Weiterbetrieb von Berlin-Tegel: Steile Ideen zum Airport
Die B.Z. veröffentlicht ein Papier, in dem Möglichkeiten zum Weiterbetrieb von Tegel aufgeführt sind. Die Ideen: Flüge erst ab 8 Uhr, sonntags gar nicht und auch nur im Inland.
Vier schmale Seiten sind es, aber die haben es in sich: Die „B.Z.“ hat einen Vier-Seiten-Vermerk veröffentlicht – Urheber unbekannt –, in dem Szenarien eines möglichen Weiterbetriebes von Tegel parallel zum BER durchdekliniert werden. Und zwar für innerdeutsche Flüge, Geschäftsflieger und Regierungsmaschinen, begründet mit den dramatischen Kapazitätsproblemen in Schönefeld.
Bei der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg laufen allerdings keine Prüfungen, den Innenstadt-Airport Tegel nach dem BER-Start weiter in Betrieb zu lassen. Das erklärte Flughafenchef Karsten Mühlenfeld am Montag dem Vernehmen nach gegenüber Aufsichtsräten. In Schönefeld tagte, wenige Tage vor der nächsten Aufsichtsratssitzung, der Finanzausschuss des Kontrollgremiums. Und Flughafensprecher Lars Wagner schloss aus, dass das brisante Tegel-Dokument aus der Flughafengesellschaft selbst stammen könnte. „Der FBB liegt nicht die juristische Expertise vor, um solch ein Papier zu erstellen“, sagte Wagner dem Tagesspiegel.
Zwei Auswege werden präsentiert
Laut dem vierseitigen Dokument der „B.Z.“ können durch den BER die Kapazitäten zum Start „kurzzeitig abgedeckt werden“, aber: „Reserven für das zu erwartende weitere Kapazitätswachstum bestehen nicht.“ 2017 erwartet Berlin bereits 34 Millionen Passagiere, 2018 etwa 36 Millionen, 2021 werden über 40 Millionen erreicht, was ursprünglich für den BER-Endausbau – inklusive Satelliten – erwartet worden war. Zitat: „Kann die nachgefragte Kapazität nicht dargestellt werden, verliert Berlin eine Million Passagiere und 1000 direkte Arbeitsplätze zuzüglich indirekte Arbeitsplätze.“
Zwei Auswege werden in dem Papier präsentiert. Nach dem einen soll der Regierungsflughafen in Tegel bleiben, damit der nicht noch Kapazitäten in Schönefeld minimiert. Der Bund lehnt das bisher ab. Die zweite Option – „City Airport Tegel“ – wäre neu: Danach könnten innerdeutsche Flüge von Tegel starten und landen, plus Regierungsmaschinen und Geschäftsflieger. Tegel hätte eingeschränkte Betriebszeiten – „wochentags von 8 bis 20 Uhr, Samstags bis 18, 20, oder 21 Uhr, und Sonntags geschlossen“.
Juristisch wäre dies, was der Senat immer bestritt, zumindest nicht ausgeschlossen: Eine Variante wäre ein Trick. Die neue BER-Startbahn würde nicht in 4000-Meter-Länge in Betrieb genommen, was laut Planfeststellungsbeschluss den Automatismus zur Tegel-Schließung auslöst, sondern nur mit 3600 Metern.
Nostalgie oder Fakten?
Doch es werden auch Möglichkeiten eines Widerrufs der Schließungsbescheide und einer Verlängerung des Übergangszeitraums genannt. Die Senatskanzlei verwies auf Flughafenstaatssekretär Engelbert Lütke Daldrup. Der sagt: „Ich kenne das Papier nicht.“ Brandenburg auch nicht, wie Staatssekretär Rainer Bretschneider betonte. Zu den Autoren des Papiers teilt die „B.Z.“ mit: „Die Autoren haben unserer Kenntnis nach Erfahrungen im operativen Bereich der FBB.“
Der frühere Berliner Flughafenchef Henning Romberg war nach eigenen Angaben nicht der Autor, wie manche vermuten. Er sieht sich aber in seinen langen Bemühungen bestätigt. „Man braucht Tegel, bis am BER die finalen Erweiterungen fertig sind. Es geht nicht um Nostalgie, es geht um beinharte Fakten.“ Und Berlins FDP-Generalsekretär Sebastian Czaja, der das erfolgreiche Volksbegehren auf den Weg brachte und seine Partei mit der Tegel-Botschaft zurück ins Abgeordnetenhaus führte, prophezeit: „Ein rot-rot-grüner Senat, der Tegel schließt, braucht sich bei den Berlinern in fünf Jahren nicht mehr blicken lassen.“