Pläne für Anschutz-Areal: Shoppingpalast macht Kiez-Händlern Konkurrenz
Rund 120 Läden auf drei Etagen: Neben der O2-World in Friedrichshain soll ein großes neues Shoppingcenter entstehen. Kritiker sorgen sich um die Zukunft der kleinen Geschäfte rund um die Warschauer Straße.
Zum Jahrestag gibt es ein Einkaufszentrum: Vier Jahre nach der Eröffnung der Arena am Ostbahnhof am 10. September 2008 hat deren Betreiber Anschutz die Verträge für den Bau eines weiteren Shoppingcenters in Friedrichshain unterschrieben. Doch das Projekt neben der O2-World ist umstritten. Kritiker befürchten, dass es den kleineren Läden in der Nachbarschaft schadet.
Am Friedrichshainer Spreeufer, wo früher Brachflächen der Bahn verkamen, entsteht seit Jahren ein Stadtviertel. Und es wird immer mehr gebaut. Die neue Vertriebszentrale des Daimler-Konzerns ist dort schon im Rohbau fast 55 Meter hoch gewachsen, der Grundstein fürs künftige Shoppingcenter zwischen der Arena und dem U- und S-Bahnhof Warschauer Straße soll im Herbst kommenden Jahres gelegt werden. Mit dem Bau eines Hotels und eines Bürokomplexes will man 2014 beginnen. Und auch für die weiteren Neubauten auf dem Vorplatz mit Läden und Wohnungen sowie für die Bars und Kinos gibt es laut Anschutz Interessenten.
Im künftigen Einkaufszentrum sollen rund 120 Läden auf drei Etagen Platz finden. Das Immobilienunternehmen „Multi Development Corporation“ hat das Grundstück von Anschutz gekauft. Es ist das zweite Projekt des Unternehmens in Berlin – nach dem Bau des im April eröffneten „Boulevard Berlin“ an der Steglitzer Schlossstraße.
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Die Architektur des dortigen Einkaufszentrums kam bislang bei Kunden und Bezirkspolitikern gut an. Auch bei der Planung des Centers in Friedrichshain wolle man nun „sensibel“ vorgehen, heißt es. Wie das Center aussehen soll, bleibt erst einmal geheim. Man müsse sich zuvor mit den Baubehörden abstimmen, sagen die Investoren. Klar ist zumindest, dass ein direkter Zugang vom Center zur Warschauer Straße geschaffen wird und 900 Parkplätze im Souterrain entstehen.
Die Gegner aber fürchten den Neubau und vor allem: die Folgen. „Die Geschäfte in den Quartieren entlang der Warschauer Straße bekommen eine riesige Konkurrenz“, sagt der Sprecher der Anwohnerinitiative „Mediaspree versenken“, Robert Muschinski. „Das wird Arbeitsplätze vernichten.“
Der Bezirksbürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, Franz Schulz (Grüne), sieht dies ähnlich. Er fürchtet zudem „eine weitere Schwächung“ des Einkaufszentrums mit dem Kaufhof am nahe gelegenen Ostbahnhof. Dieses habe bereits mächtig Konkurrenz durch die Zentren am Alexanderplatz und das Lichtenberger Ring-Center bekommen. „Die Geschäfte laufen dort schon jetzt nicht mehr besonders gut“, sagt Schulz.
Ebenso wie die Industrie- und Handelskammer hält Schulz neue Einkaufszentren „nur noch dann für verträglich, wenn sie schon bestehende Standorte als zusätzliche Publikumsmagneten stärken“. Als Beispiel nennt er die Steglitzer Schlossstraße. Ganz neue Center wie auf dem Anschutz-Areal würden dagegen nur Kaufkraft von etablierten Einkaufsmeilen abziehen. Der neue Shoppingpalast an der Veranstaltungsarena ist Berlins 65. Einkaufszentrum. Das 64. Center wächst derzeit am Leipziger Platz heran. Es soll 2014 eröffnet werden.
Verhindern kann der Bezirk das umstrittene Projekt am Spreeufer allerdings nicht mehr. Der Senat hat der Anschutz-Gruppe 2004 in einem städtebaulichen Vertrag gestattet, auf ihrem Areal insgesamt 27.000 Quadratmeter Ladenflächen zu schaffen.