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Berlin: Ständig Ärger vor dem S-Bahnhof

Anwohner und Bahn streiten über Zugänge.

Dreistellige Millionenbeträge geben der Bund, die Bahn und das Land aus, um die S-Bahn attraktiver zu machen. Das Ostkreuz und der Bahnhof Warschauer Straße werden aufwändig umgebaut, der Hauptbahnhof erhält eine neue Nord-Süd-Verbindung. Wo für viel weniger Geld erhebliche Verbesserungen für die Fahrgäste möglich wären, hakt es dagegen. Aktuelle Beispiele: Die Bahnhöfe Zehlendorf sowie Prenzlauer Allee. Während man sich in Zehlendorf um die Lage des neuen Zugangs streitet, wehren sich an der Prenzlauer Allee Anwohner, die einen Spielplatz nicht zum Baufeld machen lassen wollen.

In Zehlendorf will die Bahn den Zugang unter der Unterführung des Teltower Damms gegenüber dem heutigen Eingang schaffen. Dort ist der Fußgängerweg bereits durch einen parallelen Radweg eingeengt. Im Bezirk sähe man es lieber, wenn es einen Zugang von der Machnower Straße aus gebe – am liebsten durch einen Tunnel, der auch die Anhaltiner Straße anschließen könnte. Doch dafür fehlt das Geld.

Bereit liegt es dagegen an der Prenzlauer Allee. Das Land und die Bahn wollen seit Jahren am Westende des Bahnsteigs einen weiteren Zugang bauen, der über eine Fußgängerbrücke erreicht wird, die die Ahlbecker Straße und die Kanzowstraße verbindet. Baulücken auf beiden Seiten der im Einschnitt liegenden Bahnanlagen machen dies möglich. Und die Grundstücke gehören dem Bezirk. Doch der Bau verschiebt sich weiter. Statt im Sommer 2013 sollen die Arbeiten nun erst 2014 beginnen, weil es Widerstände gibt.

An der Kanzowstraße befindet sich in der Baulücke ein Spielplatz, der während der Arbeiten als Baufeld genutzt werden soll und damit nach Angaben der Bahn knapp ein Jahr geschlossen werden müsste. Dagegen wehren sich Eltern aus der Umgebung, zumal ein Teil der Fläche später als Weg zur Brücke genutzt werden soll. Sogar den Landesrechnungshof haben die protestierenden Eltern nach Angaben des Bezirksamtes eingeschaltet – mit dem Hinweis, der Bau der Fußgängerbrücke sei Geldverschwendung. Damit seien sie allerdings abgeblitzt. Und an der Ahlbecker Straße hatte der Besitzer eines der Nachbarhäuser an der Baulücke Bedenken, die schmale Fläche als Fußgängerweg zu nutzen.

Doch selbst dort, wo Anlagen für einen zweiten Zugang schon vorhanden sind, bleiben Fahrgästen nur lange Wege – wie am Bahnhof Grunewald, wo ein südlicher Zugang in Höhe der Douglassstraße den Weg aus dem dortigen Wohnbereich verkürzen könnte. Der einst vorhandene Zugang ist seit Jahrzehnten verrammelt. Heute befindet sich vor dem Zugang ein Parkplatz. Hier scheuen Bahn und Land die Kosten für eine Instandsetzung – und spätere Unterhaltung, weil nur mit wenigen Nutzern gerechnet wird.

Auch am Bahnhof Waidmannslust hat es fast 30 Jahre gedauert, ehe im Dezember der südliche Zugang wieder eröffnet werden konnte. Anfang 1984 war er wegen einer maroden Treppe dicht gemacht worden. Am Bahnhof Westend fehlt ebenfalls ein Zugang im Süden. Der früher vorhandene Tunnel wurde längst abgerissen; für die als Ersatz versprochene Brücke reichte es nur für das Betonieren der Fundamente – vor etwa 20 Jahren. Und selbst bei den Stationen Hohenzollerndamm und Messe-Nord an dem 1993 wieder in Betrieb genommenen Ringbahn-Abschnitt dauerte es rund 15 Jahre, bis die damals schon vorbereiteten zweiten Zugänge endlich kamen. Klaus Kurpjuweit/Armin Lehmann

Klaus Kurpjuweit, Armin Lehmann

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