Entwaffnend ehrlich: Rolf Eden und Rosa von Praunheim im Tagesspiegel-Talk
Am Sonntag wurde Rolf Eden in der gut besuchten Astor Filmlounge seiner Rolle des erotomanischen Bürgerschrecks wieder einmal gerecht. Im Tagesspiegel-Talk traf er auf den Filmemacher Rosa von Praunheim.
Einige Vorschläge zur Wiederbelebung des Kurfürstendamms hätte Rolf Eden zu machen. Erst mal müssen die nutzlosen Bäume vom Mittelstreifen weg, damit man dort wieder parken kann. Große Kaufhäuser sollen außerdem her. Und dann muss die Busspur verschwinden. „Warum soll ein arbeitsloser Mensch schneller unterwegs sein dürfen als ich in meinem Rolls?”, fragt der ewige Playboy mit unverrückbarer Selbstgewissheit. Der 81-Jährige weiß: gerade weil er provoziert, mag man ihn – irgendwie. Und so wird Ku‘damm-Kenner Eden im Gespräch mit Filmemacher Rosa von Praunheim und Tagesspiegel-Autor Bernd Matthies am Sonntag in der gut besuchten Astor Filmlounge seiner Rolle des erotomanischen Bürgerschrecks wieder einmal gerecht. Die Veranstaltung bildete den Abschluss der Tagesspiegel-Serie zum 125-jährigen Jubiläum des Boulevards.
„Ich mag dich sehr, weil du so schamlos und entwaffnend ehrlich bist”, sagt der elf Jahre jüngere von Praunheim zu Eden. Beide – der schwule Regisseur mit dem großen sozialen Bewusstsein und der Lebemann, für den nur Ich, Jetzt, junge Frauen und Geld zu zählen scheinen – sind am Ku’damm zu Hause. Seit mehr als 30 Jahren lebt von Praunheim in der Nähe des Olivaer Platzes, und Eden hat hier in den 50er, 60er und 70er Jahren sechs berühmte Nachtclubs besessen. Darunter den „Eden Saloon“ in der Damaschkestraße, später „Old Eden“ genannt, wo unter anderem Ella Fitzgerald und Gerry Mulligan nach dem Konzert zum Jammen hinkamen. Seinen letzten Club, das Big Eden, hat er 2002 verkauft. Für Rolf Eden ist der Boulevard noch immer „die schönste Straße der Welt”. Von Praunheim hingegen findet ihn hässlich, sagt, man verwechsle das Heute mit den Bildern aus den 20er Jahren, dem einstigen Glamour, den schönen Frauen mit den Windhunden, den Cabarets in den Seitenstraßen. Trotzdem würde auch er sich hier eine neue Blütezeit wünschen, mit attraktiven Restaurants und Unterhaltungsangeboten. „Doch die hohen Mieten verhindern vieles. Und ohne sehr viel persönliches Engagement geht es sowieso nicht.“
Nach der Gesprächsrunde läuft der Film „Durch die Nacht mit Rolf Eden und Rosa von Praunheim”. Auf der gemeinsamen Fahrt durch Berlin entlockt von Praunheim dem alten Playboy mit seiner feinfühligen Art manches. So erfährt der Zuschauer nicht nur einiges über Edens sieben Kinder, seinen Vater, der den Sohn ins Bordell mitnahm, sondern auch über den Tod der Mutter, der Eden angeblich nicht sehr erschüttert hat. Geweint habe er noch niemals im Leben, sagt er. „Männer sollten das nicht tun.“ Eva Kalwa
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