Hotels: Der neue Chef im Adlon ist der alte
Gianni van Daalen im Hotel Adlon: Der Gründer des Hauses ist wieder da, wenn auch nur übergangsweise bis zum neuen Chef.
Fast wieder wie damals, das Hotel Adlon. Gianni van Daalen werde jetzt „in seiner ihm eigenen charismatischen und visionären Art“ das Wort ergreifen, verspricht Hotelsprecherin Sabina Held nur ganz wenig ironisch, und der Gelobte besteigt den so bereiteten Sockel auch nur mit kaum merklichem Protest. Der Gründer des Hauses ist wieder da, wenn auch nur übergangsweise bis zum neuen Chef, und er hat zum Frühstück den Van-Daalen-Sound mitgebracht, die erfahrungsgesättigte Süffisanz des distinguierten Machers. Er weiß, dass sich ein Adlon-Direktor nicht in der Buchhaltung verstecken darf, sondern immer auch eine Art Ober-Concierge ist und die Philosophie des Hauses sichtbar vorleben muss.
Sein erster Schritt ist neue Kempinski-Pflicht: Eine Empfangsdame im roten Kostüm überbrückt die Distanz zwischen Eingang und Rezeption mit einem freundlichen Gruß. Die erste richtige Baustelle des bekennenden Gourmets allerdings dürfte die vakante Position des Küchenchefs im „Lorenz Adlon“ sein, wo dieser Tage bereits drei Kandidaten vorkochen. Über das Restaurantkonzept des Hauses will er aber grundsätzlicher nachdenken, hat aus dem nach wie vor brummenden Moskau den Eindruck mitgebracht, dass allzu steifleinene Gourmetkultur generell ein Auslaufmodell sein könnte.
Dauerpräsenz am Pariser Platz ist aber von ihm nicht zu erwarten. Denn van Daalen, der seit 2008 als Kempinskis Regionalpräsident für Europa firmiert, will sich nun vor allem um die Expansion der Gruppe im lange vernachlässigten Westeuropa kümmern. Am Wochenende ist er schon wieder unterwegs, beherrscht aber wie die Grinsekatze aus Alices Wunderland das Kunststück, sein süffisantes Lächeln irgendwie im Hotel stehen zu lassen. Und daran ändert sich ohnehin nichts: „Berlin ist mein Zuhause.“ bm