Hygiene: Pankow prangert Schmuddel-Gaststätten an
Smileys für Sauberkeit, Schmutz auf eine Warnliste im Internet: Pankow macht Ernst mit einem Rating-System für Gaststätten und will einen Hygienepass einführen. Damit kann jeder Kunde virtuell einen Blick in die Küche werfen - und dreckigen Restaurants den Rücken kehren.
Die Stadt Zwickau in Sachsen hat es vorgemacht. Seit März 2007 gibt es dort den Hygienepass für Imbisse, Gaststätten und Lebensmittelläden. Wo der Hygienepass aushängt, können Kunden sicher sein, dass die amtlichen Lebensmittelkontrolleure alles in bester Ordnung vorfanden.
Ab Dezember will nun auch Pankow als erster Berliner Bezirk Hygienepässe samt einem lachenden Smiley nach positiven Kontrollen vergeben, vorerst allerdings nur an Lokale und Imbisse. Sollten jedoch Hygieneverstöße festgestellt werden, so will der Bezirk die Betriebe im Internet auf einer Negativliste nennen. Erstmals werden in Berlin damit die Prüfergebnisse eines Lebensmittelüberwachungsamtes für jedermann zugänglich veröffentlicht.
Alle zwei Jahren müssen Berlins Gastronomen mit einer unangemeldeten Kontrolle der bezirklichen Prüfer rechnen. Bei einem Drittel der Betriebe gibt es laut Gesundheitsverwaltung Beanstandungen von unzureichender Sauberkeit bis zu defekten Kühlanlagen. Bislang erhielten deren Betreiber Auflagen oder Bußgelder, die Öffentlichkeit erfuhr davon nichts.
Gaststättenverband befürchtet Wettbewerbsverzerrungen
Nur Zwickau entwickelte mit seiner bundesweit einmaligen Initiative eine öffentliche Kennzeichnung - mit einem Hygienepass. Die positiven Erfahrungen damit veranlassten nun den Rat der Berliner Bezirksbürgermeister und den Senat, das Modell auch an der Spree auszuprobieren. Einen zusätzlichen Anstoß gab das seit Mai 2008 gültige neue Verbraucherinformationsgesetz. Es verpflichtet die Behörden, genauer als bisher über Gesundheitsrisiken zu informieren.
In Pankow werden Pass und Smiley im Rahmen eines Pilotprojektes ausprobiert. Wie lange Zeit, steht noch nicht fest. Der Hotel- und Gaststättenverband Berlin lehnt die Kennzeichnung aber schon jetzt ab. "Durch den Smiley kommt es zu Wettbewerbsverzerrungen", sagte Vizepräsident Klaus-Dieter Richter. Die Bezirke hätten viel zu wenig Personal, um alle gastronomischen Betriebe zeitgleich zu kontrollieren. Tausende Imbisse und Gaststätten müssten deshalb monatelang auf einen Prüfer warten und erhielten so lange trotz vorbildlicher Hygiene keinen Smiley. Richter: "Die Gäste schließen daraus aber sofort auf eine negative Beurteilung."
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