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Die ganze Palette: Der Rucksack enthält neben der "Suchtbrille" auch Unterrichtsmaterial für 5 "Stationen", darunter grundlegende Informationen zu Cannabis und seine Risiken für die eigene Lebensplanung.
© Susanne Vieth-Entus

Unterricht in Berlin: Steigender Cannabis-Konsum: Schulen kämpfen gegen Drogen

Völlig benebelt: Ein Rucksack voller Informationen soll Berlins Lehrern helfen, ihre Schüler über die Gefahren aufzuklären.

Wenn es am Zeltinger Platz im gediegenen Frohnau leicht süßlich duftet, ist die Sache klar: Die S1 hat mal wieder Nachschub gebracht – für die kiffenden Kinder der bürgerlichen Anwohner. Denn gekifft wird nicht nur an den Partyorten der Stadt, sondern bevorzugt auch in der Nähe von Gymnasien, wenn sich die Pubertisten nach Schulschluss treffen oder am Abend abhängen.

Daher lag es nahe, dass sich die Fachstelle für Suchtprävention des Landes Berlin mal wieder etwas Neues einfallen ließ zur Cannabis-Prävention an Schulen. Das Ganze wurde am Donnerstag vorgestellt: Ein Rucksack voll mit Unterrichtsmaterial und Anregungen für Rollenspiele sowie mit einer „Rauschbrille“, die den Siebt- bis Zehntklässlern buchstäblich vor Augen führt, wie stark sie eingeschränkt sind unter Einfluss von Drogen wie Cannabis, Alkohol oder anderen Suchtmitteln.

„Wir haben die Rauschbrillen mal Fußballprofis aufgesetzt und sie auf eine Torwand schießen lassen, damit die Schüler erleben konnten, wie Drogen auf die Wahrnehmung wirken“, berichtete Reiner Siemsen, der die schulische Prävention in Reinickendorf koordiniert. Er hält den neuen Rucksack für eine gute Sache, weil das alte bisher verwandte Material nicht mehr zeitgemäß war.

So sieht die Rauschbrille aus: Berlins Landesdrogenbeauftragte Christine Köhler-Azara bei der Vorstellung des Cannabis-Präventions-Rucksacks für die Schulen.
So sieht die Rauschbrille aus: Berlins Landesdrogenbeauftragte Christine Köhler-Azara bei der Vorstellung des Cannabis-Präventions-Rucksacks für die Schulen.
© Susanne Vieth-Entus

"Kiffer sitzen ungeniert in Grünanlagen"

„Cannabis ist in Berlin weit verbreitet“, betonte Berlins Landesdrogenbeauftragte Christine Köhler-Azara. Die Haltung habe sich verändert: Kiffer säßen jetzt "ungeniert" in den Grünanlagen - "das hätte es vor zehn Jahren nicht gegeben", sagte Köhler-Azara. Daher sei es sehr wichtig, Wissen über die gesundheitlichen und sozialen Risiken zu vermitteln. Es komme aber auch darauf an, dass die Schüler eine eigene Haltung zum Cannabis-Konsum entwickeln könnten, wofür der Austausch mit Lehrern und Eltern wichtig sei. Den neuen Rucksack hält sie als „mobile Variante“ der Prävention für sehr geeignet.

Cannabis greift in die Entwicklung des Gehirns ein

Aktuelle Zahlen zum Cannabis-Konsum gibt es nicht. Zuletzt hatte es 2012 eine entsprechende Berliner Studie gegeben. Demnach hatte mehr als jeder zehnte 15- bis 17-Jährige im Vormonat gekifft. Das seien "entscheidende Jahre", sagte Köhler-Azara. In dieser Zeit müsse man mit Anforderungen zurechtkommen und lernen, sich dem Leben zu stellen. Wer sich in dieser Lebensphase daran gewöhne, bei Stress zu kiffen, riskiere, mit Herausforderungen langfristig nicht umgehen zu können. So steige die Gefahr, aus Schule, Studium oder Ausbildung auszusteigen. "So wird Potential verschwendet", warnte Köhler-Azaro. Eltern müssten Grenzen setzte und "Gelegenheiten einschränken". Sie unterstrich ihre Mahnung mit dem Hinweis darauf, dass sich in der Pubertät die Hirnstrukturen änderten. Wer in dieser Phase kiffe, lasse zu, "dass Cannabis in die Entwicklung und Struktur de Gehirns" eingreife.

Studie: Jeder fünfte Student kifft mehrmals pro Woche

Eine weitere Berliner Studie hatte 2014 ergeben, dass "jeder 5. Studierende. mehrmals pro Woche bis täglich konsumiert". Berufsschüler/innen und Auszubildende zeigten ähnlich hohe Prävalenzen. "Vor und während der Uni, Schule oder Arbeit, alleine zu Hause – je mehr Cannabis im Spiel ist, desto problematischer werden die Konsumsituationen", so die damalige Mitteilung der Senatsverwaltung für Gesundheit.

Würde man die Drogen legalisieren und in speziellen Läden abgeben, dann gäbe es kein Schwarzmarkt mehr und die Kiddies hätten es deutlich schwerer an die Drogen heran zu kommen.

schreibt NutzerIn bikeraper 

Wer kiffe gehe "Gefühlen aus dem Weg", ergänzte Kerstin Jüngling, die Geschäftsführerin der Fachstelle für Suchtprävention. Zu der Annahme mancher Eltern, es sei sinnvoll, mit ihren Kindern zusammen zu kiffen, damit die Kinder diese Erfahrung im geschützten Raum machen, sagte Jüngling, diese Annahme sei "Quatsch mit Sauce", also falsch.

Alle zwölf Bezirke sollen einen Rucksack bekommen

Mit finanzieller Hilfe der Betriebskrankenkasse Verkehrsbau Union und der Bildungsverwaltung wird jetzt zunächst pro Bezirk ein Rucksack angeschafft. Die Bezirke Pankow, Reinickendorf, Friedrichshain-Kreuzberg, Marzahn-Hellersdorf und Spandau machen den Anfang. Der Rucksack kann über die Suchtpräventionsbeauftragten in den Schulpsychologischen Zentren an die Schulen ausgeliehen werden. Wie lange der Rucksack pro Schule benötigt werde, müsse "die Praxis erbringen", meinte Dirk Medrow, Referent für schulische Gesundheitsförderung in der Bildungsverwaltung. Die noch fehlenden Bezirke sollen die Rucksäcke im kommenden Jahr bekommen.

Infos zur Aktion bei der Fachstelle für Suchtprävention im Land Berlin, Tel. 29 35 26 15, oder per Mail unter info@berlin-suchtprävention.de

Es wird IMMER jemanden geben, der auch für die jüngeren einkaufen geht. Mit der Liberalisierung, also der Freigabe ab 18, müsste dann eine erhebliche Bestrafung für Personen gelten, die ungesetzlichen Zugang gewähren.

schreibt NutzerIn A.v.Lepsius

Susanne Vieth-Entus

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