70 Jahre Kriegsende: Steinmeier: Freundschaft zu Israel "fast ein Wunder"
Der Regierende Bürgermeister Michael Müller und Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier gedachten im Berliner Abgeordnetenhaus der Opfer des Zweiten Weltkrieges. Nach der Shoa sei die Freundschaft zu Israel „fast ein Wunder“.
Berlin lag am 2. Mai 1945 in Trümmern – „am Ende eines mörderischen Krieges“, wie am Sonnabend der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) bei einer Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag des Kriegsendes in Berlin sagte. „Wir verneigen uns heute vor all denen, die ihr Leben in diesem schrecklichen Krieg verloren haben“, sagte Müller vor Zeitzeugen und Vertretern des Diplomatischen Corps im Abgeordnetenhaus. Am 2. Mai vor 70 Jahren wurde in Berlin die Kapitulationsurkunde unterzeichnet.
Auch nach dem Ende der Kampfhandlungen sei für viele Menschen das Leid noch nicht zu Ende gewesen. Es habe neue Gewalt gegeben, viele tausend Frauen seien durch die neuen Besatzer vergewaltigt worden. Müller gedachte der Berliner Juden, die sich der Deportation in die Vernichtungslager entziehen konnten. Von 160.000 Juden, die vor 1933 in Berlin gelebt hatten, überlebten nur 6000. Zu Berlin gehöre 70 Jahre nach Kriegsende „offenes und ehrliches Erinnern“, sagte Müller.
Müller fordert Willkommenskultur für Flüchtlinge
Das bedeute auch, „sich gegenüber der Trauer anderer Völker und Nationen zu öffnen“. Berlin sei heute eine weltoffene, europäische Metropole. Müller forderte eine Willkommenskultur für Flüchtlinge und rief dazu auf,entschieden gegen all diejenigen entgegenzutreten, „die Hass und Gewalt gegen Andersdenkende und Andersgläubige verbreiten“.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) betonte die besondere Verantwortung von Deutschland für den Frieden in der Welt. Nie wieder dürfe „Rassenhass und Hass gegen Minderheiten Platz finden in unserer Gesellschaft“. Nach dem beispiellosen Verbrechen der Shoa sei die Freundschaft zum Staat Israel laut Steinmeier „fast ein Wunder“.
Merkel fährt am 10. Mai nach Moskau
Bundeskanzlerin Angela Merkel warnte in ihrer wöchentlichen Videobotschaft davor, das Geschehene vergessen zu wollen. Unter Geschichte gebe es „keinen Schlussstrich“. Für sie werde es „ein sehr wichtiger Moment sein“, wenn sie am 10. Mai nach Moskau fahre, und gemeinsam mit dem russischen Präsidenten einen Kranz am Mahnmal des unbekannten Soldaten niederlege, fügte sie hinzu.
Mit Blick auf die Krim-Annexion durch Russland sagte der Historiker Ulrich Herbert im Tagesspiegel-Interview, „das gemeinsame Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs wird dadurch schwieriger, weil eine solche Aggression den Verpflichtungen, den Lehren, die man 1945 aus dem Krieg ziehen wollte, widerspricht.“
Die Rede des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller können Sie hier nachlesen.