Ruine zwischen Havel und Arcaden: Spandaus Postgeheimnis
Trotz bester Lage zwischen Altstadt, Bahnhof, Havel: Seit 20 Jahren verfällt das ehemalige Hauptpostamt.
Berlin - Jeden Tag laufen tausende Menschen an der Ruine vorbei. Hier das Havelufer, da der ICE–Bahnhof, drüben das Einkaufszentrum und die Spandauer Altstadt. Und mittendrin – die alte Post.
Seit zwei Jahrzehnten gammelt die Ruine des ehemaligen Hauptpostamtes vor sich hin. Seitdem hat das Grundstück mehrfach den Besitzer gewechselt, von den großspurigen Bauplänen ist nicht viel übrig geblieben. Bereits Mitte der 90er Jahre hatte die Post das 30 000 Quadratmeter große Areal an der Klosterstraße, nur durch die Bahntrasse vom Rathaus getrennt, an eine Schweizer Immobiliengruppe verkauft. Die wollte hier das Einkaufszentrum „Havelstadt Center“ errichten. Die Pläne scheiterten jedoch an der Begrenzung der Einzelhandelsfläche zugunsten der Spandau Arcaden, die auf der anderen Straßenseite entstanden.
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Im Jahr 2000 stellte ein neuer Investor seine Pläne für den „Spandauer City-Hafen“ vor. Geplant waren ein Hotelhochhaus, das selbst den 72 Meter hohen Rathausturm überragen sollte, mit angrenzendem Kongresszentrum und einer Marina mit Bootsliegeplätzen. Das Projekt scheiterte ein Jahr später. Man hatte mit der in Haselhorst geplanten Siemens- Arena kooperieren wollen. Doch deren finnischer Investor warf das Handtuch, als der Senat den Standort am Ostbahnhof favorisierte und dort das Alternativprojekt der Anschutz-Gruppe, die heutige O2-Arena, realisiert wurde.
So wurde der Kauf des Havelgrundstücks wieder mal rückgängig gemacht und die Post blieb vorübergehend auf der Immobilie sitzen. Erst vor einigen Jahren fand sich ein Niederländer, der das Objekt ohne Rücktrittsoption erwarb. Die Hoffnung des Bezirks, dass es nun vorangehen würde, erfüllte sich allerdings nicht. „Wir hatten es zunächst mit unterschiedlichen Bevollmächtigten zu tun und sind dann auf den privaten Eigentümer selbst zugegangen“, erinnert sich der für die Stadtentwicklung zuständige Stadtrat Carsten-Michael Röding (CDU). Der habe dann schnell signalisiert, dass er nicht selbst bauen, sondern das Grundstück weiterverkaufen will. Seitdem gab es laut Röding wiederholt ernsthaft interessierte Investoren, doch konkretisiert hat sich bisher keiner der Pläne. „Offensichtlich ist es am Preis gescheitert“, so der Stadtrat. Er verweist darauf, dass sich das ehemalige Postamt in seinem Sanierungsgebiet befindet. „Hier darf nicht jeder Preis aufgerufen werden“, Bodenpreisspekulationen werde der Bezirk nicht zulassen.
Auch einen Wolkenkratzer soll es hier nicht mehr geben. „Es muss im Spandauer Maßstab bleiben, also unterhalb des Rathausturms“, sagt Röding. Einzelhandel ist im begrenzten Rahmen zulässig und eine der Bedingungen des Bezirks ist, dass es einen öffentlich zugängigen Aufenthaltsbereich am Ufer gibt. Auch ergänzenden Wohnungsbau, beispielsweise in Form von Appartements, kann sich der Stadtrat vorstellen, aber kein reines Wohngebiet. Der Standort soll „zentrumsergänzend“ entwickelt werden. Solange der Eigentümer das Grundstück aber nicht an einen Interessenten mit konkreten Bauabsichten verkauft hat, sind dem Bezirksamt die Hände gebunden. Solange kann man nur beobachten, wie die Ruine verfällt. „Jedem, der hier vernünftig und sinnvoll investieren will, werden wir mit großer Willkommenskultur begegnen.“ Rainer W. During
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