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Ein Obdachloser liegt unter einer Decke in einem Eingang einer Kirche in Kreuzberg.
© dpa

„Weil der Mensch mehr ist“: Stadtmission baut Obdachlosenhilfe am Bahnhof Zoo aus

Baustart für das neue Zentrum der Berliner Stadtmission am Bahnhof Zoo. Ab dem Frühjahr 2020 soll es hier weitere Angebote der Obdachlosenhilfe geben.

Die Berliner Stadtmission baut ihre Obdachlosenhilfe aus. Die Umbauarbeiten für ein neues Zentrum am Bahnhof Zoo haben am Freitag begonnen. In den S-Bahnhöfen am Hardenbergplatz stellt die deutsche Bahn zusätzlich eine Fläche von rund 500 Quadratmetern 25 Jahre lang kostenlos zur Verfügung. Damit soll das Hilfsangebot verbessert werden: In den neuen Räumen soll die Beratung und Begegnung von Obdachlosen stattfinden und so die Arbeit der benachbarten Bahnhofmission und des Hygienecenters ergänzen. Die Baukosten, die unter anderem mit Mittel der Deutschen Klassenlotterie finanziert wurden, belaufen sich auf 2,4 Millionen Euro.

Ein neuer Ansatz

Drei Jahre hat es gedauert bis die Finanzierung des Bauvorhabens gesichert war. Doch nun ist es soweit. Das Projekt kann starten und die Vorfreude ist allen Projektbeteiligten anzumerken. Der symbolische Schlag auf die Mauer steht für die Schaffung von Neuem, das in der ehemaligen Polizeistation entstehen soll.

Der Charlottenburg-Wilmersdorfer Sozialstadtrat Detlef Wagner, betont: „In den Räumlichkeiten waren früher Zellentrakte, jetzt wird hier etwas für die Menschen getan“. Ziel des Zentrums sei es für andere Menschen da zu sein und sich die Frage zu stellen wie es dem Menschen geht, der einem gerade gegenübersteht. „So viele Menschen rümpfen die Nase und gehen an Obdachlosen oder bedürftigen Menschen vorbei“, bedauert Wagner.

Das Zentrum solle ein Bewusstsein dafür schaffen, was wirklich wichtig ist. Bei der Bekanntgabe des Baustarts ermutige und forderte er die Menschen auf vorbeizukommen und selbst mitzuhelfen. Dabei geht es ihm besonders um die Erfahrungen die dabei gemacht werden. „Dankbarkeit zu erfahren ist ein ganz besonderer Erfolg“, sagt Wagner.

Beratung, Begleitung, Begegnung und Bildung

Geplant ist auch eine Ausstellung. In dieser können sich Interessierte interaktiv zu den Themen Armut und Obdachlosigkeit informieren. Die Ausrichtung des Zentrums ist in die drei „B's“ Beratung, Begegnung und Bildung gegliedert. So haben beispielsweise Menschen die von Armut betroffen sind oft Schwierigkeiten sich Hilfsangebote zugänglich zu machen. Hierbei helfe die Beratung und Begleitung durch das Zentrums weiter.

Zugleich soll es als kultureller Veranstaltungsort genutzt werden. Bei Konzerten, Lesungen, Filmvorstellungen, Tanz und Theater können sich Menschen auf Augenhöhe begegnen, die aufgrund von Obdachlosigkeit oder Flucht oftmals ohne beständige soziale Kontakte leben. Aufklärungsarbeit leisten Workshops für Gruppen aller Art, in denen ein Bewusstsein für die Situation von Armen und Obdachlosen geschaffen wird – mit dem Ziel einen respektvollen Umgang mit den Betroffenen zu stärken.

Drei Jahre bis zum Baustart

Der Schlüssel für die Räumlichkeiten wurde vom ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn, Rüdiger Grube bereits im Dezember 2016 übergeben. „Dass bis zu heutigen Baustart fast drei Jahre vergangen sind, ist gar nichts ungewöhnliches - und für ein Projekt in Berlin schon gar nicht“, sagt Wolfang Nebel, der das Projekt koordiniert hat.

Wenn ein Projekt auf verschiedene Geldgeber und Fördertöpfe angewiesen sei, dauere es eine Zeit bis es richtig beginnen könne: „Die Projektleitung muss das Vorgehen im Vorfeld bis ins kleinste Detail durchplanen. Das hat uns aber bei der Entwicklung der Inhalte Zeit verschafft“, sagt Nebel.

Ein langfristiges Projekt

Die Eröffnung des Zentrums ist für das Frühjahr 2020 geplant. Offiziell bekannt gemacht werden kann das Datum der Eröffnung zwar noch nicht, Wolfgang Nebel wünscht sich hierfür aber den Tag der deutschen Bahnhofmissionen Ende April 2020. Der Mitvertrag mit der deutschen Bahn ist zunächst bis ins Jahr 2043 geschlossen.

Der Hardenbergplatz ist auch für kommerzielle ein attraktiver Ort. Doch Nebel ist zuversichtlich, was die Arbeit des Zentrums über diesen Zeitraum hinaus betrifft: „Ich habe wenig Bedenken das wir in 25 Jahren aus den Räumen müssen, weil beispielsweise ein neuer McDonald's Interesse bekundet. Wir kennen das von der Bahnhofsmissionsarbeit. Diese besteht nun schon seit 120 Jahren in Deutschland“, erzählt Nebel. Der Vermieter, in diesem Fall die Deutsche Bahn, begleitet und beobachtet die inhaltliche Arbeit des Projektes und wenn hier alles stimmt wird der Mietvertrag in der Regel verlängert.

Carry-Ann Fuchs

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