British in Berlin: Mark Espiner über Kaffee in Berlin
Ich bin kein Teeliebhaber. Vergessen Sie das britische Klischee. Das Blatt ist nicht mein Gebräu, es ist die Bohne. Und ich bin sehr pingelig damit.
In London gibt es nur wenige Plätze, die eine Tasse wirklich guten Kaffees abliefern. Das sind Monmouth in Borough Market, Bullet in Covent Garden und die Milk Bar in Soho. Als ich hier in Berlin angekommen war, hatte ich die ernsthafte Sorge, dass es mir nicht möglich sein wird, Kaffee nach meinem speziellen Geschmack zu finden.
Sie müssen wissen, ich trinke keinen Espresso, Cappuccino oder Latte Macchiato. Meine bevorzugte Tasse ist der “Flat White”. Er stammt aus Neuseeland und ist der letzte Schrei in London. Es ist ein Ristretto Shot, kurz gesagt, volleres Aroma und etwas öliger als der wässrige Espresso, mit einer Schaumkrone von weniger als 1 cm.
Jedesmal, wenn ich in Berlin um einen Flat White bat, wurde mir einfach ein Latte Macchiato serviert. Igitt. Das war fast eine Beleidigung für mich. Viel zu milchig, oft zu schwach, mehr Schaum als Koffein und meistens zu teuer. Ihr Deutschen scheint den Schaum zu lieben, auf dem Kaffee wie auf dem Bier.
Am Ende entschied ich, einen doppelten Espresso mit einem Kännchen heisser Milch zu bestellen. Auf diese Weise konnte ich zumindest versuchen, ihn selbst zu mixen.
Diese Woche jedoch beschloss ich, dass damit nun Schluß ist! Ich begab mich auf die Jagd nach Berlin’s bestem Kaffee – und dem schwer zu fassenden Flat White.
Meine Tour startete ungefähr um 11 Uhr vormittags – perfekte Kaffeezeit – im Barcomi’s in der Sophienstrasse. Es gab keinen Flat White auf der Karte, aber der Kaffee, der mir gebracht wurde, war ziemlich gut. Bohnen aus Guatemala. Ich fragte den führenden Barista, Marcel, ob er mir einen Flat White zubereiten könnte. Nein, sagte er, das wäre nicht möglich hier. Aber er hatte Mitleid. Es gibt gute Kaffeplätze, meinte er, und schickte mich auf meinen Weg nach Prenzlauer Berg, zu Godshot.
Ein Koffeinhit im Godshot. 12.00 und ich hatte den Himmel in einer Tasse gefunden. Der Mann hinter der Kaffeemühle war Kai-Uwe – ein Enthusiast, der schon eine professionelle Kaffemaschine zuhause hatte, bevor er sein Cafe eröffnete. Seine Liebe zum Kaffee ist mustergültig. Er ist der einzige Importeur der amerikanischen Black Cat Kaffeebohnen in Europa. Ich werde mich darüber jetzt nicht auslassen, weil Sie ihre eigenen Recherchen anstellen können, wenn Sie hier klicken [ http://bit.ly/FQkQY ]. Und er mixte den vielleicht besten Flat White, den ich je hatte. Stark. Dunkel. Cremig. Minimaler Schaum. Er serviert auch Espresso zum mitnehmen, ja zum mitnehmen, in kleinen Porzellanbechern (er nennt ihn “Spro to go”) und mahlt jede Tasse frisch.
In der Zwischenzeit gab mir @BettinaAntonina auf Twitter den Tipp, dass Bonanza Coffee Heroes in der Oderberger Straße einen Versuch wert ist. Ich eilte also dort hin für einen weiteren Flat White, freundlichst zur Verfügung gestellt von Alexej. Im Buchregal hinter ihm und auf der eleganten Maschine (sie ist offensichtlich computergesteuert und es gibt davon nur zwei in ganz Deutschland) präsentierten sich Titel wie A History Of Coffee In Guatemala und Coffee Technology. Er machte einen verdammt guten Kaffee – aber wollte mir nicht verraten, wo Bonanza seine Bohnen röstet. Betriebsgeheimnis, sagte er. Er riet mir jedoch, No Fire No Glory in Friedrichshain auszuprobieren.
Da war ich dann also, bei meinem vierten großartigen Kaffee in Berlin – und ich mußte feststellen, dass all diese Kaffemahler im ehemaligen Osten zu finden sind. No Fire No Glory [ http://bit.ly/9BgAIf ] bekommen ihre Bohnen von Kopenhagens hippem Coffee Collective. Das brachte meinen Puls auf Hochtouren.
Oliver, der Barista, war fast evangelikal. Er sagte, dass es das Ziel von Cafes wie das No Fire No Glory ist, eine kulturelle Revolution in Berlin zu entfachen, “um die Kaffeeszene zu ändern”. Er kommt aus dem früheren Osten, aber konnte sich an nicht viel erinnern (zu jung). Zwanzig Jahre später und es ist nicht die Politik, die eine Revolution schürt, sondern Bohnen.
Er erklärte mir jedoch, dass DDR Kaffee sogar noch schlechter war als die Latte Macchiatos, die ich so verschmähe. Schauen Sie sich doch diese Dokumentarserie an, um mehr darüber zu erfahren.
Aber wohin sollte ich im Westen gehen? Double Eye, sagte er, in Schöneberg.
Arno Schmeil’s Einrichtung röstet selbst. Er bekommt die Bohnen direkt vom Schiff in Hamburg – und verwendet dann seinen In-store Röster um das Aroma zu perfektionieren. Nach dem Rösten läßt er die Bohnen sich erst mal “erholen”, um das Öl freizusetzen. Allerdings konnten mir die Baristas dort keinen Flat White zubereiten. Sie wußten nicht, was das ist. Dafür servierten sie mir einen sogenannten Galao (offensichtlich eine portugiesische Version).
Vier Uhr nachmittags und ich hatte genügend Koffein in meinen Adern, um nach Hause zu fliegen, aber ich nahm die U-Bahn. OK, ich habe also für den Rest des Tages gezittert, aber die Koffeinüberdosis war es wert. Ich habe ein Kaffeeparadies in Berlins Kaffee-Liebhaber-Szene gefunden.
Seitdem versuche ich mir das Gezitter wegzulaufen und bin gerade an der neuen Aussichtsterrasse der Humboldt Box vorbeigekommen, und das gab mir eine Idee. Ich bin nun auf der Suche nach den besten Aussichtspunkten in Berlin. Ich weiß es ist flach und ohne Hügel, aber wenn Sie einen Vorschlag haben – sei es durch ein Loch in einer Wand oder von Dach eines Gebäudes – dann tweeten oder mailen Sie mir, oder hinterlassen Sie einen Vorschlag unten, ich werde Ausschau halten.
Sie können Mark emailen unter mark@espiner.com mit Ihren Tipps und ihm auf Twitter @DeutschMarkUK folgen.
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