Mustafa’s Gemüsekebap: Post von Onkel Hipp: Babybrei-Chef steht auf Kebap
Die Wartezeit bei Mustafa’s Gemüsekebap kann schon mal 20 Minuten betragen, die Popularität verdankt die Bude aber nicht nur ihrer Küche, sondern auch der einfallsreichen Werbung.
Ach, der Mehringdamm. Nicht gerade die beste Adresse der Stadt, aber rund um den U-Bahnhof ist stets was los, vor allem in der Nacht, wenn das Partyvolk der Hunger packt. Burger King, Inder, „Curry 36“ natürlich und seit sechs Jahren – nur ein paar Meter weiter – „Mustafa’s Gemüse Kebap“.
Der Container am Finanzamt hat sich längst einen Namen gemacht. Die Wartezeit kann schon mal 20 Minuten dauern, die Popularität verdankt die Bude aber nicht nur ihrer Küche, sondern auch der einfallsreichen Werbung. Der Inhaber heißt gar nicht Mustafa, sondern Tarik Kara, und der spielt gern mit den türkischen Klischees: „Döner ist Liebe; Bruder. Unser Döner kommt von Herzen. Mit alles frisch, viel Liebe und ein bisschen Geheimnis“, radebrecht der Chef auf der Internetseite. „Kommst du vorbei, wirst du gekümmert.“
Nicht nur die Internetseite lädt ein zu vielen Spielereien mit Live-Kamera, Gästebuch und Musikclips, der Kebapbudenchef hat sich Ende Oktober sogar einen Spot geleistet, der in den Yorck-Kinos gezeigt wurde. Damit hat Kara sogar die Aufmerksamkeit eines Großkonzerns auf sich gezogen. Karas Kebap-Familie veralbert nämlich die Werbung des Babynahrungsherstellers Hipp. Im Kebap-Spot geht’s ähnlich liebevoll zu wie beim bayerischen Breiproduzenten, der seinen Sitz nördlich von München hat. In der Kebapwerbung sind knackige Möhren zu sehen, sonnige Felder, gesunde Kost, viel Idylle. Dann spricht der Chef sehr, sehr ernst in die Kamera: „Davor stehe ich mit meinem Namen.“
So ähnlich äußert sich bekanntlich seit vielen Jahren Claus Hipp, 73, seit den 60ern Chef des gleichnamigen Unternehmens: „Dafür stehe ich mit meinem Namen.“ Hipp – Arbeitgeber von 2000 Angestellten und Großkunde bei 6000 Biobauern – scheint eine gute Portion Humor zu haben. Denn der gelernte Jurist verklagte die freche kleine Bude vom Mehringdamm 32 nicht etwa, sondern schickte einen Brief nach Kreuzberg (natürlich mit korrekt falschem Apostroph): „Liebe Mustafa’s, vor über 45 Jahren aß ich meinen ersten Döner mit meinem gleichaltrigen Freund Aydin aus Bodrum. Wenn Ihre Döner so gut sind wie Ihre Werbung, über die ich herzlich gelacht habe, dann komme ich bei meinem nächsten Berlin-Besuch gerne vorbei.“
Der Brief wurde nun auf der Facebookseite der Kebapbude veröffentlicht und macht im Internet die Runde. Nein, das Schreiben sei kein billiger Gag, der Brief sei wirklich vom Firmenchef, heißt es in der bayerischen Firmenzentrale: „Herr Hipp fand’s sehr lustig“. Urteil der 9000 Facebook-Freunde der Dönerbude: Daumen hoch.
André Görke