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Im Klassenzimmer. Schülerinnen beim Feriencampus der Volkshochschule Mitte.
© Tatjana Kennedy

Feriencampus der VHS Berlin-Mitte: Lernen ohne Leiden

In der Volkshochschule Mitte bereiten sich Jugendliche aufs nächste Schuljahr vor. Der Spaß kommt dabei nicht zu kurz.

Sommerferien, was für eine Verheißung. Ausschlafen, ganze Tage im Freibad, keine Hausaufgaben – und das sechs Wochen lang. Eine Zeit ohne Sorgen, ohne Mühe und vor allem ohne Schule. Mathe, Englisch, Französisch? Schon am Nachmittag des letzten Schultages entschwinden die Fächer aus dem Bewusstsein.

Umso erstaunlicher, dass manche Schüler ihre ersten drei Ferienwochen freiwillig hergeben, um weiterzulernen, und zwar so richtig, mit Unterricht. In der hektischen Turmstraße in Moabit, zwischen Obstläden und Bäckereien, liegt fast schon versteckt das große Gebäude der Volkshochschule. Hier findet der „Sommerferiencampus“ der VHS Mitte statt. Schüler von der 7. bis zur 13. Klasse können ihre Grundkenntnisse in verschiedenen Fächern auffrischen und sich auf den Mittleren Schulabschluss, das Abitur oder Studium und Beruf vorbereiten. Rund achtzig Schüler machen mit.

Lucia aus Charlottenburg findet nichts dabei, die Hälfte ihrer Ferien dafür aufzugeben. Die 15-Jährige hatte in Französisch schlechte Noten und will jetzt Stoff aufholen. „Anfangs kam der Druck von meinen Eltern. Aber inzwischen würde ich jederzeit wieder herkommen“, sagt sie und berichtet von der Atmosphäre, die „viel entspannter“ als in der Schule sei, auch die Lehrer wären „ganz anders“.

Mit dem Versprechen „Gegen die Langeweile!“, wirbt der VHS-Flyer, der vor den Ferien in vielen Schulen verteilt wurde. „Wir wollen eine möglichst bunte Mischung an Schülern haben“, sagt Herbert Teichmann, der schon seit 2007 das Ferienschul-Angebot der Volkshochschule Mitte koordiniert und leitet. Diversität wird hier groß geschrieben, das wird beim Blick in die lichtdurchfluteten Klassenräume deutlich. Die Kinder und Jugendlichen, die in kleinen Gruppen bis maximal 15 Teilnehmer um die Tische sitzen, kommen aus verschiedenen Bezirken und haben die verschiedensten kulturellen Hintergründe. „Manchmal kommen auch Flüchtlinge her, um Lernstoff zu vertiefen. Die einzige Bedingung, die wir stellen, ist, dass sie ausreichend Deutsch sprechen“, so Teichmann.

Die drei Wochen, in denen der Campus läuft, sind genau durchgeplant. Am Vormittag können die Schüler Fremdsprachen- oder Mathematikkurse belegen, am Nachmittag gibt es Kurse wie zum Beispiel Hip-Hop-Tanz oder Kreatives Schreiben, und zur Belohnung fürs Lernen geht es jeden Mittwoch zusammen auf einen Ausflug. „Diese Woche fahren wir zur Erlebnisbahn nach Zossen und probieren dort die Draisinen aus“, erzählt der 63-jährige ehemalige Gymnasiallehrer.

In einem Klassenraum üben sechs Mädchen französische Zeitformen. Auch die 13-jährige Veronika ist dabei. Durch ihren älteren Bruder, der schon im vergangenen Sommer am Campus teilnahm, erfuhr sie von dem Angebot. „Ich mag die Nachmittagsstunden besonders“, erzählt sie mit glänzenden Augen. „Da schreiben wir an einer Schülerzeitung, die wir am Ende sogar drucken lassen.“

Zur Mittagszeit weht ein Duft von frisch gekochtem Essen durch die Gänge, das Gewirr der Stimmen wird laut, und aus den Räumen strömen die Schüler. Wie alle Angebote des Feriencampus ist auch das Mittagessen umsonst. Gefördert wird das Programm, das ähnlich auch in den Herbst- und Osterferien stattfindet, vom Deutschen Volkshochschul-Verband, Kooperationspartner sind das Kreuzberger „Jugendkunst- und Kulturhaus Schlesische27“ und die Schulaufsicht Mitte.

Herbert Teichmann ist es besonders wichtig, dass der Feriencampus Kindern und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien eine nachhaltige Betreuung bietet: „Projekte wie das unsere sollte es in Berlin öfter geben. Dann wären wir da, wo wir eigentlich hinwollen. In einer Stadt, in der Bildung groß geschrieben wird." Tatjana Kennedy

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