Antisemitischer Vorfall in Friedenau: "Schulen dürfen keine No-Go-Areas für jüdische Kinder werden"
Nach den antisemitischen Vorfällen an der Friedenauer Gemeinschaftsschule will die Senatsbildungsverwaltung die Vorgänge untersuchen. Der American Jewish Congress warnt vor "No-Go-Areas".
Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) sagte, dass die Antidiskriminierungsbeauftragte und die Schulpsychologie eingeschaltet wurden, um die Schule zu unterstützen. „Selbstverständlich kümmern wir uns auch um den betroffenen Schüler und seine Familie“, sagte Scheeres. Der Sachstand werde jetzt aufbereitet. Der Umgang der Schule mit den einzelnen Vorfällen sei entscheidend. Klar sei aber laut Scheeres, „dass wir Diskriminierung nicht hinnehmen und jedem Einzelfall nachgehen“.
Wie berichtet, hatte ein 14-jähriger jüdischer Schüler die Schule verlassen, nachdem er antisemitisch beleidigt und attackiert worden war.
AJC: "Wir beobachten die Entwicklung seit mehr als zehn Jahren"
Die Berliner Vertreterin des American Jewish Committee, Deidre Berger, warf der Schule vor, zunächst nicht reagiert zu haben. Außerdem dürfe man nicht so tun, als sei dies ein Einzelfall. „Wir beobachten seit mehr als zehn Jahren, dass jüdische Schüler kontinuierlich öffentliche Schulen aufgrund von antisemitischen Anfeindungen verlassen“, sagte Berger. Es dürfe nicht sein, dass Schulen für jüdische Kinder No-Go-Areas werden. Zu lange hätten Politik und Verwaltung das Ausmaß dieses Problems unterschätzt.
Volker Beck: "Politik hat zu lange weggeschaut"
„An dieser Art Alltagsantisemitismus darf man nicht schulterzuckend vorübergehen“, sagte Volker Beck, Bundestagsabgeordneter und religionspolitischer Sprecher der Grünen. Er erwarte von der Schulverwaltung „umgehend Aufklärung und die Entwicklung einer Gegenstrategie“.Die Politik habe beim Thema Antizionismus zu lange weggeschaut. „Gerade mit der Verbreitung des Hasses auf Israel wird auch Antisemitismus verbreitet und salonfähig gemacht“, sagte Beck.
Schule wird bedroht
An der Friedenauer Gemeinschaftsschule ging am Montag per E-Mail eine Amokdrohung ein. Die Polizei schließt aus, dass diese ernst zu nehmen sei.