Islam-Institut in Berlin: Statt Ditib und Co. - lieber von vorne!
Warum ein vorläufiges Scheitern der Gründung eines Islam-Instituts an der Berliner Humboldt-Universität etwas Gutes wäre. Ein Kommentar.
Warum ein vorläufiges Scheitern der Gründung eines Islam-Instituts an der Berliner Humboldt-Universität etwas Gutes wäre – und zwar, ohne den Islam als Ganzes zu verdammen? Nun, der Entwurf des Instituts hat Webfehler. Besser wäre, die Fäden aufzudröseln und es mit neuen besser zu stricken. Seit Berlins Senat die Institutsgründung betreibt, kommt Kritik nämlich auch von Muslimen – zwar von wenigen, aber denjenigen, die sich zu Pluralismus, Laizismus, kurz: zum Westen bekennen.
Dem Institutsbeirat, der über die Professuren mitentscheiden kann, sollten bislang konservative Verbände angehören: die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion, ein abgekürzt als Ditib bekannter Verband, der offen der Regierung in Ankara untersteht. Dazu die Islamische Föderation Berlin, der Verband der Islamischen Kulturzentren, der Zentralrat der Muslime sowie die Islamische Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden. Ihre Moscheen holen oft Prediger aus Nahost, andere erhalten Geld aus den Emiraten, Ägypten, Iran, jedenfalls wollten mindestens drei der Verbände keine den Mainstream-Islam kritisierenden Institutskollegen. Bis auf die Schiiten lehnen sie ab, dass vier Hochschullehrer im Beirat jeweils so stimmmächtig wären wie die Verbandsvertreter.
Der Senat hat diese (erz-)konservativen Verbände erwählt, weil er bei ihnen jenes „Minimum an Organisation“ vermutet, das das Bundesverwaltungsgericht 2005 für solche Verträge forderte (weil Muslime nicht so eindeutig organisiert sind wie Christen in ihren Kirchen). Sicher, vor allem Ditib ist für viele Deutsche türkischer Herkunft bedeutsam. Doch Zahlen, wie viele wirklich in die Moscheen der fünf Verbände gehen, gibt es nicht: Und selbst wenn sie tatsächlich am häufigsten Besuch bekämen, ist unklar, ob sich Betende nicht eine Alternative suchen – wenn sie könnten.
Dass die liberale Ibn-Rush-Goethe-Moschee in Berlin nur von wenigen besucht wird, taugt als Gegenargument wenig. Die Moscheegründerin, die Anwältin und Feministin Seyran Ates, muss sich mit Personenschützern in Berlin bewegen, weil Muslime konservativer Provenienz ihr mit dem Tod drohen.
Nun will sich Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach in Absprache mit dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller noch einmal mit den Verbänden treffen. Bleibt zu hoffen, Sozialdemokrat Krach erkennt, welche Chance sich bietet: Nämlich, die einstige Idee des Instituts tatsächlich umzusetzen. Er könnte dazu beitragen, einen – oft für gescheitert erklärten – Euro-Islam zu schaffen, indem er an der Hochschule mehr Pluralität und so Zustimmung für den Laizismus durchsetzt. Krach dürfte nicht vor den Konservativen zurückweichen und müsste öffentlich klarmachen: Sie repräsentieren nur einen Teil der Muslime, noch dazu wohl den fortschrittsskeptischen. Wer aber an einer Berliner Hochschule mitmischen will, muss Opposition aushalten: Ates & Co. in den Beirat! Es liegt am Senat.
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