19 Stockwerke: So sieht das 700-Betten-Hotel am Alex aus
Der Baustopp für das Motel One-Hotel am Alexanderplatz ist aufgehoben. Im September 2017 soll eröffnet werden, vier Monate später als geplant.
Eine der letzten Baulücken am Alexanderplatz verschwindet. Freitag war Grundsteinlegung für ein Motel-One-Hotel mit 708 Zimmern, die sich auf 19 Stockwerke verteilen. Ganz oben, auf 60 Metern, ist eine Sky-Bar geplant, ganz unten Gastronomie und Einzelhandel. Das Gebäude entsteht zwischen Cubix-Kino und Grunerstraße. Im September 2017 soll es fertig sein, vier Monate später als geplant. Der Grund für die Verzögerungen war eine Absenkung des Tunnels der U-Bahnlinie 2, der direkt durch die Baugrube verläuft. Die Absenkung von 5,6 Zentimetern wurde im Herbst bemerkt, danach wurde der Bau gestoppt. Die Probleme seien aber inzwischen behoben, sagte ein Sprecher.
Der Tunnel wird genau überwacht, die Absenkung sei wahrscheinlich durch die Bohrarbeiten zur Gründung des Hotelgebäudes verursacht worden, sagte der Projektentwickler, Wilfried Euler von der IVG. Die genaue Ursachenanalyse sei noch nicht abgeschlossen. Der Tunnel, Baujahr 1910, werde nicht wieder angehoben, sondern nur stabilisiert. Die BVG habe die Geschwindigkeit der U-Bahnzüge in diesem Abschnitt von 35 auf 30 km/h reduziert. Erst nach Fertigstellung des Hotels würden die Gleise im Tunnel neu justiert, so dass dann wieder schneller gefahren werden könne.
Motel One betreibt acht Häuser in Berlin, insgesamt 53 in Deutschland. Das neunte Motel One mit 580 Zimmern entsteht derzeit im Upper West-Turm am Zoo, das zehnte und deutschlandweit größte Hotel der Kette wird das Gebäude am Alexanderplatz sein. Wenn es fertig ist, steigt der Zahl der Motel One-Betten in Berlin auf 3000. Das Hotel gilt als Billiganbieter, die Zimmer kosten zwischen 50 und 100 Euro pro Nacht.
„Die Fenster haben Lärmschutzklasse vier“
Die Baufläche zwischen Cubix-Kino, S-Bahn-Trasse und sechsspuriger Grunerstraße ist nicht gerade ein Juwel für Projektentwickler. Für Hotelbetreiber Müller ist der entscheidende Vorteil die verkehrsgünstige Lage. Die meisten Gäste kämen mit Flugzeug oder der Bahn in die Stadt, selbst für Autofahrer gibt es in der Umgebung genügend Tiefgaragen. Das Hotel selbst wird keine haben. Und der Lärm? „Die Fenster haben Lärmschutzklasse vier.“
An das benachbarte Park Inn mit seinen 125 Metern Höhe und mehr als 1000 Zimmern reicht das Motel One nicht heran. Aber immerhin ist es der erste Hochhaus-Neubau am Alexanderplatz, nachdem von den im Kollhoff-Masterplan aus den 90er Jahren festgelegten zehn 150-Meter-Türmen noch kein einziger realisiert wurde. Zwei Türme, am Saturn-Gebäude und am Eingang zum Alexa-Center, sind in konkreter Planung, verzögern sich aber aus verschiedenen Gründen. In einem Workshopverfahren wurde der Kollhoff-Plan inzwischen überarbeitet. Statt Abriss und Neubau wird jetzt dem Denkmalschutz genüge getan. Das Haus des Reisens und der Berliner Verlag werden als Teil der „DDR-Moderne“ unter Schutz gestellt, auch das Park Inn wird wohl stehen bleiben; die neuen Hochhaustürme sollen das bestehende Ensemble ergänzen, statt zehn wird es nun maximal neun geben.
Auch das leer stehende Haus der Statistik an der Otto-Braun-Straße hat gute Überlebenschancen. Neben einer Initiative aus Künstlern und NGOs will auch der Bezirk Mitte das Haus erhalten. Der Bund verhandelt noch mit dem Land Berlin die Konditionen für eine Übernahme. Favorisiert wird vom Senat ein Behördenstandort. Bezirk und Künstler würden dort lieber Flüchtlinge unterbringen.