Wundersame Energien fürs Konto: Selbsternannter Hellseher zockt kranken Mann ab
Ein selbsternannter Hellseher und Geistheiler soll einen kranken Mann getäuscht und abgezockt haben - um 100.000 Pfund. Vor Gericht bestritt er das wortreich.
Er hat das zweite Gesicht, ist Marc A. fest überzeugt. „Ich bin Hellseher und Heilpraktiker“, stellte er sich einer Amtsrichterin vor. Sein „Heilen“ beruhe auf „spirituelle Psychotherapie“, heißt es in seinem Internet-Auftritt. Irdische Kräfte brachten ihn auf die Anklagebank. Als einen, der einen unheilbar erkrankten Mann getäuscht und ausgenommen haben soll. Um 100.000 britische Pfund auf seinem Privatkonto und 140.000 Euro an Darlehen geht es vor Gericht.
Der 43-jährige „Geistheiler“, untersetzt und kahlköpfig, lächelte freundlich und wehrte mit weicher Stimme ab. „Die 100.000 Pfund waren geschenkt.“ John T. (Name geändert) aus London, der an Parkinson leidet, habe ihn damit 2007 überrascht. „Ich hatte ein paar Hausbesuche bei ihm gemacht, es ging ihm rasant besser, wir wurden beste Freunde.“ Heilung habe er nie versprochen. Eines Tages habe er auf sein Konto gesehen. „Es waren 100.000 Pfund, also 140.000 Euro drauf, ein Segen, dachte ich – es fühlte sich wunderbar an.“
Medikamente hätten ihn manipulierbar gemacht
Marc A. und John T. hatten sich über eine Cousine von T. kennengelernt. Sie meinte, der „Geistheiler“ könnte dem Erkrankten vielleicht helfen. Sie trafen sich zu therapeutischen Sitzungen. John T., dessen Familie ein milliardenschweres Immobilienunternehmen besitzt, nahm damals Medikamente mit starken Nebenwirkungen. „Psychosen, Sex-Sucht, ungebremste Großzügigkeit“, zählte er im Prozess auf. Für den selbsternannten Hellseher soll er zu einem Spielball von Gier geworden sein. Geschäftsmann John T. saß erschöpft in seinem Büro in London, als Marc A. Ende 2007 wieder einmal zu ihm kam. Von einer "Spiegelung" mit Austausch von Energien sei die Rede gewesen, sagte der 45-jährige Erkrankte. Marc A. habe erklärt: „Du musst mir etwas geben, dann fühlst du dich besser.“
Je freigiebiger er sei, desto besser werde es ihm gehen. 100.000 Pfund war sein Vorschlag.“ John T. überwies die Summe. „Ich habe erwartet, dass sich mein Gesundheitszustand verändert.“ Es blieb so schlimm wie zuvor. Warum er zahlte? Die Medikamente hätten ihn manipulierbar gemacht. „Niemand anders hatte damals so großen Einfluss auf mich wie er." In der Anklage steht: „Es sollte ein spiegelbildlicher Austausch von Energien stattfinden – während es dem Angeklagten an Geld mangelte, mangelte es dem Zeugen an Gesundheit.“
Im Sony-Center Büro angemietet
Der „Geistheiler“ war bemüht, sich seine innere Unruhe als Angeklagter nicht anmerken zu lassen. Er hatte sich bis 2010 auch mit einer Firma an den Reichen aus London gehalten. Im Sony-Center wurde ein Büro angemietet. Filmprojekte, Musik, Fitness. Ein Startkapital von John T. über 600.000 Euro versandete.
Marc A. sagte, das hätten andere Mitarbeiter verursacht. Er sei „auf eigene Kosten“ um die Welt gereist, um für die Firma Kontakte zu knüpfen und Investoren zu finden. Er war allerdings Geschäftsführer, als die Firma 2010 pleite ging. Drei Darlehen über insgesamt 140 000 Euro soll A. veruntreut haben. Zudem wird ihm Konkursverschleppung zur Last gelegt. Auch diese Punkte bestritt er.
Kerstin Gehrke
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