Prämie für alle Corona-Helfer in Berlin gefordert: Sie wollen keine Helden zweiter Klasse sein
Beschäftigte in freien Einrichtungen seien denselben Risiken ausgesetzt, wie die in Landesbetrieben, kritisieren die Verbände - fordern auch 1000 Euro Prämie.
Die Wohlfahrtsverbände in Berlin kritisieren, dass die Mitarbeiter der freien und gemeinnützigen Träger keine staatliche Corona-Prämie erhalten.
Diese Beschäftigten, die in Krankenhäusern, Kitas, Pflegeheimen, Einrichtungen der Wohnungslosen- und Jugendhilfe, in Unterkünften für Geflüchtete, Beratungsstellen und Einrichtungen für behinderte oder psychisch kranke Menschen arbeiteten, seien denselben Risiken und Belastungen ausgesetzt wie Landesbedienstete.
Die Arbeiterwohlfahrt, die Caritas, das Diakonische Werk, der Paritätische Wohlfahrtsverband, das Deutsche Rote Kreuz und die Jüdische Gemeinde fordern von der Landesregierung deshalb, die geplante Prämie von 1000 Euro „allen systemrelevanten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gemeinnütziger Träger“ zu zahlen und damit ein wichtiges Signal der Wertschätzung zu geben.
„Ausgangspunkt einer Zweiklassengesellschaft"
„Es darf keine Helden erster und zweiter Klasse geben.“ Oliver Bürgel, Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt, warnte, „wenn die Politik es nicht schnell schafft, diese Fragen fair und mit Fingerspitzengefühl zu beantworten, wird eine gut gemeinte Idee zum Ausgangspunkt einer Zweiklassengesellschaft" im Sozial- und Gesundheitsbereich.
Eine ähnliche Problemlage gibt es nach Ansicht der Wohlfahrtsverbände in der stationären und ambulanten Altenpflege. In diesem Bereich zahlten die Pflegekassen aus Bundesmitteln einen steuerfreien Bonus von 1000 Euro, der von den Bundesländern um 500 Euro aufgestockt werden könne.
Acht Länder hätten dies bereits zugesagt, darunter auch Brandenburg. Aber der Berliner Senat wolle offensichtlich nur 250 Euro drauflegen. Die restlichen 250 Euro sollten die Pflegeanbieter übernehmen.
[Dieser Artikel erschien zuerst im Tagesspiegel-Newsletter „Ehrensache“ - für alle, die Berlin schöner und solidarischer machen. Hier kostenlos erhalten: ehrensache.tagesspiegel.de]
Freie und gemeinnützige Träger könnten aber anders als private Einrichtungen aus steuerrechtlichen Gründen und weil sie keine Rücklagen bilden dürften, eine solche zusätzliche Prämie nicht finanzieren. Das Land Berlin solle deshalb "ein eindeutiges Signal an die Pflegekräfte der Altenhilfe setzen" und die vollen 500 Euro Aufstockung zahlen, fordert die Liga.
Bisher werden freie Träger nur bei Kitas berücksichtigt
Der Senat hatte am 5. Mai eine Corona-Prämie für bis zu 25.000 Beschäftigte, vorwiegend im Landesdienst, beschlossen, die "in der Krise Außergewöhnliches leisten und in vielen Fällen einer besonderen Gesundheitsgefahr ausgesetzt sind".
[Behalten Sie den Überblick über die Corona-Entwicklung in Ihrem Berliner Kiez. In unseren Tagesspiegel-Bezirksnewslettern berichten wir über die Krise und die Auswirkungen auf Ihre Nachbarschaft. Kostenlos und kompakt: leute.tagesspiegel.de.]
Davon sollen Ärzte und Pfleger in der Charité und den Vivantes-Kliniken, Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungssanitäter profitieren, aber auch Mitarbeiter der bezirklichen Gesundheitsämter, Erzieherinnen im Notbetrieb der städtischen Kitas und Horte sowie Angestellte der Jobcenter. Nur bei den Kitas werden die freien Träger einbezogen.