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Homosexuelle Schülerinnen und Schüler werden oft diskriminiert.
© Imago

Homosexualität an der Schule: Liebe ist kein Schimpfwort

Das Wort "Schwul" ist immer noch ein häufiges Schimpfwort an Schulen. Ein Gymnasium in Friedrichshain setzt sich mit einem Aktionstag dafür ein, dass es nicht so bleibt.

„Selbst die Hausaufgaben sind schwul.“ Celina schüttelt den Kopf. Schwul ist ein häufiges Schimpfwort an Schulen, das ist auch so an ihrer Schule, dem Friedrichshainer Heinrich-Hertz-Gymnasium, und das stört die Elftklässlerin. „Solange es noch nicht als ganz normal angesehen wird, schwul oder lesbisch zu sein, würde ich es niemandem in meiner Klassenstufe raten, sich zu outen.“

Gemeinsam mit ihren Mitschülern aus der AG „Schule ohne Rassismus“ hat Celina einen Tag der Toleranz organisiert. An dem Aktionstag beschäftigte sich die ganze Schule in verschiedenen Workshops und Vorträgen mit Themen wie „Homophobie im Hip-Hop“, „Homosexualität in der DDR“ oder „Aufwachsen mit gleichgeschlechtlichen Eltern“. Beratungsangebote wurden vorgestellt und Filme wie „Brokeback Mountain“ oder „Freier Fall“ gezeigt. Daraus sollen auch Anregungen und Material für den Unterricht entstehen, erklärt Lehrerin Ines Kumanoff, die die AG leitet und den Tag der Toleranz mit den Schülern vorbereitet hat. Denn an Berliner Schulen steht das Thema „Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt“ zwar schon seit einigen Jahren auf dem Lehrplan, aber es hänge doch vom einzelnen Lehrer ab, ob es jenseits des Aufklärungsunterrichts auch tatsächlich thematisiert wird, sagt Kumanoff.

Auch wenn Berlin schon weiter ist als etwa Baden-Württemberg, wo das Vorhaben, das Thema sexuelle Vielfalt im neuen Bildungsplan zu verankern, zu teilweise heftiger Gegenwehr geführt hat: Eine Selbstverständlichkeit, dass sich auch Mädchen in Mädchen oder Jungen in Jungen verlieben, ist es auch hier im Unterricht und in Schulbüchern noch nicht. Dabei ist genau das die Lebenswirklichkeit von vielen Jugendlichen. Mindestens fünf Prozent entwickeln eine gleichgeschlechtliche Lebensweise, und ein weitaus größerer Anteil macht entsprechende Erfahrungen, informiert die Senatsbildungsverwaltung. Etwa 40 Prozent der betroffenen Jugendlichen sind schon in der Öffentlichkeit beschimpft worden, knapp ein Drittel in der Schule. Das Suizidrisiko von jungen Lesben und Schwulen ist bis zu siebenmal höher als das von Jugendlichen im Allgemeinen.

Der Februar ist ein guter Monat, um sich im Unterricht intensiver mit dem Thema zu beschäftigen, denn es ist der „Queer History Month“. Den ganzen Monat über gab und gibt es zahlreiche Führungen, Stadtrundgänge, Workshops und Unterrichtsmaterialien, die von Didaktikern der Freien Universität Berlin in Zusammenarbeit mit der Bildungsverwaltung entwickelt wurden.

Mehr unter http://queerhistory.de

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