zum Hauptinhalt
Baustelle am künftigen Humboldt-Forum. Über das Umfeld des Schlosses wurde nun entschieden.
© dapd

Entwurf für das Schlossumfeld: Steinerner Garten

Die Gestaltung des Schlossumfeldes ist entschieden. Doch das Votum der Jury war knapp und es droht Streit. Vor allem weil der Siegerentwurf am südlichen Schlossplatz eine steinerne, versiegelte Fläche vorsieht.

Der Wettbewerb zur Gestaltung des Schlossumfeldes ist entschieden. Einen rundum überzeugenden Entwurf gab es dem Vernehmen nach nicht. Dies zeigt das Votum der Jury, das äußerst knapp ausgefallen sein soll: Acht Mitglieder haben sich demnach für das erstplatzierte Büro BBZ Timo Herrmann Bern/Berlin ausgesprochen, fünf Stimmen sollen auf das zweitplatzierte Büro WES Hamburg entfallen sein.

Vertreter des Bundes und auch des Landes sollen gemeinsam für die Vorschläge der zweitplatzierten Hamburger votiert haben. Doch die Fachrichter, die das puristischere Konzept bevorzugt hätten, sollen sie überstimmt haben – obwohl der Berliner Siegerentwurf am südlichen Schlossplatz eine steinerne Fläche vorsieht.

Der Siegerentwurf stammt vom Bür BBZ Timo Hermann, Bern/Berlin. 1. Grünflächen (historisch: Schlossterrasse). 2. Baumgruppe (historisch: Apothekerflügel). 3. Trauerweide (historisch: Schlossgarten). 4. Baumgruppe (historisch: Bauten am Platzrand). Für diesen Entwurf stimmten acht von insgesamt 13 Jury-Mitgliedern, nicht aber die Vertreter von Land und Bund.
Der Siegerentwurf stammt vom Bür BBZ Timo Hermann, Bern/Berlin. 1. Grünflächen (historisch: Schlossterrasse). 2. Baumgruppe (historisch: Apothekerflügel). 3. Trauerweide (historisch: Schlossgarten). 4. Baumgruppe (historisch: Bauten am Platzrand). Für diesen Entwurf stimmten acht von insgesamt 13 Jury-Mitgliedern, nicht aber die Vertreter von Land und Bund.
© Anna Schmidt
Der Entwurf kommt vom Büro WES Hamburg. 1. Grünfläche mit Wegen (historisch: Schlossterrassen). 2. Bäume (historisch: Apothekerflügel). 3. Bäume. 4. Grünanlage mit Schlossbrunnen (zurzeit: Neptunbrunnen im Rathausforum). 5. Grünfläche (historisch: Bauten am Platzrand. Für diesen Entwurf stimmten fünf von insgesamt 13 Jury-Mitgliedern.
Der Entwurf kommt vom Büro WES Hamburg. 1. Grünfläche mit Wegen (historisch: Schlossterrassen). 2. Bäume (historisch: Apothekerflügel). 3. Bäume. 4. Grünanlage mit Schlossbrunnen (zurzeit: Neptunbrunnen im Rathausforum). 5. Grünfläche (historisch: Bauten am Platzrand. Für diesen Entwurf stimmten fünf von insgesamt 13 Jury-Mitgliedern.
© Anna Schmidt

Ein Jurymitglied kommentierte die Entscheidung so: „Es wurde deutlich, wie zerrissen wir waren.“ Auf der einen Seite hätten die Fachrichter – Professoren und Architekturexperten – gestanden, auf der anderen die Vertreter von Bund und Land, die gewählten Volksvertreter gleichsam.

Diese hätten den unterlegenen Entwurf bevorzugt, der auch der Eingängigere sei: Denn die Planer legen auf der Nordseite des Schlosses eine Grünfläche mit Wegen an, die sich kreuzen und greifen damit gestalterisch das Motiv des gegenüberliegenden Lustgartens auf – eine Anmutung, die zum Schloss passt.

Gemessen an den historischen Schlossterrassen, die es dort einmal gegeben hatte, ist der Wettbewerbsgewinner allerdings präziser: Er legt schmale Grünstreifen in unmittelbarer Nähe der Schlossfassade an, die in abstrakter Form die historischen Terrassen nachbilden.

Ähnlich gehen die Wettbewerbsgewinner mit anderen historischen Spuren um: Am Nordostrand des Schlosses stand bis zum Krieg der Apothekerflügel, der sich an dieser Stelle über den Block hinaus ausdehnte in Richtung Unter den Linden.

Die Pläne von Franco Stella für die Rekonstruktion des Schlüterbaus sehen keine Rekonstruktion dieses historischen Gebäudekörpers vor. Dafür die erstplatzierten Landschaftsarchitekten: An genau dieser Stelle wollen sie eine Gruppe von Bäumen, die das Volumen des historischen Gebäudeteils nachbildet.

Fast die gesamte Fläche des südlichen Schlossplatzes wird versiegelt

Ähnlich gehen sie im Südwesten der geplanten Schlüter-Rekonstruktion vor. Dort liegt der Schlossplatz, und dieser war bis zum Krieg durch Eckbauten eingefasst. Auf diesem – heute frei stehenden – Grundstück wollte Thyssen-Krupp ursprünglich einen Glaskubus errichten. Doch die umstrittenen Pläne hatte der Konzern im vergangenen Jahr aufgegeben, und das Baugrundstück war an das Land Berlin zurückgefallen.

Genau an dieser Stelle, vor dem früheren Staatsratsgebäude, legen die Landschaftsarchitekten nun wiederum eine Baumgruppe an, die den historischen Gebäudekörper simulieren soll. „Abstrakt und akademisch“ sei das, so war aus dem Umfeld der Jury zu hören. Allerdings genügt es andererseits dem Anspruch, die historischen Spuren mit modernen Mitteln nachzuzeichnen.

Verwunderlich ist dagegen, wie ratlos der erstplatzierte Entwurf mit dem übrigen Schlossplatz umgeht. Fast die ganze Fläche wird versiegelt. Und für diesen steinernen Garten gibt es steinerne Bänke. Gestaltungswille sei hier nicht auch nur ansatzweise zu erkennen, hieß es unter den Kritikern dieses Entwurfs. Und auch deren Befürworter sollen sich in diesem Punkt für eine Überarbeitung des Entwurfs ausgesprochen haben.

Zumal die zweitplatzierten Landschaftsarchitekten hier die eingängigere Gestaltung vorlegen: Sie setzen den Schlossbrunnen (bisher: Neptunbrunnen) vor das Portal, unmittelbar in die Sichtachse der nach Süden führenden Breiten Straße und rahmen die Großskulptur durch zwei Grünstreifen ein, die parallel zur Schlossfassade verlaufen.

„Der Wettbewerb ist ein wichtiger Schritt in dem Verfahren, wird aber die Debatte über die Gestaltung des Umfeldes nicht beenden“, sagte Stefan Evers. Der stadtentwicklungspolitische Sprecher der CDU rechnet nicht mit einer Umsetzung des Siegerentwurfs ohne Korrekturen. Seine Fraktion hat an diesem Mittwoch zu einer öffentlichen Diskussion zum Thema um 19 Uhr in den Berliner Dom eingeladen. Mit Senatsbaudirektorin Regula Lüscher soll der Wettbewerb diskutiert werden.

Zur Startseite