Berlin: Sternmarsch gegen die Bildungsmisere: Dem Schulsenator droht die "Ausbögerung"
Mit einem Sternmarsch auf das Rote Rathaus haben gestern zehntausende gegen die Bildungspolitik des Senats protestiert. Aufgerufen dazu hatte ein Bündnis aus freien und öffentlichen Trägern der Kinder-, Jugend- und Bildungsarbeit unter dem Namen "Zukunft für Bildung".
Mit einem Sternmarsch auf das Rote Rathaus haben gestern zehntausende gegen die Bildungspolitik des Senats protestiert. Aufgerufen dazu hatte ein Bündnis aus freien und öffentlichen Trägern der Kinder-, Jugend- und Bildungsarbeit unter dem Namen "Zukunft für Bildung".
Mehr als 35 000 Lehrer, Eltern, Studenten, Schüler und Kleinkinder demonstrierten ihren Unmut auf mitgeführten Plakaten und Bannern. "K(l)eine Bildung für uns - k(l)eine Rente für euch", hieß es etwa, oder auch "Kürzt ihr uns das Geld, droht Chaos in der Welt". Immer wieder wurde ein "Recht auf Bildung" eingefordert. Gegen Schulsenator Klaus Böger (SPD) wurde auf einem Schild ein "Ausbögerungsantrag" gestellt. Der 16 Jahre alte Christoph vom Andreas-Gymnasium in Friedrichshain demonstrierte, weil "die Schulen zu wenig Geld" hätten: "Wir haben ziemlich krassen Stundenausfall." Allein in der vergangenen Woche seien drei oder vier Stunden ausgefallen. Seine Physikbücher, beklagte er, seien aus dem Jahr 1983. Die Verschlechterung seiner Arbeitssituation hat den Lehrer Helmut Schmiedel von der Humboldt-Oberschule in Reinickendorf auf die Straße getrieben. Eigentlich müsste er als Über-Fünfzigjähriger zwei Stunden weniger arbeiten. Diese Regelung sei jetzt weggefallen - und dafür eine zusätzliche Stunde hinzugekommen.
Kai-Uwe Petersen nahm mit seiner fünf Jahre alte Tochter Marie auf den Schultern an der Demonstration teil. Seit den Versprechungen vom Frühjahr sei nichts passiert, sagte er verärgert: "Ich habe das Gefühl, es soll ein Machtkampf zwischen Politik, Verwaltung und Bürgern ausgetragen werden." Maries Situation in der Kita sei zwar noch erträglich, doch die bauliche Situation und der Unterrichtsausfall in der Victor-Gollancz-Schule, die seine achtjährige Tochter Alice in Frohnau besuche, seien schlimm.
Dem Landesverband des Kinderschutzbundes - einem der Aufrufer zu der Demonstration - geht es allerdings ganz generell um die Bildungssituation. Betroffen von den Kürzungen sei auch der Freizeitbereich, meint Geschäftsführerin Sabine Walter.
Um den Neptunbrunnen vor dem Rathaus wurde mit zahlreichen Aktionen die Misere illustriert. So wurde eine Unterrichtsstunde unter freiem Hummel abgehalten, eine Band spielte und die Samba-Formation "Terra Brasilis" trommelte zu einem Trillerpfeifenkonzert, während bis 14 Uhr die insgesamt sieben Demonstrationszüge aus den verschiedenen Stadtteilen eintrafen. Die große Teilnehmerzahl hatte die Erwartungen der Veranstalter noch übertroffen und wurde von ihnen deshalb als ein "riesengroßer Erfolg" gewertet. So gratulierte der Eröffnungsredner auf der Abschlusskundgebung, der stellvertretende Vorsitzende des Berlin-Brandenburgischen Gewerkschaftsbundes DGB, Bernd Rissmann, den Demonstranten zu ihrem Engagement. Dass der Haushalt 2001 in Berlin abermals Kürzungen von mindestens 10 Prozent vorsähe, sei ein "nicht mehr länger hinzunehmender Skandal", sagte er. Die Politiker machten sich damit mitverantwortlich am "dumpfen Gedankengut des Rechtsextremismus in Deutschland". Ulrich Thöne von der GEW rechnete vor, dass die Ausgaben in den vergangenen fünf Jahren pro Schüler um mehr als Zehn Prozent gekürzt wurden.
Alexander Pajevic
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