Das 450-Millionen-Euro-Ticket: Spandauer Bürger wollen ihre Straßenbahn zurück
Durch Spandau soll wieder eine Straßenbahn fahren, wenn es nach dem Willen einiger Bürger geht. Ihr Konzept ist ambitioniert – aber leider nicht gerade günstig.
Die Straßenbahn fährt schon seit vielen Jahrzehnten nicht mehr über die Havel. Eine neue Spandauer Bürgerinitiative will das ändern und wirbt nun um Mitglieder. Mit der Rückkehr der Straßenbahngleise soll das nach Auffassung der Initiatoren am Rande seiner Kapazität agierende Busnetz entlastet werden. Angesichts der kalkulierten Gesamtkosten in Höhe von rund 450 Millionen Euro reagierte die Kommunalpolitik auf den Vorstoß allerdings eher zurückhaltend. Initiator der Initiative „Spandauer Tram“ ist Manfred Kurt Vormelker, kein Unbekannter in der Verkehrsszene. Er ist der ehemalige Landesgeschäftsführer des Deutschen Bahnkundenverbandes in Brandenburg und politisch durchaus engagiert. Das ehemalige Mitglied von SPD, Alternativer Liste und Linkspartei vertritt heute die Grünen als Bürgerdeputierter im Bau- und Verkehrsausschuss der BVV. Für die Rückkehr der Straßenbahn – die letzte Linie in Spandau wurde 1967 eingestellt – kämpft er seit Jahrzehnten. So verweist die Initiative in ihrem Konzept auch auf zwei Gutachten aus den 90er Jahren.
Gefordert wird eine Nord-Süd-Verbindung von Hakenfelde bis zur Heerstraße. Geprüft werden sollen auch eine Verlängerung nach Kladow im Spandauer Süden sowie eine Linie entlang der Heerstraße in Richtung Innenstadt; auch dort ist die alte Trasse aus den 60er Jahren noch gut zu erkennen – in Alt-Pichelsdorf etwa an den unterschiedlichen Pflastersteinen, entlang der Heerstraße am parallel verlaufenden Grünstreifen, auf dem einst die Straßenbahn rollte (der Streifen stadtauswärts ist wesentlich breiter; da war Platz für die Gleise).
Die Initiative hat noch mehr bemerkenswerte Ideen: Auf Höhe des Rathauses Spandau sei es vorstellbar, die Straßenbahn durch den vorhandenen U-Bahnhof zu führen – unten im großen Bahnhof werden schließlich nur zwei der vier Gleise genutzt; die beiden anderen waren mal für eine Verlängerung der U 2 aus Ruhleben gedacht. Auch die Wasserstadt Spandau soll demnach in das entstehende Netz eingebunden werden. Später möchte man auch die Metrobuslinien M37 (Waldkrankenhaus–Hahneberg) und M45 (Johannesstift–Zoologischer Garten) auf Trambetrieb umstellen.
Im Bau- und Verkehrsausschuss, wo die Initiative ihr Konzept vorstellte, reagierte man allerdings zurückhaltend. Eine Finanzierung sei undenkbar, sagte der Ausschussvorsitzende Jochen Liedtke (SPD). Bereits vor einiger Zeit habe es eine Straßenbahn-Initiative der Jusos gegeben, auch mit der habe man sich bisher nicht befasst, so SPD-Fraktionschef Christian Haß. Schon wegen der Kosten müsse man das Thema „sehr vorsichtig“ betrachten. Auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Arndt Meissner sieht die Pläne „eher skeptisch“, sie seien „etwas unausgegoren“.
Rainer W. During
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