Stadtleben: Pop und Propaganda
Das Goya war eine Pleite. Doch nun scheint’s mit dem Club aufwärts zu gehen Dabei geholfen hat auch Bork Melms. Heute startet er seine zweite Partyreihe
Die erste Party war ziemlich heftig. Bork Melms – zum Vornamen kommen wir später – war 15 Jahre alt, wohnte in Stralsund und lud ein paar Freunde in den Garten seiner Eltern ein. Am Ende kamen 120, viel zu viele, „die Jungs lagen in der Hecke“,erinnert er sich, der Rasen sah auch nicht mehr ganz frisch aus. „Und ich dachte nur: Heute bringen mich meine Eltern um.“
Haben sie dann doch nicht getan, und so wurde aus Bork Melms ein Eventveranstalter , der Jahre später im großen Berlin mal eben das schaffen will, was Top- Leute nicht vollbracht haben: Den Nachtclub „Goya“ zu füllen. Lädt Bork Melms zur Schwulenparty „Propaganda“, feiern dort stets 1500 Leute auf drei Etagen – so viele Gäste kamen früher nicht mal in einer Woche ins Goya. Ab heute Abend , 22 Uhr, kommt nun eine Partyreihe im ehemaligen Metropol hinzu: „Goya Nights“. Das ist eine Clubnacht für Leute über 30, immer am ersten Sonnabend des Monats. Im Prinzip ist Melms selbst noch zu jung dafür: Er ist 29, aber nur noch vier Wochen.
Am Nollendorfplatz soll nun also regelmäßig gefeiert werden. Und der Ansatz, warum das so gut klappen soll wie bei den „Propaganda“-Partys, ist banal: Es gibt ein klares Konzept. „Wir veranstalten eine Ü30-Party mit Stil. „Gespielt wird Musik aus den 70ern, 80ern, 90ern und das Beste von heute.“ Und dann sagt er den vielleicht entscheidenden Satz: „Die Leute müssen wissen, was sie in einem Club erwartet.“
Früher, als der Ruf des Goya so ramponiert wurde, war genau das nicht der Fall. Was der Club am Nollendorfplatz sein sollte und auch wollte, schien nicht mal den Chefs um Peter Glückstein so richtig klar gewesen zu sein. Mal war das „Goya“ eine Disko für Aktionäre, mal Schickimicki-Treff, mal Restaurant oder auch Club für Freunde von Weltmusik. Nach nur vier Monaten war das Goya eines ganz sicher: Nämlich pleite. Statt der avisierten 2700 Gäste kamen an manchen Tagen nur ein paar hundert.
Seit das Haus aber im vorigen Sommer von den Unternehmensberatern der Treugast, die auch das Tempodrom nach vorn gebracht hatte, übernommen wurde, wird das so spektakulär gestaltete Haus immer beliebter. Firmen wie Hugo Boss buchen das Haus für Shows und Businesspartys, aber auch Feierlichkeiten wie die von Hollywood-Star Tom Cruise fanden dort statt, der mit der Crew das Drehende des Films „Valkyrie“ begoss.
Heute Abend öffnet im Goya auch die Lounge im dritten Stock mit 8,50 Meter Deckenhöhe und Blick auf den Nollendorfplatz. Bisher war die nicht fertig geworden; dort oben wird Black&Soul gespielt, auf dem Parkett unten hingegen Madonna und Co.. Und wie sieht’s mit der Türpolitik aus? Ganz entspannt, sagt Melms, Fliege und Anzug müsse niemand tragen, auch Sneakersträger dürften gerne vorbeischauen, „Hauptsache, die Leute sind gut drauf und wollen schön feiern“, sagt er und meint: „Also erwachsen feiern“. Mit einem Schnösel-Image von einst will das „Goya“ nichts zu tun haben. Bork Melms formuliert es so: „Der Berliner mag das Besondere, aber nicht das Exklusive.“ Und so kosten Drinks rund sieben Euro; der Eintritt liegt bei zwölf Euro.
Bleibt noch der seltene Vorname, Bork Melms wird ja oft genug gefragt. Er ist mit 17 Jahren von Stralsund nach Lichterfelde gezogen, im Norden ist der Name weit häufiger. Und so unglücklich ist Bork Melms damit nicht: „Meine Oma hatte Burghardt vorgeschlagen.“
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