Premiere: Mit dem Fluchtauto zur Filmgala
Szenen zu „Das Bourne Ultimatum“ hatte Matt Damon auch in Berlin gedreht, gestern kam er zur Premiere am Potsdamer Platz.
Für die Autoindustrie war „Die Bourne Identität“ ein klarer Flop. Eine der spektakulärsten Szenen, die Flucht durch Paris, bestritt der vergessliche Killer in einem alten Mini, einem Fahrzeug aus den Fünfzigern, das kurz zuvor durch ein schickes Nachfolgeprodukt abgelöst worden war. Reklamefaktor: null.
In den fünf Jahren seit diesem ersten Teil der Bourne-Trilogie haben deren Produzenten ihre Marketinglektion gelernt. „Offizielles Fluchtfahrzeug“ in „Das Bourne-Ultimatum“: ein VW Golf GT Sport, so stand es gestern groß an einer Innenfassade unterm Sony-Zelt am Potsdamer Platz, und natürlich parkte solch ein PS-Bolzen auch auf der Rampe, über die der rote Teppich, vorbei an den schaulustigen Scharen der potenziellen Käufer, direkt ins Cinestar führte.
An sich hätte VW, Sponsor der „Bourne“-Premiere an diesem Dienstagabend, noch einen Touareg dort abstellen können, aber der ist negativ besetzt, als Fahrzeug des aktuellen Bourne-Jägers. Und vielleicht ist die Rampe für solch einen Blechkoloss ohnehin zu fragil, zumal auch noch diverse Schwergewichte des hiesigen Kultur- und Gesellschaftslebens darüber hinweg schritten, darunter Nadja Uhl, Til Schweiger, Katharina Witt und Sir Peter Torry.
Ein gewohntes Bild an diesem Ort, auch für Hauptperson Matt Damon. Fast kann er als Halbberliner gelten, so oft hat er sich hier blicken lassen, zuletzt Anfang dieses Jahres zu viertägigen „Ultimatum“-Dreharbeiten, die ihn auch nach Tanger, London, Paris, Madrid und New York führten. Stets war, wie gestern in Berlin, seine Familie dabei, Ehefrau Luciana Barroso und die beiden Kinder, darunter die gemeinsame Tochter Isabella, 14 Monate alt und offenbar sehr nachtaktiv, jedenfalls soll sie Papa Matt manche Stunde Schlaf geraubt haben. Morgens beim Schminken fielen ihm oft die Augen zu, wie Kollegin Julia Stiles, ebenfalls zur Premiere angereist, am Nachmittag im Adlon vor Journalisten bereitwillig verriet. Und er selbst tat gestern kund, dass er „nachts immer die Fläschchen“ mache – so verbreitete es jedenfalls die Agentur dpa. Diesmal endete das nächtliche Ritual fatal: Offenbar habe er in den kurzen Schlafzeiten zwischen der Nahrungszubereitung in einer falschen Schlafhaltung verbracht und sich den Hals verrenkt, erzählte Damon. Mit Akupunkturnadeln ins Ohr piekste ihn ein Arzt premierenfit.
Als dritter des „Ultimatum“-Teams war Edgar Ramirez gekommen, im Film der glücklose Bourne-Jäger und Touareg-Fahrer. Sollten also Topstar Damon des Nachts Vaterpflichten oder Nackenschmerzen übermannen und zu vorzeitigem Verlassen der von VW gesponserten Party im China-Club im Adlon zwingen, würde das Bourne-Fähnlein weiterhin zuverlässig hochgehalten werden.
Julia Stiles hatte als CIA-Nachwuchskraft schon in den ersten beiden Filmen mitgespielt und bei „Die Bourne-Verschwörung“ auch in Berlin gedreht – eine in Amerika hochgehandelte Jungaktrice, zu Hause auf der Bühne wie vor der Kamera, mit beachtlichem Rollenspektrum, von Shakespeare über Teenagerkomödien bis zu Thriller und Psychodrama.
Ob es einen vierten Film geben werde? Zwar hinterließ Robert Ludlum, der 2001 gestorbene Autor der zugrunde liegenden Romane, keinen weiteren Band. Doch schon hat sich ein neuer Autor, Eric Van Lustbader, der Figur angenommen und „Das Bourne Vermächtnis“ verfasst. Julia Stiles bezweifelt dennoch, dass es einen vierten Film gibt. Und hatte nicht Matt Damon laut Verleih schon allen Spekulationen über eine künftige Liaison zwischen Bourne und der süßen Agentin einen Riegel vorgeschoben? „Es ist klar, dass es zwischen ihnen niemals zu mehr kommen wird.“ Pech für die Autoindustrie.
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