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Voll auf die Knochen: Im Berliner Amateurfußball geht es oft ganz schön zur Sache.
© Kay Wiegand

Der Blutgrätschen-Report: So fair ist Fußball in Berlin

Treten, kloppen, holzen: Amateurfußball gilt als rustikal. Aber wie hart spielen Berlins Hobbykicker wirklich? Und stimmen die Vorurteile über grobe Ossis, temperamentvolle Türken und faire Frauen? Eine interaktive Analyse.

Saison-Endspurt, Auswärtsspiel im Wedding. „Männer, ihr wisst, wie man gegen Schwarzköppe spielt“, schallt es durch die Kabine. Und für alle, die es vielleicht immer noch nicht wissen, wiederholt der Trainer des kleinen Ost-Berliner Vereins noch einmal, worauf es wirklich ankommt: „Die sind technisch sicher besser, aber wenn wir denen auf den Füßen stehen, dann verlieren die die Lust oder ticken aus.“ Die Spieler sollten sich auf Beschimpfungen und Tätlichkeiten einstellen, aber nicht zurückweichen. Ein tiefer Blick in die Augen, der gemeinsame Motivationsschrei – und es geht raus.

Szenenwechsel. Vor einem Auswärtsspiel im Osten der Stadt ruft der Trainer eines Neuköllner Vereins seine größtenteils türkischstämmigen Spieler im Klubhaus zusammen. „Ihr habt alle oft genug gegen die Ossis gespielt. Die laufen, kämpfen und kloppen den Ball weit nach vorne”, bemüht er die in Berlin weit verbreiteten Vorurteile und appelliert zum wiederholten Mal an das Team: „Konzentriert euch aufs Fußballspielen und lasst euch nicht provozieren. Der Schiri ist Deutscher und pfeift sowieso nicht für uns.“

Beide Partien laufen dann in einem äußerst fairen Rahmen ab – und enden jeweils mit bitteren Auswärtsniederlagen für die Autoren dieses Textes, die seit Jahren in unterschiedlichen Berliner Amateur-Fußballvereinen spielen. Dennoch gehören unfaires Spiel und bisweilen auch Gewalt zum Alltag auf Berliner Fußballplätzen: 18316 Gelbe, 619 Gelb-Rote und 703 Rote Karten wurden allein in der Hinrunde der aktuellen Spielzeit gezogen, von August bis Dezember 2015.

Anhand der Menge dieser "Karten-Daten" lassen sich interessante Erkenntnisse gewinnen. Für unsere Analyse haben wir die Anzahl der Roten und Gelben Karten der Hinrunde aller Großfeldmannschaften des organisierten Berliner Amateurfußballs ausgewertet und weit verbreitete Klischees auf den Prüfstand gestellt: Gibt es im Osten tatsächlich härter auf die Socken? Sind Spieler mit Migrationshintergrund undisziplinierter? Hat der Berliner Fußball ein Gewaltproblem? Und welche Unterschiede lassen sich in Bezug auf Fairplay zwischen Männern und Frauen, Erwachsenen und Kindern erkennen?

Die Antworten auf diese Fragen und viele interessante Statistiken finden Sie in unserem großen Mehr Berlin-Datenprojekt unter blutgraetsche.tagesspiegel.de.

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