Museumseröffnung: Andachtsraum für die Currywurst
Lecker Fleischhappen mit würziger, roter Tunke: Das ist die Currywurst, wie sie die Berliner lieben. Am Samstag wird nun zu Ehren des schnellen Imbiss-Snacks ein Museum eröffnet. Hier geht es - natürlich - um die Wurst. Wo schmeckt Ihnen die Currywurst am besten? Diskutieren Sie mit!
Nun ist es also termingerecht fertig, das neue Museum, und der Andrang der Journalisten bei der Vorstellung am Donnerstag zeigte erneut, dass das Thema einen Nerv trifft – einen Magennerv vermutlich. Doch das ist nichts Neues, die Currywurst mit ihrem klassenlosen Kumpelimage, Lieblingsspeise der Tatort-Kommissare und Trost aller Nachtschwärmer, würde zweifellos im September zur Bundeskanzlerin gewählt, träte sie denn persönlich an.
Das wird nichts – aber das Currywurst-Museum ist da, am Sonnabend wird es offiziell eröffnet, ein Andachtsraum für den „Kultsnack“ (Museumssprech). „Sämtliche Dimensionen der Currywurst“ wolle sie beleuchten, versprach die Leiterin Birgit Breloh seinerzeit, und das ist zweifellos auch gelungen, nur gibt es dummerweise nicht allzu viele Dimensionen. Man könnte sich durchaus vorstellen, dass viele Besucher den scharfen Eintrittspreis von 11 Euro – ohne Wurst – eher unangemessen finden, denn für einen Euro mehr gibt es beispielsweise das Sammelticket für die komplette Museumsinsel, das dann doch erheblich mehr Schauwert verspricht.
Zu sehen gibt es das Erwartbare, mit moderner Technik appetitlich, wenn auch ein wenig steril dargeboten. In einem flach hingestreckten Berliner Stadtplan stecken Gäbelchen, die jede ernst zu nehmende Currystation der Stadt markieren, es wird über die vielfältigen Gewürze unterwiesen, die den guten Curry ausmachen, und eine eigene Stube ist den Umtrieben der Herta Heuwer gewidmet, die die deutsche Lieblingsspeise bekanntlich 1949 erfunden hat. Im Fernseher läuft alles, was es von ihr in Sachen TV-Präsenz gibt, das ist vor allem ein Auftritt in Harald Schmidts Show „Pssst“, in der das Rateteam ihr unter dem Stichwort „Sattmacherin der Nation“ auf die Spur zu kommen hatte.
Sogar der Pappe unter der Wurst ist eine eigene Abteilung gewidmet, naheliegend, da ein großer Hersteller als Museums-Unterstützer auftritt. So erfahren wir, dass Pappteller nicht nur umweltfreundlich hergestellt werden, sondern im Gegensatz zu Glas oder Porzellan auch nicht gefährlich werden, wenn der Wurstesser sie im Ketchup-Delirium durch die Gegend wirft. Die Geschichte des schnellen Essen wird kurz angerissen, hinter den Türen von vier Kühlschränken dürfen wir betrachten, wie der typische Inhalt bestimmter soziologisch definierter Benutzer – ältere Feinschmeckerin, WG, Kleinfamilie – aussieht. Allerdings führt das bei aller Witzigkeit doch schon stark vom Thema weg.
Eine Bildwand behauptet, es gebe eine Typologie der Currywurstbude in drei Ausbaustufen, das mag sein, ist in Berlin aber nur noch von nostalgischem Wert, weil die Tiefbauämter alle drei Typen weitgehend aus der Stadt geekelt haben. Dazu Plastikmodelle typischer Wurstpappen von Ost bis Ruhrpott-rot-weiß, einschlägige TV-Szenen mit den bekannten Tatort-Ermittlern und den Damen vom Grill, schließlich ein kleines Kino, in dem die 20-minütige Dokumentation „Best of the Wurst“ von Grace Lee gezeigt wird. Das ist es. Am Ausgang gibt es dann aus dem authentischen Wagen die Wurst selbst. Für 1,80 Euro sogar relativ preisgünstig.
Schützenstr. 70, Mitte, täglich von 10 bis 22 Uhr, Eintritt 11/7 Euro, Kinder bis sechs Jahren frei
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