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Die Renée-Sintenis-Schule in Frohnau muss wahrscheinlich monatelang gesperrt bleiben.
© Kitty Kleist-Heinrich

Renée-Sintenis-Schule in Frohnau: Schüler und Lehrer obdachlos

Nach dem Deckeneinsturz in der Reinickendorfer Schule müssen viele Kinder ab Montag zu anderen Schulen pendeln. Jetzt soll geprüft werden, ob ein ähnlicher Unfall auch an anderen Schulen passieren könnte..

Das kann lange dauern. Die Renée-Sintenis-Schule in Frohnau, in der am vergangenen Wochenende eine Decke eingestürzt ist, muss aus Sicherheitsgründen längerfristig geschlossen bleiben. „Wir reden da sicherlich eher von Monaten als von Wochen“, sagt Bezirksstadträtin Katrin Schultze-Bernd (CDU). Am Donnerstagabend stellte das Facility Managements des Bezirks Reinickendorf erste Ergebnisse des Gutachtens vor. Demnach müssen in der Schule 1000 Quadratmeter Decke ersetzt werden, im gesamten Hauptgebäude kann vorerst kein Unterricht stattfinden.

Ab kommender Woche sollen die Klassen eins bis drei in den Neubau und die Horträume der Schule ausweichen. Die Schüler aus den Klassenstufen vier, fünf und sechs werden in den Räumen der rund vier Kilometer entfernten Gustav-Dreyer-Grundschule und des Georg- Herwegh-Gymnasiums in Hermsdorf unterrichtet. „Lehrer und Betreuer werden den Weg mit den Kindern einüben“, sagte Schultze-Bernd. Die Eltern wollen, dass möglichst bald Container an der Sintenis-Schule aufgebaut werden. Der Unterbringung an anderen Schulen habe man nur unter Vorbehalt zugestimmt, sagte Elternvertreterin Kirsten Hass. Durch die langen Wege gingen sonst zu viele Erzieherstunden verloren.

In den Tagen nach dem Deckeneinsturz fand nur ein Notprogramm im Hort und auf dem Schulgelände statt. „Viele Eltern hatten Verständnis und haben ihre Kinder spontan anders untergebracht. Dafür bin ich sehr dankbar“, sagt Schulleiter Stefan Albrecht. Für die verbliebenen 60 Kinder organisierten die Lehrer und Erzieher Fußballspiele, Lesestunden und Bastelkurse. „Mit einigen Kindern haben wir auch einen schon vorher geplanten Ausflug in den Bundestag gemacht“, erzählt Albrecht.

Nach bisherigen Erkenntnissen ist die Decke aufgrund eines Baufehlers eingestürzt, der möglicherweise schon bei der Errichtung der Schule im Jahr 1957passierte. Der Bezirk Reinickendorf prüft jetzt, ob es weitere Schule gibt, die in dieser Art gebaut wurden. Dort sollen die Deckenkonstruktionen überprüft werden. „Das kostet viel Geld und ist ein Haufen Arbeit, aber wir müssen da konsequent sein. Sicherheit geht vor“, stellte Katrin Schultze-Bernd klar. Auch Andreas Bansemer vom Reinickendorfer Facility Management sagt: „Wir wissen noch nicht, um wie viele Gebäude oder Gebäudeteile es geht. Aber in den 50ern wurden viele Schulen gebaut.“ Ob es ähnliche Baumängel auch in anderen Bezirken gibt, ist noch unklar. Die Senatsbildungsverwaltung hatte bereits am Dienstag angekündigt, dass nach dem Vorfall in Frohnau alle Bezirke aufgefordert würden, Schulgebäude auf ähnliche Baumängel zu überprüfen. „Ich lasse nachsehen, ob wir Schulen dieses Bautyps haben“, sagte die Bezirksstadträtin für Schule und Facility Management in Mitte, Sabine Smentek. Einen solchen Baufehler entdecke man bei einer der normalen Begehungen nicht.

Der Landeselternausschuss fordert regelmäßige Sicherheitsüberprüfungen und ein Milliardenprogramm für die Sanierung der Schulen. „Müssen wir warten, bis Kinder von einstürzenden Schulbauten begraben werden?“, empört sich die Vorsitzende Lieselotte Stockhausen-Doering. Zuletzt habe das Gremium Ende letzten Jahres einen Sicherheits-Check aller Schulen gefordert. Seit Jahren klagten Eltern und Schulleiter über unhaltbare Zustände , aber es werde nur Flickschusterei betrieben. Als Beispiel führt Stockhausen-Doering die Fläming-Schule in Schöneberg an. Dort wurde vor drei Jahren das Dach der Turnhalle saniert, seitdem musste es wegen undichter Stellen mehrfach repariert werden.

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