Gutachten widerspricht Position des Senats: Shoppingcenter im ICC-Gebäude wäre kein Problem
Einzelhandel im ICC wäre laut einem Gutachten des Büros für Stadt- und Regionalentwicklung doch kein Problem. Der Senat hatte ein Mall im Gebäude bislang abgelehnt.
Der Senat lehnt ein Shoppingcenter im Internationalen Congress Centrum (ICC) ab, weil dies den Einzelhandel in Berlin schädigen würde. Ein Gutachten, das dem Tagesspiegel vorliegt, stützt diese Position aber nur bedingt und kommt zum Ergebnis: „Allein aus dem Vorhaben im ICC ergibt sich keine Unverträglichkeit“. Auch dann nicht, wenn das Einkaufszentrum in „größtmöglicher Dimension“ realisiert werde.
Nur im Zusammenhang mit vielen anderen Plänen für neue Shopping-Standorte sieht der Gutachter Donato Acocella (Büro für Stadt- und Regionalentwicklung) größere Probleme. Gemeint sind das neue Ku’damm-Karree, das Schultheiss-Quartier in Moabit, die Zoo-Passagen, die Erweiterung der Mall of Berlin am Leipziger Platz, der Umbau des Karstadt-Areals am Kurfürstendamm, ein neuer Elektronik-Fachmarkt in der Wasserstadt Oberhavel, das Tacheles-Areal in Mitte und der Einzelhandel in der Europacity am Hauptbahnhof.
Wirkung von Malls auf Einzelhandel können nur überschlagen werden
Diese Projekte, die noch in der Planung sind, verschärfen nach Einschätzung des Gutachtens den Konkurrenzdruck auf die bestehenden innerstädtischen Einkaufszentren. Das ICC wäre demnach nur ein weiteres Vorhaben, das den Umsatz der Händler schmälern könnte. Da niemand weiß, welche Wirtschaftskraft künftige Malls tatsächlich entfalten, konnte der Gutachter auch nur „überschlägige“ Schätzungen vorlegen, um seine These zu belegen.
Das Abgeordnetenhaus wird sich mit der 153 Seiten starken Analyse erst im September befassen. Mit einem Beschluss zur Teilsanierung des ICC ab 2018 hat der Senat aber schon die Linie vorgegeben. Geplant ist eine Mischnutzung: 10 000 Quadratmeter für Kongresse, auf weiteren 30 000 Quadratmetern sollen private Investoren ihr Glück versuchen. Dafür müssten sie, schätzt der Senat, mindestens 300 Millionen Euro mitbringen, um das ICC neu zu bespielen. Die öffentliche Hand stellt 200 Millionen Euro für die Schadstoffbeseitigung, Erneuerung der Technik und Herstellung der Kongressflächen zur Verfügung. Wobei unklar ist, ob das eingeplante Geld dafür reicht.
Niemand will ein Spielcasino
Völlig offen ist, ob und wie sich das ICC privatwirtschaftlich nutzen lässt, wenn ein Einkaufszentrum nicht erlaubt wird. Die Unternehmensberatung Drees & Sommer hatte im Auftrag des Senats gutachterlich festgestellt, dass sich rentable Nutzungen in engen Grenzen halten. Genannt wurden ein Spielcasino, das politisch keiner will. Außerdem Gastronomie, Sport-Center, kommerzielles Entertainment wie Kino und Musical oder Kindererlebniswelten. Der Einbau von Büros wurde ausgeschlossen. Als realitätsnahe Planung gilt bisher nur der Bau eines Hotels anstelle des ICC-Parkhauses.
Erschwerend kommt hinzu, dass das Einzelhandelsgutachten dem ICC generell schlechte Noten ausstellt, sieht man von der Nutzung als Kongressgebäude ab. Der Standort weise „erhebliche städtebauliche und funktionale Defizite“ aus, sei nur mit dem Auto gut erreichbar und die Aufenthaltsqualität sei gering. Zudem liege das ICC abseits von größeren Wohngebieten.
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