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© Uwe Steinert

Alliiertenmuseum: Kommandowechsel in der Clayallee

Der Gründungsdirektor des Alliiertenmuseums Helmut Trotnow verabschiedet sich. Seine Nachfolgerin heißt Gundula Bavendamm und hat schon viele Pläne.

Berlins leidenschaftlichster Zeitzeugen-Sammler zieht sich in den Ruhestand zurück. Am späten Donnerstagnachmittag wurde der Gründungsdirektor des Alliiertmuseums, Helmut Trotnow, bei einem Festakt verabschiedet. Gleichzeitig stellte sich seine Nachfolgerin Gundula Bavendamm der Öffentlichkeit vor.

Für Abgeordnetenhauspräsident Walter Momper (SPD), der die Laudatio für Helmut Trotnow vorbereitet hatte, ist der scheidende Direktor „bereits jetzt zu einer Legende für die Freundschaft und Verbundenheit West-Berlins mit den drei West-Alliierten geworden“. Momper hält den Flughafen Tempelhof als authentischen Ort alliierter Präsenz für ideal geeignet, um künftig die "einmalige Sammlung des historischen Erbes der Jahre 1945 bis 1994“ zu beherbergen. Trotnow wünscht sich den Umzug an den früheren Zentralflughafen, ob es dazu kommt ist noch ungewiss.

Mit großem Einsatz und detektivischem Gespür hat Trotnow diese Sammlung zusammengetragen. Anfangs dauerte es, bis sich unter den französischen, britischen und amerikanischen Veteranen herumsprach, dass Objekte gesucht würden. Aber dann trafen Stapel von Fotos, Tagebüchern und Briefen ein. Längst ist das Museum zu einer nicht nur bei ehemaligen Soldaten beliebten Anlaufstelle geworden. Allein im letzten Jahr kamen über 700.000 Besucher. Immer wieder kümmerte sich Trotnow darum, dass spannende Zeitzeugen von der Öffentlichkeit auch wahrgenommen wurden, dass die Geschichte, wie aus Besatzern Beschützer und schließlich Freunde wurden, nach dem Abzug der Alliierten 1994 nicht in Vergessenheit geriet. Sogar der "Order of the British Empire“ wurde ihm für seine Arbeit verliehen.

Freiheit und Demokratie sind kostbare Güter

Bereits von 1987 bis 1996 war Trotnow, der an der London School of Economics promoviert hatte, als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Deutschen Historischen Museum für die Gedenkstätte Berliner Mauer, das Museum zur Geschichte der deutsch-russischen Beziehungen in Karlshorst und das Alliierten-Museum zuständig. Wichtig war ihm vor allem zu vermitteln, dass die Grundwerte Freiheit und Demokratie kostbare Güter sind, die man nicht für selbstverständlich nehmen kann. Seit der Eröffnung des Museums im Sommer 1998 ist die Zahl junger Besucher, die die Zeit der Alliierten nicht selbst erlebten, immer größer geworden.

Dieser Zielgruppe will auch die neue Direktorin Gundula Bavendamm besondere Aufmerksamkeit widmen. Die Dauerausstellung solle deshalb überarbeitet und Erzählstränge sollen neu geordnet werden, damit Jugendliche von Grund auf verstehen könnten, warum etwa die Luftbrücke nötig war. Mit der Geschichte der Alliierten in Deutschland hat sich Gundula Bavendamm bereits in ihrem letzten Job intensiv befasst. In Hanau kuratierte die promovierte Historikerin eine Wechselausstellung über Amerikaner in Hessen. Davor hatte sie schon mal drei Jahre in Berlin verbracht. Von 2001 bis 2004 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Historischen Museum unter anderem an der großen Ausstellung über den Ersten Weltkrieg beteiligt. Die Zeit habe sie sehr genossen, voller Anregungen und Begegnungen mit interessanten Menschen.

Umzug nach Tempelhof "eine Vision mit Stahlkraft"

Zu Alliiertenzeiten hat sie Berlin nur kurz kennen gelernt. Mitte der 80er Jahre kam sie aus Reinbek bei Hamburg, um Jura zu studieren. Damals fand sie Berlin eher düster, den Winter unwirtlich, den Grenzübertritt in Helmstedt unheimlich, das Fach nicht ganz richtig. Das Geschichtsstudium in Freiburg machte ihr dann deutlich mehr Spaß. Auch ihr Mann ist Historiker, lehrt in Mainz und hat sich gerade eine Dauerkarte der Bahn gekauft, denn das Hauptquartier des Paares befindet sich seit November in Charlottenburg.

Berlin macht ihr jetzt richtig viel Spaß, die 44-Jährige genießt den "ehrlichen Winter“, das Kulturleben und vor allem die Möglichkeit, das auch mitgestalten zu können. Zunächst will sie die Sammlung systematisch inventarisieren, um einen besseren Zugriff für die Öffentlichkeit, aber auch für Forscher aus aller Welt zu ermöglichen. Außerdem ist es ihr wichtig, künftig noch mehr zu zeigen, dass die Amerikaner nicht immer willkommen waren. Die Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg oder die Besuche von Ronald Reagan sollen die Ausstellung ergänzen. "Wir bleiben aber ein Ort, den die Veteranen gern besuchen“, fügt sie rasch hinzu. Dankbarkeit und Verbundenheit sollten auch künftig eine zentrale Rolle spielen.

Wo das künftig sein könnte, darüber erstellt sie gerade ein Konzept mit frischem Blick. Auf jeden Fall werde mehr Platz gebraucht. Bleibt das Museum im ehemaligen Outpost-Kino an der Clayallee, dann müsse die Freifläche überdacht werden, die nicht unter Denkmalschutz stehende Bibliothek durch einen Neubau ersetzt werden. Der mögliche Umzug nach Tempelhof ist in ihren Augen allerdings "eine Vision mit Strahlkraft, der ich mich nicht entziehen kann und will“. Egal wo der Standort sein wird, sie rechnet auf jeden Fall damit, dass die Betriebskosten künftig höher sein werden.

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