Flüchtlingsunterkunft in Britz: Erster Schultag im März
Für Kinder aus der Flüchtlingsunterkunft in Britz beginnt der Unterricht an einer Neuköllner Schule. Ihre Mitschüler begrüßten sie mit Schultüten und Willkommensliedern.
Mit deutsch-italienischen Gesangseinlagen haben rund 150 Schüler der Herman-Nohl-Grundschule in Britz am Montag elf neue Mitschüler aus der neuen benachbarten Notunterkunft für Flüchtlinge und Asylsuchende in der Späthstraße begrüßt. Insgesamt besuchen zwölf Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren ab dieser Woche hier den Unterricht. Ein Kind konnte wegen eines Behördentermins der Mutter nicht an der Feier teilnehmen. „Das sind jetzt zur Hälfte meine Kinder“, richtete sich Schulleiterin Ilona Bernsdorf freundlich an die Eltern. Auch Schulstadträtin Franziska Giffey (SPD), Sozialstadtrat Bernd Szczepanski (Grüne) und Vertreter der Senatsbildungsverwaltung nahmen teil.
Schule und Eltern sind bemüht, sich auf die neuen Schüler vorzubereiten und die Familien zu unterstützen. Die Eltern haben Sachspenden von Unternehmen wie Rucksäcke, Trinkflaschen, kleine Knut-Eisbären und ein paar Möbel organisiert. Turnschuhe werden noch gebraucht. Schüler haben Schultüten gebastelt und sie mit Eulen verziert, erzählen Saleh und Jaqueline aus der 7a. Teilweise fehlt es der Schule aber an Informationen. Seit vier Wochen ist bekannt, dass Kinder kommen werden. Die genaue Zahl steht aber auch nach der Willkommensfeier noch nicht fest. Für nächsten Montag werden in der Notunterkunft 180 neue Bewohner erwartet, wie viele schulpflichtige Kinder davon in die Grundschule kommen werden, ist noch unbekannt.
Für einen Teil der Schüler bedeutet der Umzug nach Neukölln, dass sie ihre bisherige Berliner Schule wechseln müssen. Eine afghanische Familie war zuvor in Lichtenberg untergebracht. Die Mutter begleitete ihre siebenjährige Tochter mit Mann und zwei jüngeren Geschwistern zur Willkommensfeier und machte angesichts der Begrüßung einen fröhlichen Eindruck. Der Wechsel von Unterkunft und Schule innerhalb der Stadt ist aber auch eine Belastung: „Change, change“, sagte die Frau auf Englisch, zeigte auf ihre Tochter und zeichnete mit ihren Fingern Tränen auf den Wangen.
Die Kinder werden nun zunächst in zwei Extra-Klassen mit je einer Lehrerin und einer Erzieherin unterrichtet. Weil die Gruppe nach Alter und Sprachkenntnissen sehr gemischt ist, dienen die ersten Wochen den Pädagogen neben der Sprachförderung auch dazu, mehr über die Kinder, ihre Fluchtgeschichte und mögliche Traumatisierungen zu erfahren. Die Familien der Schüler sind aus Serbien, Syrien, dem Kosovo, Bosnien, Ägypten, Afghanistan und Armenien.
Muttersprachliche Ansprechpartner haben die Kinder an der Schule nicht. Die deutsch-italienische Schule zeigt sich aber selbstbewusst im Umgang mit unterschiedlichsprachigen Kindern. Die Lehrer sind spezialisiert in „Deutsch als Fremdsprache“. Am Anfang wird der Unterricht stark visuell gestützt. Außerdem unterstützten sich die Kinder, die schon unterschiedlich gut deutsch sprechen, auch untereinander und übersetzen zum Teil, so Lehrerin Caroline Schramm. Ziel sei es, die Kinder möglichst schnell in den regulären Klassen zu unterrichten. Als Erstes soll das in den Fächern Sport, Kunst und Musik passieren. Und schon diese Woche machen auch die neuen Schüler bei einer Projektwoche in einem Zirkus mit.
Katharina Ludwig