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Auf sie mit Gebrüll. Chester Bennington beim Konzert von Linkin Park im Stadion in der Alte Foersterei.
© DAVIDS/ Florian Boillot

Linkin Park in Berlin-Köpenick: Stadion an der Alten Försterei - eine gute Konzertbühne?

Erstmals stand ein Konzert in der Alte Försterei an. Die Branche reagiert beunruhigt auf die neue Konkurrenz. Wie haben Sie die Premiere erlebt?

Berlin hat eine neue Konzertlocation. Mit dem Konzert der US-Band „ Linkin Park“, das am Donnerstagabend in Köpenick über die Bühne ging, will die Alte Försterei, das Heimstadion des 1. FC Union Berlin, auf dem Open-Air-Markt mitmischen. „Es finden bereits mehr als 200 Veranstaltungen aller Art ganzjährig hier statt“, sagt Christian Arbeit, der Pressesprecher von Union Berlin. Der Auftritt von Linkin Park, das erste große Open-Air-Konzert, sei der Schritt in eine andere Liga. Und die Premiere lief gut: Mit ihrem Crossover zwischen Rock, Metal, Rap und Elektronik begeisterte die Band im Rahmen ihrer „Hunting Party Tour" nahezu 25.000 Zuschauer.
So viele passen in die Alte Försterei, kurz vor Konzertbeginn waren nur noch einzelne Tickets für die Haupttribüne zu haben. Beunruhigt angesichts dieses Erfolgs reagiert die Konkurrenz. Das Geschäft mit Open-Air-Großveranstaltungen teilten sich bisher Waldbühne, Wuhlheide und Zitadelle untereinander auf. Man kam sich nicht groß ins Gehege. Das Veranstaltungswesen in Berlin profitierte bisher immer von einem weitestgehenden Konkurrenzschutz. Der neue Mitspieler hat die Alteingesessenen nun aufgeschreckt. Einer der Vorwürfe in Richtung „Alte Försterei“ lautet Preisdumping. Wegen geringerer Kosten für den Veranstalter des Konzerts, Trinity Music, habe der sich für die Location entschieden. Die ganze Branche gehe zu dem Konzert, heißt es von einem Konkurrenten. Offiziell äußern möchte sich aber niemand.

Durchbruch mit einem Song

Mit ihrer Debütsingle "One Step Closer" katapultierte sich Linkin Park 2000 auf den internationalen Musikmarkt

Mit Linkin Park hat sich die „Alte Försterei“ ein Schwergewicht in der Rockklasse gesichert. Die Kalifornier gelten mit 60 Millionen Alben als eine der bekanntesten und umsatzstärksten Bands der Welt. Die anderen zwei Open-Air- Shows ihrer Deutschlandtour spielen die sechs Jungs aus Los Angeles auf dem Hockenheimring und in der Esprit-Arena in Düsseldorf.

Sollte sich die „Alte Försterei“ als dauerhafte Location für Großveranstaltungen im Bereich Rock und Pop etablieren, würde dem direkten Nachbarn, der Parkbühne Wuhlheide die Geschäftsnische streitig gemacht. Florian Wirth, der Marketingleiter der Stadionbetriebs AG der Alten Försterei hatte in den vergangenen Tagen bereits angedeutet, dass es Ziel sei, das Stadion mit allen seinen Möglichkeiten ganzjährig zu nutzen. Bei der Parkbühne Wuhlheide möchte man sich nicht zum Thema äußern.

Genug Bierstände gibt es sowieso schon

Ein großer Vorteil der Alten Försterei ist die bereits vorhandene Infrastruktur. Durch den Betrieb als Spielstätte von Union, ist alles schon da, genügend Sanitäranlagen und – wichtig für die Rockfans – auch genügend Bierstände. Der Betrieb des Stadions liegt auch während der Bühnenshow in den Händen von Union Berlin. „Die Organisation verantwortet größtenteils der Konzertveranstalter. Wir kümmern uns um das Catering, teilweise auch um den Kartenverkauf und den Ordnungsdienst“, sagt Unionssprecher Arbeit. Was der Verein daran verdient, will er nicht verraten. 20 Heimspiele hat Union im Jahr, hinzukommen einige fußballfremde Veranstaltungen. 30 Millionen Euro hatte derVerein vor Kurzem in sein Stadion investiert. Konzerte wären eine gute Option für die Refinanzierung. Damit der Fußball dabei aber keinen Schaden nimmt, wurde der Rasen bereits vor einigen Tagen mit Plastikplatten ausgelegt.

Wie häufig und welche Konzerte in Zukunft in der Alten Försterei stattfinden sollen, dass lässt Christian Arbeit noch offen. „Grundsätzlich sind wir für jede Anfrage offen. Dann schauen wir, ob es zu uns passt oder nicht“, sagt er. Ein Rockkonzert passe sicher besser zu Union als als ein Auftritt von Lady Gaga. In jedem Fall macht ein Konzert allein noch keine Musikarena. Um den Betrieb den ganzen nächsten Sommer durchzuhalten, sagen Szenekenner, müsste man in der Försterei auch in mehr Personal investieren.

Die „Alte Försterei“ hat ihren Namen von einem neben dem Platz gelegenen Forsthaus. Union Berlin, damals noch SC Union Oberschöneweide, pachtete das Stadion 1920 von der Forstverwaltung der Stadt. Das erste Punktspiel auf dem neuen Rasen fand am 7. März 1920 gegen Viktoria 89 statt und endete mit einem Unentschieden. Da hieß das Stadion noch „Sadowa-Platz“, nach dem Namen des Bahnhofs in Wuhlheide. Den schönsten Kosenamen aber hatte es wohl in den 1930er und 1940er Jahren: „Blumentopp“, entliehen von einem Lokal gleichen Namens in der Nachbarschaft.

Pascale Müller

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