit Miso-Kräuterbutter, schön rosa, überzeugte, die Auswahl ist aber viel größer, Kleine, raffinierte Desserts à la Cheesecake oder Yuzu-Sorbet, drei für zehn Euro. Die Weinauswahl ist, gemessen am Genre, sehr anständig und nicht überteuert, es gibt auch sorgfältig gebrühten Tee, und Avantgardisten können sich an dänische Hipster-Fruchtsäfte halten. Seeeehr gut: Wasser gibt es vom Hahn, still oder aufgesprudelt, für pauschal 2 Euro. Fazit: Muss man hin.
- Sticks’n’Sushi. Potsdamer Str. 85, Tiergarten, Tel. 26 10 36 56, So bis Mi 10 bis 23, Do bis Sa 10 bis 24 Uhr.
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