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Am Dahmeufer. Die Bechtoldts setzen sich für den Sportdenkmalplatz ein.
© Stefan Jacobs

Saubere Sache in Treptow-Köpenick: Sportdenkmalplatz soll wieder blitzen

Die Anwohner würden den Sportdenkmalplatz in Grünau besser behandeln, wenn sie ihn selbst sauber machen, meint Inge Bechtoldt, die zusammen mit ihrem Mann die Initiative „Zukunft in Grünau e.V.“ gegründet hat. Am 13. September soll der Platz wieder geputzt werden.

Neulich hat Inge Bechtoldt die Leute vom Grünflächenamt auf frischer Tat erwischt: Sie wollten gerade eine frisch verschönte Bank aus dem Boden zerren und auf ihren Lkw laden, weil die ihrer Meinung nach anderswo dringender gebraucht würde. „Hier ist doch kaum mal jemand“, hätten die Leute gesagt, erzählt Inge Bechtoldt am Tisch ihres Wohnzimmers. Das befindet sich 300 Meter vom Tatort entfernt am Ufer der Dahme in Grünau. Und die Bank, die die 58-Jährige letztlich erfolgreich verteidigen konnte, steht am Sportdenkmalplatz, von dem nur noch der Platz übrig ist. Mit einem Wasserblick allerdings, der sich so schön nur an wenigen Stellen auftut. Es gäbe ihn auch anderswo, aber überwiegend ist das Ufer gesäumt von verrammelten Grundstücken, auf denen im besten Fall Sportvereine residieren und im schlechteren Ruinen aus diversen Epochen vor sich hingammeln – vom kaiserlichen Ausflugslokal bis zum Stasi-Pressspanhütten-Feriendorf.

Der Sportdenkmalplatz wird zum gemeinsamen Vorgarten

Es war schon immer eine schwierige Beziehung zwischen Amt und Bürgern in Grünau – zumal, wenn es Neubürger wie die hörbar aus Hessen stammenden Bechtoldts sind, die es auf ziemlich direktem Weg von den USA nach Berlin verschlug. Von Miami Beach zum Strandbad Grünau ist es in jeder Hinsicht sehr weit. Aber inzwischen haben die Bechtoldts mit ihrem Verein „Zukunft in Grünau e.V.“ (ZiG) ein paar Dinge erreicht, die ihnen niemand mehr wegnehmen kann. Wie jene Bank, die übrigens kurz zuvor erst von Vereinsmitgliedern aufgearbeitet worden war.

Auf der Habenseite stehen der Uferbahnlauf, der vor vier Jahren im Kampf um die Straßenbahnlinie 68 entstanden ist und zuletzt mehr als 200 Läufer plus Anhang lockte. Außerdem das Wassersportfest vor den allzu oft ungenutzten Regattatribünen von Olympia 1936, zu dessen zweiter Auflage in diesem Jahr mehr als 12 000 Besucher kamen. Und eben der Sportdenkmalplatz, den die Vereinsmitglieder zweimal im Jahr stundenlang putzen und pflegen. „Da wird vier, fünf Stunden richtig geackert“, sagt Inge Bechtoldt. Sie habe beobachtet, dass die Leute „den Platz als ihren Vorgarten annehmen – und auch so behandeln, wenn sie ihn selbst mit sauber gemacht haben“. Das sei eine erfreuliche Alternative zu der – in Berlin ohnehin vergeblichen – Einstellung, dass man doch Steuern zahle und der Staat sich zu kümmern habe.

Dem Sportdenkmalplatz fehlt ein Sportdenkmal

Der Verein ist mit rund 20 Mitgliedern zwar klein, aber dafür frei von Karteileichen. Und dass der Aktionstag 2014 besonders gut laufen dürfte, ahnen die Bechtoldts schon angesichts der vielen anderen Vereine und Initiativen, die für die Aktion werben wollen und sie kontaktiert haben.

Was dem Sportdenkmalplatz noch fehlt, ist das Sportdenkmal. Hier stand einst ein ziemlicher Klopper, an dessen Fuß eine Tafel mit der Inschrift „Wilhelm dem Großen – Der deutsche Sport“ prangte, über der sich auf kleineren Platten Vereine aus ganz Deutschland verewigt hatten. Zu den Weltfestspielen 1973 ließen es die DDR-Oberen abräumen, damit die Funktionäre zwischen Leistungssportzentrum und Regattatribünen nicht immer daran vorbeigehen mussten. Jetzt steht ein moderner Entwurf im nahen Wassersportmuseum, dessen Betreiber auf Lottogeld für den Bau hoffen. „Früher kam der Kaiser und hat die Trophäen verteilt“, sagt Gerhard Bechtoldt, 68. „Jetzt kommt noch nicht mal der Bürgermeister.“ Aber er sagt es ohne Groll. Er hat gelernt, Geduld zu haben.

Am Sonnabend, 13. September, trifft sich die Initiative von 10–18 Uhr am Sportdenkmalplatz. Helfer sind willkommen. Kontakt: zukunftingruenau@gmail.com

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