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Den Übergang erleichtern – darum geht es beim alljährlichen Schnuppertag der Weddinger Erika-Mann-Grundschule. Alle künftigen Erstklässler werden eingeladen, damit sie sich frühzeitig auf ihre neue Umgebung einstellen können. Paten aus den oberen Klassen erleichtern ihnen das Eingewöhnen. Patin Frida (rechts) hilft der sechsjährigen Charleen beim Basteln und ist auch beim anschließenden Sprachtest dabei.
© Björn Kietzmann

Fit für die Schule: Schnuppertag für Kita-Kinder

Die Erika-Mann-Schule hat ihre künftigen Erstklässler bereits kennengelernt. Das hilft den Kindern, aber auch den Erziehern und Lehrern: Sie beraten anhand von Sprachtests, die die Kinder am Schnuppertag absolvieren, wie sie die Kinder noch besser auf die Schulzeit vorbereiten können.

Vor der Tafel sitzen mehrere Kinder und singen mit der Lehrerin. „Im Wedding gibt es viele, viele Kinder, die Ellen, den Amir, die Charleen…“ Nach und nach nennt jedes der Kinder seinen Namen und wird in das Lied mit aufgenommen. Bald wissen alle, wie die anderen heißen. Zwar haben die Kinder auch bunte Namensschilder umhängen, aber fast die Hälfte von ihnen kann noch nicht lesen.

In der Erika-Mann-Grundschule in Wedding sind die Einschulungskinder eingeladen, ihre zukünftige Schule und ihre Mitschüler kennenzulernen. Den Schnuppertag gibt es schon seit dem Jahr 2006. Mehrere Monate vor der Einschulung verbringen die rund 100 Kitakinder einen ganzen Vormittag mit einigen ihrer zukünftigen Klassenkameraden aus der Integrierten Schulanfangsphase mit den Klassen eins bis drei und ihren Lehrern. In Werkstätten lernen sie sich kennen, basteln gemeinsam Puppen, Kaleidoskope, bereiten kleine Theateraufführungen vor. Ganz nebenbei absolvieren sie außerdem einen Sprachtest, der Eltern, Erziehern und Lehrern eine Einschätzung ihres kognitiven Entwicklungsstands ermöglicht.

Die sechsjährige Charleen wird von Patin Frida gleich an die Hand genommen. Die Fünf- bis Sechsjährigen haben alle einen künftigen Klassenkameraden, der sich als Pate um sie kümmert. „Auch für die Paten ist das sehr aufregend, sie erleben sich dabei als Könner“, sagt Rektorin Karin Babbe, die mit den Kindern eine Puppenwerkstatt veranstaltet. Charleen und Frida lassen sich aus einem weißen Stoff mit Rosen von Babbe ihr Kuscheltier nähen, stopfen es mit Watte aus, formen einen Kopf, suchen Knöpfe für Augen und Nase aus. Bald hat ihre Puppe nicht nur pinke Haare, sondern auch einen Namen: Kuscheltierprinzessin.

Zum Schnuppertag an der Erika-Mann-Grundschule gehört auch das geöffnete Elterncafé.
Zum Schnuppertag an der Erika-Mann-Grundschule gehört auch das geöffnete Elterncafé.
© Björn Kietzmann

Jetzt geht es für Charleen in den Sprachtest. Frida kommt mit. In ihrem Büro legt Karin Babbe einen Bären auf den Tisch, Charleen soll ihn erst am Kopf, dann am Arm, am Bauch und an den Beinen streicheln. Es folgen andere Übungen, Babbe macht sich Notizen. Die Ergebnisse des Sprachtests werden den Kita-Erzieherinnen bei einem gemeinsamen Frühstück präsentiert.

„Wenn uns bei einem Kind ein Fehler im Sprachgebrauch auffällt, ist es sehr wichtig, dass Eltern und Erzieher die Kinder auf den Fehler hinweisen", sagt Babbe. Gerade in diesem Alter prägen sich Fehler sonst ein. Die Lehrer besuchen die Kinder zumindest in den größeren Kitas noch mal alle vier bis sechs Wochen, um die weitere Entwicklung zu verfolgen und mit den Erziehern zu besprechen. Wenn es einen Förderbedarf gibt, wird eine Akte für das Kind angelegt. Mit der Einschulung beginnt dann eine Betreuung durch Sprachförderlehrer, die sich die Kinder im Unterricht zur Seite nehmen und mit ihnen arbeiten.

Charleen hat sich gut geschlagen. Sie darf jetzt mit Frida zurückgehen zu ihrer Kuscheltierprinzessin und sich ein Abenteuer für sie ausdenken. Die Prinzessin darf sie mit nach Hause nehmen - und wenn sie möchte, am Tag ihrer Einschulung als Unterstützung mitnehmen.

Franziska Felber

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