Tauben-Vergrämung: Gegenwehr mit Haken
Warum die meisten Vergrämungsmaßnahmen entweder brutal oder nutzlos sind
Die Verwaltung glaubte, endlich eine Lösung für das Taubenproblem gefunden zu haben: kleine Giftkapseln, großflächig in Kreuzberg ausgelegt. Die Tiere verendeten zu Tausenden. Das war 1963. Doch die Population der Vögel erholte sich schon nach wenigen Monaten – so wie es seitdem bei jeder gezielten Taubentötungsaktion einer deutschen Gemeinde der Fall war. Inzwischen ist das Vergiften von Vögeln längst verboten. Auch die Schädlingsbekämpfungsunternehmen, die in Berlin Maßnahmen zur „Taubenabwehr“ anbieten, versprechen auf Nachfrage allesamt, Tierschutzstandards einzuhalten. Die vorgeschlagenen Umgestaltungen können das aber leider oft nicht gewährleisten. Zu den gängigsten Praktiken der Vergrämer gehört das Aufhängen von Netzen und das Verkleben sogenannter Spikes – schräg in den Himmel ragender kleiner Metallspitzen, an denen sich vor allem unerfahrene Jungtauben aufspießen können. Die Abschreckungsmechanismen funktionieren nur an Stellen, an denen sich noch keine Vögel niedergelassen haben. Sobald es ihnen einmal gelungen ist, Nistmaterial abzulagern, werden sie immer wieder versuchen, den Platz in Beschlag zu nehmen. Oft nutzen sie die Spikes dabei als Stützen und bauen direkt auf ihnen das Nest. Das ist in der Regel zwar stabil genug, um das Gewicht einer brütenden Taube auszuhalten. Wenn aber die Jungtiere schlüpfen und täglich wachsen, droht das Nest abzusacken. Die Spitzen der Spikes durchbohren dann Jung- und Alttiere. Aus Tierschutzsicht ungeeignet sind auch die meisten Netze – besonders, wenn sie nicht regelmäßig gewartet werden: Gelingt es Tieren, an einer beschädigten Stelle durchs Netz zu schlüpfen, finden sie oftmals den Rückweg nicht und verhungern. Auch von außen können sich Tauben im Netz verheddern und sich anschließend nicht mehr aus eigener Kraft befreien. Sie verenden oder ihnen sterben Gliedmaßen ab. Harmlos, aber meist auch wirkungslos bleibt dagegen das Aufstellen von Kunststoffraben auf Balkonen oder in Gärten: Nach wenigen Wochen gewöhnen sich die Tauben an den Anblick und wagen sich wieder in die Nähe. Der Basler Taubenforscher Daniel Haag-Wackernagel sagt, dass der „Wirksamkeitsnachweis“ für Plastikraben ebenso fehle wie für andere, weit kostspieligere Vergrämungsprodukte wie Ultraschall- und Magnetabwehrsysteme, sogenannte Magnetpulssysteme oder chemische Geruchsabwehr. Als effektiver gilt eine Kombination verschiedener simpler Maßnahmen: das häufige Benutzen des betroffenen Balkons, regelmäßiges Verschieben von Möbeln und Blumenkästen, das Aufstellen von Windrädern sowie flatternde Alu-Streifen. Tierschützer fordern, auf Netze zu verzichten und im Notfall lieber feste Gitter zu installieren. Hier besteht keine Verhedderungsgefahr. Statt Spikes eignen sich schräge Balken, die mit einem Winkel von mindestens 60 Grad auf Fensterbänke montiert werden. Sobald die Vögel keine waagerechte Fläche vorfinden, auf der sie sich niederlassen können, werden sie fernbleiben.
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