Carpendale kommt: Nachdenklische Weihnachten
Baumschmücken ist nicht so sein Ding, aber er kann kuschelige Adventsgefühle erzeugen: Am Samstagabend singt Howard Carpendale in Berlin.
Jubel, Jubel. In den Applaus des Publikums tupft das Schlagzeug einen sanften Rhythmus, die Keyboards breiten einen kuscheligen Klangteppich aus. Und Howard Carpendale singt, mit seiner schönsten Festtagsstimme: "Weihnachten bin ich zu Haus." Mit dem Evergreen will der Schmusebarde am Samstagabend sein Weihnachtskonzert einleiten, das die Berliner O2-Arena in eine riesigbunte Schüttelkugel voller Kunstschnee, Tannengrün und adventlichem Glücksgefühl verwandeln wird. Es gibt noch Karten an der Abendkasse. Für 93 oder 101 Euro.
Beim Vorab-Interview in einem Berliner Hotel sieht Carpendale noch recht sommerlich aus, auf seiner braunen Brust blitzt ein goldener Anhänger. "Howie" ist zurück. Nach seinem Abschiedskonzert vor fünf Jahren in Köln hat er mit dem im November 2007 erschienenen Album "20 Uhr 10" ein fulminantes Comeback gefeiert.
Der Sänger ist aber auch zurück in Deutschland. Nach Jahren in Florida hat sich der 1946 in Durban, Südafrika geborene Carpendale eine Wohnung in München gekauft. Die Feiertage wird er im Bayerischen verbringen, mit der ganzen Patchworkfamilie. Seine Freundin Donnice Pierce wird da sein, seit fast 30 Jahren sind die beiden zusammen. Auch die Söhne Wayne (29) und Cass (18) kommen. Es soll ein "deutsches Weihnachten" werden, sagt Carpendale. "Ruhig und nachdenklich. In Amerika ist zu dieser Zeit ja eine Atmosphäre wie an Karneval."
Auf der Bühne ist er Profi
Die Familie hat ein Ritual. Geschenke werden am 25. Dezember verteilt, "nach einem großen, ausgiebigen Frühstück". Carpendale macht dann immer Rührei. Wie früher in Südafrika. "Es ist das Einzige, das ich kochen kann. Das beste Rührei, das es gibt." Und die Geschenke? In seinem Lied "Du und deine Elefanten" hat Howard Carpendale von großen, unerfüllbaren Wünschen gesungen. Wünscht er sich was? "Eine richtig gute Rolle in einem tollen Film. Die hätte ich sehr gerne. Aber die schenkt mir keiner." Der Sänger, ein großer, ruhiger Mann, er seufzt tatsächlich. In einigen Filmen hat er schon mitgewirkt. Aber was wäre seine Traumrolle? "Ich weiß nur, dass es nicht dieser typische Liebhaber sein sollte."
Carpendale will sich verändern, auch musikalisch sucht er einen neuen Stil. "Anders, frischer". Dabei ist er doch - zumindest am Mikrofon - der beste Liebhaber, den es gibt. Wenn er vor Zehntausenden Zuschauern auftritt, sagt er, fühle er sich "als Kapitän von einem Schiff." Und genau das ist er auch, ein sonnengegerbter Love-Boat-Käptn. Mit seinen mal schnulzigen, mal melancholischen Songs, seinen weichen "ischs" und "dischs" und seiner unverwüstlichen blonden Mähne passt "Howie" aber auch zu Weihnachten. Weil er ein Stück Verlässlichkeit darstellt, ein Stück heile Welt für seine Fans.
Er selbst ist kein Romantiker, auch nicht zu Weihnachten. Baumschmücken ist nicht so sein Ding. Auf der Bühne ist er Profi: "Ich gehe da raus, um zu arbeiten. Es ist ein Schlüpfen in eine Rolle. Um 20 Uhr 10 sage ich: So, jetzt hast Du zu unterhalten." Und wie unterscheidet sich der Bühnen-Carpendale vom privaten? "Der auf der Bühne hat alles im Griff. Der private ist ein bisschen chaotisch." Er lacht. Seine Heimat, das wird klar, ist nicht Südafrika, nicht Deutschland. Es ist die Bühne. "Da weiß ich, wie ich zu sein habe."
"Hello again" kennt jeder
Begonnen hat Howard Carpendale vor über 40 Jahren als Beat-Sänger und Elvis-Imitator in Südafrika. Seinen ersten Hit in Deutschland hatte er 1969. Seitdem hat er gut drei Dutzend Alben veröffentlicht. Seinen Ohrwurm "Hello again" kennt jeder. Auch Krisen gab es, Schürzenjägereien. Über die schweigt der Künstler, schließlich ist Weihnachten. Aber Lover bleibt Lover: Einige Minuten zuvor hatte er eine junge Reporterin gefragt, ob sie bei seinem Konzert sein werde. Ja, werde sie. "Dann kommen sie hinter die Bühne und sagen hello, bitte."
Manchmal kann er aber doch aus seiner Haut. Zusammen mit seinem Sohn Wayne, der Schauspieler und Moderator ist, hat er einmal in New York einen Schauspielworkshop besucht. Jeder Teilnehmer sollte zwei Geschichten über sich erzählen, eine wahre, eine erfundene. Welche würden die anderen glauben? "Ich habe gesagt, ich bin Profigolfer, nicht sehr erfolgreich, aber ich verdiene gut damit." Howard Carpendale lächelt. "Und ich habe gesagt, ich bin Sänger, aus Deutschland, habe über zwanzig Millionen Schallplatten verkauft." Alle haben getippt: Golfer.
O2-Arena am Ostbahnhof, Sonnabend 20 Uhr, Karten: 93/101 Euro
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