Preiserhöhungen bei BVG und S-Bahn in Berlin: Stammkunden zahlen wieder drauf
Die Ticketpreise in Berlin und Brandenburg steigen erneut. Vor allem trifft es Stammkunden - und Fahrgäste mit Fahrrädern. Kritik kommt von den Grünen.
Fahrgäste können sich darauf verlassen: Egal, was in der Welt passiert, die Preise im Nahverkehr steigen – bis auf ganz wenige Ausnahmen – von Jahr zu Jahr. Am Mittwoch hat der Aufsichtsrat des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) wie erwartet beschlossen, vom 1. Januar 2016 an mehr Geld vor allem von den Stammkunden zu fordern. Um durchschnittlich 1,84 Prozent sollen die Preise steigen, wobei das Mitnehmen eines Fahrrades aber deutlich teurer werden wird, obwohl der Senat nach seinen Angaben den Radverkehr besonders fördern will. Unverändert bleiben dagegen die Preise für die Einzelfahrscheine, die aber bereits jetzt auch als hoch gelten. Und Kurzstreckentickets werden teurer.
Die Durchschnittsrate, die sich aus den einzelnen Tarifen ergibt, ist seit diesem Jahr an einen Index gekoppelt. Die Entwicklung der Verbraucherpreise in Berlin und Brandenburg wird dabei mit 83 Prozent gewichtet, die Kostenentwicklung bei Kraftstoffen und Strom zu je 8,5 Prozent – bezogen immer auf die vergangenen fünf Jahre. Da diese Kosten in den vergangenen Monaten kaum gestiegen sind, klettern die Preise im Durchschnitt „nur“ um 1,84 Prozent. Dies sei der geringste Wert seit dem Start des gemeinsamen Verbundtarifs im April 1999, teilte der VBB am Mittwoch mit. Zum 1. Januar 2015 lag die Rate noch bei 2,3 Prozent, 2005 waren es sogar 3,8 Prozent.
Preise müssten sinken, sagen die Grünen
Für den Grünen-Abgeordneten Stefan Gelbhaar ist die Index-Rechnung „Augenwischerei“: Die Preise müssten sinken, nicht steigen. Dafür sprächen die positive Entwicklung bei BVG, S-Bahn und Regionalverkehr sowie die niedrigen Energiepreise und eine Inflationsrate nahe null.
Vor allem bei den Stammkunden mit ihren Monatskarten und Abonnements hatten die Verkehrsbetriebe bereits in der Vergangenheit zugelangt. Dies führt dazu, dass sich eine Monatskarte erst rentiert, wenn der Käufer immer mehr Fahrten zurücklegt. 2005 war eine Monatskarte AB fürs Stadtgebiet noch nach 32 Fahrten günstiger als der Kauf von Einzelfahrscheinen. Jetzt muss man, wenn man die günstige Vier-Fahrten-Karte zugrunde legt, 36 mal (und nicht 44 Mal wie irrtümlich zunächst gemeldet) fahren, um preislich von der Monatskarte zu profitieren. „So viele Fahrten legt nicht einmal ein Pendler zurück“, kritisiert Christfried Tschepe vom Fahrgastverband Igeb.
Im Vergleich ist Berlin teuer auf kurzem Strecken
Aber auch beim Preis des Einzelfahrscheins liegt Berlin, verglichen mit anderen Städten, bei kürzeren Strecken mit in der Spitzengruppe, weil der Einheitstarif AB stadtweit gilt. Eine Fahrt über vier S-Bahnhöfe kostet so viel wie eine über knapp 30. Hinzu kommt, dass die Kaufkraft in Berlin relativ gering ist: Um eine Monatskarte zu kaufen, müssen Berliner mehr arbeiten als etwa Fahrgäste in Düsseldorf, München oder Zürich.
Bei der auch für 2017 zu erwartenden Erhöhung wird der Preis für die Monatskarte ABC wohl auf über 100 Euro klettern; 2016 liegt er noch schamhaft bei exakt 99,90 Euro.