Tipps fürs Essen gehen: Spektakuläre Dachrestaurants in Berlin
Essen in luftiger Höhe geht nicht nur in ein paar Jahren auf dem Humboldt-Forum – unsere Tipps für gehobene Küche schon jetzt.
Spektakuläre Dachrestaurants mit weitem Blick ziehen Touristen an – aber nicht nur sie. Deshalb war es wohl eine vernünftige und naheliegende Entscheidung, das Humboldt-Forum mit einem solchen Restaurant zu krönen. Da hier allerdings erst in einigen Jahren die ersten Gerichte gekocht werden und noch niemand weiß, welche es sein werden, werfen wir aus diesem Anlass einen Blick auf die Aussichts-Restaurants, die Berlin schon hat. Es gibt sie in allen Preiskategorien und Blickrichtungen …
HUGOS IM INTERCONTINENTAL
Der Gourmet-Klassiker im 14. Stock des Großhotels (der 13. fehlt …) hat den Abgang des langjährigen Küchenchefs Thomas Kammeier überwunden. Eberhard Lange konnte den Michelin-Stern verteidigen und setzt die harmonische Linie seines Vorgängers bruchlos fort. Auch das aufgefrischte Interieur gefällt, die Weine sind nach wie vor top und teuer – aber schon der Blick nach Osten lohnt den Aufwand. Wer allerdings nach Westen schauen will, der muss sich mit der Küche gutstellen, denn die hat diese Seite für sich allein.
SKYKITCHEN IM VIENNA INTERNATIONAL
Hier gibt es sogar Rundumblick vom Teufelsberg bis zu den Seelower Höhen. Der Mut, in diesem Großhotel in Lichtenberg auf feine Küche zu setzen, verdient Bewunderung. In der Kombination von Alexander Koppes ausgefeilter moderner Regionalküche (Michelin-Stern!) und akzeptablen Preisen auch beim Wein ist das vermutlich Berlins Top-Tipp. Für Skeptiker und Einsteiger ideal ist der rustikale Sonntagsbrunch, der von Koppes Mutter Edeltraut angerichtet wird.
FUNKTURM
Schaustück für Architektur-Gourmets – die stilvolle Original-Einrichtung der Deutschen Werkstätten in Dresden-Hellerau allein lohnt den Besuch in luftiger Höhe. Die Küche, die eine Ebene unter dem Restaurant mit wenig Platz zurechtkommen muss, hat Feinschmecker-Ambitionen weitgehend aufgegeben und bietet mittags ein solides Allerweltsprogramm. Abends wird ein monatlich wechselndes Themen-Buffet angerichtet.
FERNSEHTURM
Der Touristen-Liebling, der einst im Auftrag der DDR-Obrigkeit das Weltniveau nicht nur erreichte, sondern sogar übertraf. Wer einen Tisch reserviert hat, der darf die Warteschlange überholen – und wird oben mit einem nicht sehr ambitionierten, aber handwerklich einwandfreien Speisenangebot erfreut, das nicht die Welt kostet und zügig während einer Umrundung serviert wird. Kaffee und Kuchen sind hier natürlich Pflichtprogramm. Die elegante Bar bietet Currywurst für zwei mit einer halben Flasche Champagner und Liftfahrt für 79 Euro.
KÄFER IM REICHSTAG
Auch hier gilt: Wer reserviert hat, darf sich an der langen Warteschlange vorbei im Eiltempo aufs Dach bewegen. Dort steht neben der Kuppel das unscheinbare Restaurant, das den fulminanten Blick nur nach Osten öffnet – aber der hat es in sich. Die Küche bietet vom Frühstück bis in die Nacht feine, etwas gesichtslose moderne Gerichte, mittags etwas gedämpfter im Preis als abends; Wiener Schnitzel ist immer dabei. Achtung: Kaffee und Kuchen gibt es hier nicht.
44 IM SWISSOTEL
Das Swissotel gibt sich von außen zugeknöpft – Eingeweihte wissen aber, dass der versteckte Fahrstuhl neben dem Haupteingang direkt nach oben führt. Andre Egger legt sich nicht mit seinem Vorgänger Tim Raue an, sondern serviert konsequent traditionelle schweizerische Küche vom „gräuchti“ Lachs bis zum „Mistkratzerli“. Das Restaurant liegt nicht auf dem Dach, aber hoch genug, um einen tollen Blick über die Kreuzung Kurfürstendamm/Joachimstaler zu bieten; die kleine Terrasse ist verlockend, aber recht zugig. Leider kein Lunch mehr.
NENI AUF DEM BIKINI-HAUS
Oben auf dem Bikini-Haus im zehnten Stock, mit Blick über den Zoo und den Rest der Stadt – eigentlich ein Hotel-Restaurant, aber doch von Anfang an selbstständig geführt und ewig ausgebucht. Die Küche der in Wien ansässigen Köchin Haya Molcho setzt auf orientalische Klassiker, zusammengesetzt aus persischen, marokkanischen, spanischen und israelischen Einflüssen. Die laute Monkey-Bar nebenan, immer voll, wird vor allem von jungen Touristen geschätzt.
SOLAR
Der gläserne Aufzug an der Fassade gibt einen Vorgeschmack auf den großartigen Ausblick, den dieses Club-Restaurant im 17. Stock eines Kreuzberger Hochhauses bietet. Die Küche von Jon Kremin setzt auf kräftigen Geschmack und kleine modische Einsprengsel – angenehme Stärkung allemal für den weiteren Abend, der von den DJs in der Lounge ein Stockwerk höher gestaltet wird. Freitags und sonnabends geht der Spaß bis vier Uhr früh.