Österreichs Kanzler besucht Berlin: Sebastian Kurz trifft Charité-Virologen Christian Drosten
Österreichs Bundeskanzler Kurz kommt am Dienstag nach Berlin - neben Bundestagspräsident Schäuble trifft er den Charité-Vorstand und Virologen Drosten.
Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz wird an diesem Dienstag die Berliner Charité besuchen - dort will er Topvirologen Christian Drosten treffen. Beim Treff in der Charité-Zentrale am Campus Mitte wollen Kurz und Drosten über die Sars-Cov-2-Pandemie, insbesondere die Delta-Variante sprechen. Das bestätigte eine Sprecherin der Botschaft Österreichs in Berlin.
[Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Pandemie live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]
In Österreich hatte es zuletzt Infektionen mit der Delta-Variante gegeben. In neun Tiroler Gemeinden wurden Ansteckungen mit dieser Mutation des Coronavirus' nachgewiesen. Die Delta-Variante wurde zuerst in Indien festgestellt.
Kanzler Kurz, der auch Chef der christdemokratischen ÖVP ist, trifft am Dienstag zudem Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) und spricht auf dem Tag der Industrie in der Berliner Verti Music Hall.
Die Charité ist Europas größte Universitätsklinik. Ihr Vorstand hatte vergangene Woche erste Lehren aus der Pandemie öffentlich gemacht. „Wenn zu viele Einrichtungen zugleich kommunizieren wollen, kann Expertise verwirren“, sagte Charité-Vizechef Martin Kreis. „In der Pandemie hat sich gezeigt, dass wegen der Vielzahl an Instituten und Verwaltungen der Überblick verloren zu gehen drohte – und zuweilen auch die nötige Orientierung für die politischen Entscheider.“
Der Charité-Vorstand erwägt neue Wege in der Politikberatung zu gehen
Charité-Vorstand Kreis schwebt ein Bundesgesundheitsinstitut vor, ein Haus, aus dem ein breiter Expertenkreis die Politik – vereinfacht formuliert – aus einem Guss berät.
Ärzte der landeseigenen Charité wirkten zudem federführend am so genannten Save-Konzept mit; dieses Netzwerk soll beibehalten werden. Berlins führende Intensivmediziner hatten das Konzept in der ersten Welle entworfen: Es sieht vor, dass die Intensivstationen der Stadt drei „Levels“ zugeteilt werden. Als Level I behandelt die Charité die schwersten Covid-19-Fälle, die meisten dieser Patienten müssen ständig beamtet werden.
[Das könnte Sie auch interessieren: Was sich ändern muss. Die Charité zieht Lehren aus der Pandemie (T+)]
Level II sind 16 Kliniken, darunter die großen, ebenfalls landeseigenen Vivantes-Häuser, die weitere, auch schwere Corona-Fälle versorgen. Level-III-Kliniken kümmern sich vorrangig um Intensivfälle, die nicht mit dem Coronavirus infiziert sind. Dazu berieten die Ärzte der beteiligten Krankenhäuser ständig gemeinsam über ihre Fälle. Diese Absprachen seien hervorragend gelaufen, sagte Kreis, die Charité-Intensivmediziner hätten via Visitenroboter auch Patienten anderer Kliniken begutachtet.
[Lesen Sie auch: Werden wir zu leichtsinnig? Diese Gefahr geht von der Delta-Variante aus (T+)]
Schon vor der Pandemie klagten Ärzte, Klinikleiter und Fachpolitiker, dass das Geld der Kassen kaum für Vorräte, Weiterbildung, Planung reiche – also für Material und Personal, das nicht unmittelbar an den Betten im Einsatz ist.
„Wir plädieren dafür, den Kliniken neben leistungsbezogenen Geldern künftig auch bestimmte Vorhaltekosten zu zahlen“, sagte Kreis. „Dann würde der Anreiz für Kliniken reduziert, bestimmte Eingriffe öfter durchzuführen.“