Chirurg Roland Hetzer geht: Senat will mehr Kooperation zwischen Herzzentrum und Charité
Das Herzzentrum sucht einen neuen Chef: Roland Hetzer, Berlins bekanntester Chirurg, hört auf. Und das Herzzentrum soll enger mit der Universitätsklinik Charité kooperieren.
Wieder wird ein Chefposten im Gesundheitswesen frei. Während noch ein Leiter für die in der Stadt verteilten Vivantes-Kliniken gesucht wird, braucht bald das Deutsche Herzzentrum Berlin einen neuen Ärztlichen Direktor: Roland Hetzer wird das Zentrum in Wedding verlassen; der wohl bekannteste Berliner Chirurg wird im Januar 70 Das Herzzentrum gilt als kleine, aber anerkannte Hochleistungsklinik. Fast 1200 Menschen arbeiten hier, die 164 Betten sind dauerbelegt. Bis zu 5000 Operationen finden im Jahr statt. Hetzer war 1985 aus Hannover an die Freie Universität gekommen. Wenig später baute er unterstützt vom Senat das Herzzentrum mit auf. Roland Hetzer gilt als Medizinermythos. Arabische Scheichs sind zu ihm gekommen und Russlands einstiger Präsident Boris Jelzin.
Der neue Direktor kommt wohl aus Zürich
Seinen Posten wirklich verlassen kann er aber erst, wenn sein Nachfolger antritt. Das sieht der Arbeitsvertrag vor. Dem Vernehmen nach sollen sich 26 Mediziner aus ganz Europa um die Stelle beworben haben, was für einen derart anspruchsvollen Job viele Interessenten sind. Nun sollen sich die Entscheider im Herzzentrum und der Charité auf einen Chirurgen aus Zürich geeinigt haben. Das Zentrum und die Universitätsklinik kooperieren, es gibt einen Vertrag zwischen den Häusern. Die Kliniken äußerten sich nicht zu dem Vorgang. Einige im Herzzentrum monieren, dass der Mann aus Zürich der Favorit der Charité gewesen sei. Sie fürchten um ihre Autonomie, auch wenn fachlich niemand an der Qualifikation des Favoriten zweifelt.
Senat will Herzzentrum enger an Charité binden
Hinzu kommt, dass auch der Senat die Kooperation zwischen Herzzentrum und Charité intensivieren will, ähnlich wie er es beim gemeinsamen Labor von Charité und Vivantes getan hat. Schließlich hofft man, Geld zu sparen. Ein Sprecher von Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres (SPD) bestätigte „allgemeine Überlegungen“ dazu, „Ergebnisse oder gar Festlegungen“ gebe es keine. Scheeres ist politisch für die Universitätsklinik zuständig. Am Dienstag hat der Senat die Zusammenarbeit zwischen Charité und Vivantes gelobt – und eine noch engere Kooperationen angekündigt.
Charité und Vivantes sparen Senat zufolge 35 Millionen Euro im Jahr
Die von der SPD-CDU-Koalition geforderte Zusammenarbeit der beiden landeseigenen Kliniken zahle sich aus, man spare jedes Jahr rund 35 Millionen Euro, teilte der Senat mit. Dies habe der von Wissenschaftssenatorin Scheeres vorgelegte Fortschrittsbericht gezeigt. Die Charité macht knapp 1,3 Milliarden Euro Umsatz im Jahr, bei Vivantes sind 900 Millionen Euro.
Der Spardruck auf die Universitätsklinik und den Krankenhauskonzern hält seit Jahren an. Neben Rabatten durch gemeinsame Einkäufe bei Medikamenten und Instrumenten betreiben beide Häuser zusammen ein Labor in Berlin-Wedding. Es ist Deutschlands größtes Labor und bekommt auch Aufträge aus anderen Bundesländern. Demnächst wird außerdem ein gemeinsames Zentrum für Strahlentherapie auf dem Vivantes-Gelände in Friedrichshain errichtet.
Tarifrunde an der Charité geht weiter
Während die Charité weiter sparen soll, fordern die Arbeitnehmervertreter bessere Arbeitsbedingungen durch mehr Personal. Ebenfalls am Dienstag hat sich die Tarifkommission der Gewerkschaft Verdi dazu mit der Klinikleitung getroffen. Dazu haben auf dem Campus in Mitte erneut Schwestern und Pfleger protestiert. Senatorin Scheeres hat sich bislang nicht zu den Verhandlungen geäußert. Allerdings hatte sich Scheeres kürzlich dafür ausgesprochen, dass die Azubis der Klinik übernommen werden. Sie hatten für eine Übernahme protestiert. An der Charité sind in den vergangenen Jahren zahlreiche Stellen in der Pflege gestrichen worden.