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United World Colleges: Internationale WG in Bosnien

Berliner Schülerin zog mit 16 nach Bosnien und machte in Mostar am United World College Abitur. Die internationalen Internate legen Wert auf soziales Engagement.

Es muss nicht immer England oder die USA sein. Charlotte Kröger, bis zur zehnten Klasse Schülerin an der Berliner Nelson-Mandela-Schule, zog mit 16 nach Bosnien. Zwei Jahre verbrachte sie in Mostar am United World College, einem Internat, das je zur Hälfte von einheimischen und internationalen Schülern besucht wird, und machte dort ihr internationales Abitur. „Meine Mutter musste ich schon eine Weile davon überzeugen, dass es das Richtige für mich ist“, erzählt Charlotte, die heute achtzehn ist und in Amsterdam studiert.

Die United World Colleges (UWC) sind Schulen, in denen Jugendliche aus aller Welt zusammen leben und lernen. 12 Colleges gibt es weltweit – in so unterschiedlichen Ländern wie Swasiland, Norwegen, Indien oder Hongkong. Im Jahr 2014 soll in Freiburg das erste deutsche UWC eröffnet werden. Das erste College wurde 1962 in Wales gegründet und geht auf Ideen des deutschen Reformpädagogen Kurt Hahn zurück. Das Konzept: Jugendliche sollen nicht nur eine Auslandserfahrung machen und eine internationale Schulausbildung bekommen, sondern sich auch sozial engagieren und zu Toleranz und Verantwortung erzogen werden. An allen Schulen steht Sozialarbeit auf dem Programm. Charlotte Kröger arbeitete regelmäßig in einer Schule für Behinderte. Der Geldbeutel der Eltern soll keine Rolle spielen, ob man am UWC aufgenommen wird. Es gibt bei Bedarf Voll- und Teilstipendien. Erst nach der Auswahl der Schüler wird geschaut, welchen Anteil die Eltern zahlen können. Das Auswahlverfahren hat es allerdings in sich. Auf die schriftliche Bewerbung folge ein Auswahl-Wochenende, mit Prüfungen, Gruppendiskussionen und Tests, erzählt Charlotte.

Während ihrer Zeit in Mostar lernte sie serbisch und kroatisch. Sie teilte sich ihr Zimmer mit einer Kroatin und einer Bosnierin, mit der sie noch immer eng befreundet ist, und erfuhr viel über das vom Bürgerkrieg gezeichnete Land. „Es ist noch immer tief gespalten“, sagt Charlotte. Am meisten habe sie aber über sich selbst und über den Umgang mit anderen gelernt. „Menschen aus anderen Kulturen und anderen Teilen der Welt empfinden vieles ganz anders“. Sie habe beispielsweise einen Mitschüler aus Israel und einen aus Palästina gehabt. Für die beiden sei es zunächst merkwürdig gewesen, zusammen zu wohnen und zur Schule zu gehen. Doch sie seien gute Freunde geworden, hatten sich viel zu erzählen und konnten sich gegenseitig ihre Sicht der Dinge näherbringen. „Es ist wahrscheinlich schon ein bestimmter Menschenschlag, der sich von UWC angezogen fühlt“, meint Charlotte. Man führe dort ständig philosophische Gespräche.

Die Wohnsituation sei anfangs gewöhnungsbedürftig gewesen. Das Zimmer teile man sich mit zwei oder drei Mitbewohnern, Dusche und Küche mit zwanzig anderen. „Das fühlte sich erst mal so ähnlich an wie im Hostel auf Klassenfahrt“. Doch das enge Zusammenleben schweiße zusammen und sei gut gegen Heimweh. „Man ist praktisch nie allein“.

Bewerbungsschluss für den Collegebeginn im Jahr 2013 ist der 15. Dezember – bis dahin müssen die Bewerbungsunterlagen vollständig bei der Deutschen Stiftung UWC eingegangen sein. Informationen unter www.uwc.de.

Sylvia Vogt

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