Steigende Schülerzahlen ab 2014 in Berlin: Schulgebäude werden knapp
Jahrelang wurden Schulen in Berlin geschlossen, demnächst fehlen sie wieder: Ab dem kommenden Jahr sollen die Schülerzahlen wieder steigen, wie die Bildungsverwaltung bestätigt. In einigen Vierteln werden jetzt schon Notunterkünfte geplant.
Nachdem in Berlin wegen sinkender Schülerzahlen jahrelang Grundschulen geschlossen wurden, steuert die Stadt jetzt auf einen Mangel an Kapazitäten zu. Im laufenden Schuljahr wurde mit rund 289 000 Schülern in der Stadt laut Senat der Tiefpunkt bei den Schülerzahlen erreicht; vom kommenden Schuljahr an steigen die Zahlen wieder. Das geht aus der Antwort der Bildungsverwaltung auf eine noch unveröffentlichte parlamentarische Anfrage der Abgeordneten Regina Kittler (Linke) hervor. Demnach soll sich die Schülerzahl binnen neun Jahren auf 325 000 erhöhen. Grundlage dieser Neuberechnung ist die Bevölkerungsprognose für Berlin.
Das Szenario ist bekannt, klingt mit den neuen Zahlen aber besonders dramatisch. Bildungsstaatssekretär Mark Rackles (SPD) rechnet sogar damit, dass in einigen Vierteln übergangsweise Unterricht in Containern stattfinden muss. „In einigen Regionen besteht kurzfristiger Handlungsbedarf“, heißt es in der Antwort.
Rackles sagte am Mittwoch auf Anfrage, die derzeit laufende Schulentwicklungsplanung werde voraussichtlich im Sommer abgeschlossen sein. Schon jetzt sei klar, dass der Anstieg der Schülerzahlen „mittel- und langfristig nur durch Baumaßnahmen aufzufangen sein wird“. Um das nötige Personal mache er sich keine Sorgen: Es sei ja auch bisher gelungen, qualifizierte Lehrer für Neueinstellungen zu finden. Diesen Optimismus teilen nicht alle. Denn Berlin ist für junge Lehrer hinsichtlich der Gehaltsaussichten wenig attraktiv. In anderen Bundesländern werden neu eingestellte Lehrer in der Regel verbeamtet, in der Hauptstadt dagegen nicht.
Nach Berechnungen der Linksfraktion entspricht der zusätzliche Platzbedarf in den nächsten neun Jahren allein 54 neuen Grundschulen. Wenn die Schüler älter werden, werden neue Plätze an Mittel- und Oberschulen gebraucht. Den Zahlen zufolge dürfte es besonders in Lichtenberg, Pankow, Marzahn-Hellersdorf und Treptow-Köpenick eng werden.
Pankows Bildungsstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD) hatte wie berichtet bereits vor Monaten Alarm geschlagen: Ab 2014 fehle pro Jahr eine komplette Schule. Bis 2017 erwarte der Bezirk 8000 zusätzliche Schüler. Dabei hat Pankow in den vergangenen Jahren schon 3000 neue Schulplätze geschaffen.
Linkspolitikerin Kittler sieht beim Senat Versäumnisse. „Die Zahlen der Bezirke haben schon lange in diese Richtung gewiesen. Wenn der Senat besser mit den Bezirken zusammenarbeiten würde, hätte sich diese böse Überraschung vermeiden lassen.“ Auch die Lehrergewerkschaft GEW ist der Ansicht, der Senat habe zu lange mit veralteten Zahlen gerechnet.
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