Feuerwehraktion in Prenzlauer Berg: Sprühregen erhitzt die Gemüter
Die Feuerwehr in der Oderberger Straße wollte eigentlich nur einen neuen Einsatzwagen samt Löschschlauch ausprobieren. Doch die kurze Sommerdusche erfrischte nicht alle Anwohner.
So eine sommerluftige Szenerie darf man in Berlins Großstadtverhältnissen nur selten beobachten. Da hüpfen junge Frauen strahlend durch den Sprühregen. Radfahrer rollen übermütig durchs perlende Nass, und ein Liebespaar hält sich in der erfrischenden Dusche vom Himmel in der Straßenschlucht so fest umschlungen, als lief es nach der Trauung durch das Spalier der Gratulanten, die sich etwas besonderes haben einfallen lassen.
Allein: Wir sind eben in Deutschland. Gerade noch lagen sich alle feuchtfröhlich lässig beim WM-Sommermärchen in den Armen, jetzt reckt sich schon wieder der erhobene Bürokratenzeigefinger in die Höhe. Denn der Wasserspaß, den Touristen und Berliner am Sonntag in der Oderberger Straße in Prenzlauer Berg miterlebten, der war Beamten der Feuerwehr der dortigen Kiezwache zu verdanken. Das aber ist dem Bürger zu viel, da wird der Berliner wieder bierernst.
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Erboste Anrufe
Und so liefen am Montag gleich die Telefone bei der Feuerwehr heiß. Da meldeten sich nicht Anrufer, die sich für die Erfrischung im Hitzesommer 2014 auf spontane Weise augenzwinkernd bedankten. Sondern es waren Bürger, die nach Angaben der Feuerwehrpressestelle fragten, wer ihnen denn jetzt die Rechnung für die Autowäsche bezahle, auf dem Lack befänden sich Kalktropfen. Andere kritisierten, dass die Feuerwehr jetzt ihre Steuergelder verschwende und fragten, wer eigentlich für die offenbar außereinsatzmäßigen Wasserkosten aufkomme. Manch ein Bürger monierte, die Feuerwehr könne doch gleich den Fußballplatz um die Ecke wässern. Und was wäre gewesen, wären die Beamten schnell zum Einsatz gerufen worden?
Die Feuerwehrleute auf der Wache und jene in der Pressestelle bemühten sich, die Mütchen der Anrufer zu kühlen. In Prenzlauer Berg, sagte Feuerwehrpressesprecherin Bianka Olm, sei die Wache „sehr bürgernah“, bei der Feuerwehr stünden auch mal die Türen auf, die Kollegen kommen mit den Leuten im Kiez ins Gespräch. Da sei es an so einem heißen Wochenendtag naheliegend gewesen, bei einer Übung, die ohnehin zur Überprüfung der Einsatzgerätschaften nötig war, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Das Team habe sich den vergleichsweise ruhigen Sonntag als Einsatztag ausgesucht, um den neuen Einsatzwagen mit Drehleiter, den B - 2305, in der Praxis auszuprobieren.
Test für den Erstfall
Die Beamten müssen nämlich ohnehin testen, wie sich die Leiter schnell ausfahren und drehen lässt und wie weit das neueste Modell sich neigt. Damit sie sich im Ernstfall auskennen. Auch die trockene Steigleitung wird zur Sicherheit mal durchspült, ob vor den Augen der Öffentlichkeit oder hinter den Kulissen. „Das alles dient auch dem Bürger“, sagt Bianka Olm. Zur Freude von Passanten, Kindern und Hunden wurde die glutheiße Stadt bei der Gelegenheit mit erfrischendem Wasser gekühlt. Was die Kosten angehe, so zahle die Feuerwehr eine Pauschale für das genutzte Nass an die Berliner Wasserbetriebe. Wenn was gewesen wäre, hätten alle sofort reagiert und den Einsatz gestartet.
Beschwerden von teils überhitzten Gemütern kennt die Feuerwehr ganz gut. Da kommen zum Beispiel Lebensretter in voller Montur vom Feuer. Sie sind völlig überhitzt. Sie haben Pause. Sie blasen einen Kinderpool auf und stellen wenigstens die Füße in das kühlende Wasser. Danach beschwert sich einer der Nachbarn: Ob die Feuerwehrleute denn nichts zu tun hätten, und wer die Kosten für die Wasserfüllung trage? Schönen Sommer auch noch.