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Im grünen Bereich. So sieht es im schon fertigen Teil des Fahrradparkhauses von Utrecht aus.
© Stefan Jacobs

Vorbild für Berlin?: So parken Fahrräder in den Niederlanden

Der Fahrradverkehr in Berlin wächst schneller als die Zahl der Abstellplätze. Die Niederlande haben dieses Problem seit Jahren - und gehen es mit großen Lösungen und strengen Regeln an.

Was in Berlin zunehmend zum Problem wird, ist in den Niederlanden längst allgegenwärtig: Der Mangel an Plätzen, wo Fahrräder abgestellt werden können. In vielen niederländischen Städten, wo der Verkehrsanteil der Radler teilweise bei knapp 50 Prozent liegt (Berlin: 13 Prozent), gelten strikte Regeln fürs Fahrradparken: Länger unbenutzte Räder werden markiert und dann nach 28 Tagen beseitigt. Die Stadt hebt sie drei Monate auf, während derer sie der Besitzer gegen eine Rückgabegebühr von 40 Euro wiederbekommt.

Ansonsten werden sie versteigert, wobei der Erlös die Kosten für die Kommunen nicht deckt. So zahlt beispielsweise Utrecht nach einer Berechnung der Stadtverwaltung 80 Euro pro Rad drauf.

Für rücksichtslose „Falschparker“ gelten in den Niederlanden strenge Regeln: Räder, die beispielsweise vor Notausgängen stehen, werden sofort weggeschafft. Was anderswo im Weg steht, kann schon binnen zwei Stunden verschwunden sein.

Die Stadtbediensteten, die auch die parkenden Autos kontrollieren, haben ein Auge darauf. Die Masse der Fahrräder zwingt die Verwaltungen zum Durchgreifen; sonst würden die Innenstädte buchstäblich im Meer der Fahrräder versinken. Als besonders problematisch gilt die Fahrradstadt Groningen, wo auf rund 200 000 Einwohner 300 000 Fahrräder kommen. Diese blockieren praktisch jeden freien Fleck.

Um die Fahrräder von der Straße zu bekommen, existieren in den Niederlanden bewachte und teils sehr komfortable Parkhäuser, zu denen oft auch Reparaturstationen und Ladestationen für E-Bikes und Pedelecs gehören. In Amsterdam sind neun von elf Bahnhöfen mit solchen Rad-Parkhäusern ausgestattet.

Die ersten 24 Stunden darf jeweils gratis geparkt werden. Üblich sind die in Berlin kaum vorhandenen Doppelstock-Ständer. Wer oben parkt, schiebt sein Rad in eine Schiene, fixiert es mit einem Bügel und schiebt das Ganze dann mit einem Handgriff in die obere Etage.

Damit jeder sein Rad wiederfindet, sind die Bereiche im Parkhaus von Utrecht verschiedenfarbig markiert und die Stellplätze nummeriert.
Damit jeder sein Rad wiederfindet, sind die Bereiche im Parkhaus von Utrecht verschiedenfarbig markiert und die Stellplätze nummeriert.
© Stefan Jacobs

Utrecht, die viertgrößte Stadt der Niederlande und der größte Bahnknoten im Staat, macht zurzeit den Radverkehr zur Basis des Stadtverkehrs und den Bahnhof zum Kern des Projekts: Ein Parkhaus mit mehr als 4000 Plätzen ist bereits fertig, weitere 18 000 sollen in den nächsten fünf Jahren entstehen.

Insgesamt kostet das Vorhaben in der 330 000-Einwohner-Stadt 52 Millionen Euro. Zum Vergleich: Das zehnmal so große Berlin investiert pro Jahr insgesamt sieben Millionen Euro in den Fahrradverkehr.

Wie das Mega-Projekt in Utrecht auf Dauer finanziert wird, ist noch unklar. Zurzeit parken Radler in den ersten 24 Stunden gratis, danach für 1,25 Euro pro Tag.

Ein höherer Tarif gilt als problematisch, weil er verleiten könnte, wieder draußen zu parken. Das soll verhindert werden: Würden die 22 000 Räder nebeneinander draußen stehen, ergäben sie eine neun Kilometer lange Reihe, wurde berechnet.

Stefan Jacobs

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