Neuer Job für Abgeordneten aus Berlin: SPD bestätigt Gespräche mit Ex-Pirat Lauer
Beim Springer-Verlag hat er ein paar Monate gearbeitet. Jetzt will Ex-Pirat Christopher Lauer bei der Bundes-SPD anheuern. Diese bestätigte Gespräche.
Für die Piraten sieht es schlecht aus nach der Wahl zur Berliner Abgeordnetenhaus. Bei einer der letzten Umfragen waren ihre Werte statistisch nicht messbar. Kein Wunder, dass sich die Parlamentarier nach neuen Jobs umschauen. Christopher Lauer sieht seine berufliche Zukunft zum Beispiel bei der SPD.
Im Oktober 2016, wenn sich das neue Berliner Abgeordnetenhaus konstituiert, endet Lauers Zeit als Abgeordneter. Nach Recherchen der "Zeit" führt er aus diesem Grund derzeit Gespräche mit der SPD-Generalsekretärin Katarina Barley. Es werde für ihn laut "Zeit" wohl auf eine Übergangsaufgabe hinauslaufen, vielleicht als Berater für digitale Medien im Willy-Brandt-Haus.
Eine SPD-Sprecherin bestätigte auf Nachfrage des Tagesspiegels entsprechende Kontakte. Generalsekretärin Katherina Barley führe Gespräche mit Lauer über eine Zusammenarbeit. Genaueres lasse sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht sagen.
Im Jahr 2015 kam Lauer beim Axel-Springer-Verlag unter: Er war dort "Leiter Strategische Innovation". Im gegenseitigen Einvernehmen trennten sich Springer und Lauer aber nach ein paar Monaten wieder. Seine frühere Parteikollegin Christiane Schinkel, die kurzzeitig Berliner Landesvorsitzende war, spottete via Twitter über die "Übergangsaufgabe."
Schon nach dem Ausflug in die freie Wirtschaft nährte Lauer, der im Herbst 2014 aus der Piratenpartei ausgetreten, aber Fraktionsmitglied geblieben war, Spekulationen über eine neue Politkarriere. "Ich schließe nicht aus, mir eine neue politische Heimat zu suchen", sagte er. Er wolle über das Jahr 2016 hinaus politisch aktiv sein. Die Rahmenbedingungen für einen Parteieintritt müssten natürlich stimmen. "Die CDU wird es eher nicht sein."
Nach der Wahl zum Abgeordnetenhaus 2011 zog Christopher Lauer ins Berliner Abgeordnetenhaus ein, wo die Piraten ein 15-köpfige Fraktion bildeten. Fast die Hälfte der Abgeordneten traten später aus der Piratenpartei aus. Lauer war im Jahr 2014 für einige Monate Vorsitzender des Piraten-Landesverbandes Berlin, warf dann aber hin und trat im Herbst 2014 aus der Partei aus. Damals hatte Bundesparteichef Stefan Körner versucht, Lauer des Landesvorsitzes zu entheben.
Viele Piraten auf "absurde Art apolitisch"
Laut "Zeit" blickt Lauer auf die Piraten-Jahre mit einer Mischung aus Nostalgie und Desillusionierung zurück. „Ich fand das geil, dass bei den Piraten niemand fragte, wo du herkommst und was für eine Ausbildung du hast.“ Allerdings seien die Mitglieder der Partei nicht für die Politik gemacht. „Der Großteil der Mitglieder der Piratenpartei war auf eine absurde Art apolitisch.“
Heute sagt Christopher Lauer über seine ehemalige Partei: „Mir wäre es wichtig, dass die Piraten nicht noch einmal ins Abgeordnetenhaus einziehen.“ Im Bund wie im Berliner Abgeordnetenhaus befürwortet er eine rot-rot-grüne Koalition: „Diese drei Parteien müssen zusammen eine Perspektive für die Zukunft entwickeln.“ (Tsp)
Redaktioneller Hinweis: In einer früheren Fassung des Textes war die Information, dass Lauer mit der SPD Gespräche führe, mit einem Zitat Lauers begründet worden. Die "Zeit" hat um 16.53 Uhr eine Korrektur der Meldung veröffentlicht, nach der diese Information jetzt als Recherche-Erkenntnis der "Zeit" vermittelt wird. Wir haben das in obigem Text entsprechend korrigiert.