Modemarke: Der Hype um Primark
Das neue Geschäft hat ganz Berlin erstürmt. Die Firma aus Irland hat schon acht Filialen in Deutschland und vier weitere sind in Planung.
Vom 23. bis zum 27. Juli waren Schüler und Schülerinnen aus verschiedenen Berliner Gymnasien beim Tagesspiegel, um in einem Sommerkurs mehr über Journalismus zu erfahren. Die 16- bis 18-Jährigen erlebten Redakteure bei der Arbeit, nahmen an Schreibworkshops teil und recherchierten und verfassten eigene Artikel, zu Themen, die sie sich selbst ausgesucht haben. Hier lesen Sie die Ergebnisse.
Schon von kilometerweiter Entfernung kann man tausende von den braunen Einkaufstüten entdecken, auf denen mit großen Lettern „Primark“ gedruckt ist. Dabei sind es bis zum Walther-Schreiber-Platz noch zwei Stationen und etwa fünfzehn Minuten zu laufen. Die Schlossstraße ist überfüllt mit ihren Kunden und je näher der riesige Platz kommt, desto mehr lachende, zufriedene und fröhliche Gesichter kommen einem entgegen. Seit der Eröffnung am 11.Juli 2012 wird das Geschäft jeden Tag von neuen Kunden überrannt. Die Verkaufsfläche von 5000 m² ist voll von Menschenmassen und Bergen von Klamotten auf Tischen und Bügeln in Kleiderstangen. Soweit das Auge reicht ist man davon umgeben. Und das war nur die erste Etage. Ein Traum für jede Frau die sich bei der enormen Auswahl austoben kann. Und auch für die Männer gibt es eine eigene Abteilung in der oberen Etage, die sie sich gern mit der Damenunterwäsche, der Kindermode und den Schuhen teilen. Durch den Raum fliegen viele verschiedene Sprachen, denn nicht nur für Berliner, auch für Touristen ist das neue Shoppingcenter zur Attraktion geworden.
Selbstverständlich ist klar, wieso Primark so ein Besuchermagnet ist: Zum einen die billige Kleidung und zum anderen die nachgestellten Marken und Designermoden. Das ist schließlich auch das Motto der Firma aus Irland. „Amazing fashion and amazing prices“.
Da fragt man sich doch glatt: Wie kann die Firma die Mode so preiswert produzieren? Wird das etwa durch Kinderarbeit erreicht? Das Geschäft gibt als Produktionsländer Indien, China und die Türkei an. Außerdem wird die Kleidung am meisten in Bangladesch hergestellt. Dort werden Kontrollgänge verordnet und den Lieferanten Richtlinien vorgeschrieben, damit die Arbeiter von Primark fair behandelt werden. Kinderarbeit und Diskriminierung sind verboten.
Jedoch veröffentlichte BBC im Juni 2008 eine Dokumentation, in der sie Primark wegen Kinderarbeit anprangerten. Das Geschäft ließ Nachforschungen anstellen und es kam heraus, dass die BBC die Aufnahmen gefälscht hatte. Daraufhin stand eine Woche lang eine Entschuldigung an Primark auf der Internetseite des Nachrichtensenders. Seit dem Skandal stellt Primark verschiedene Projekte auf ihrer Internetseite (http://www.primark-ethicaltrading.co.uk) vor. Der Betrieb unterstützt zum Beispiel die Ausbildung ihrer Angestellten.
Die Frage bleibt dennoch bestehen. Das Unternehmen gibt an, dass alles über die Masse laufe, die es kauft. Außerdem spare die Firma durch Verzicht auf große Werbekampagnen. Diese brauchen sie auch nicht, denn das Aufsehen um den Laden ist groß genug. Es ist ein richtiger Hype um das Geschäft entstanden. Nur wieso? Leonie N. (17 Jahre) meint: „Primark hat eine große Auswahl, tolle Klamotten für wenig Geld, wo für jeden etwas dabei ist.“ Ob der Rummel um das Unternehmen noch lange andauern wird? Nein, meint sie, das liege nur daran, dass die Menschen Primark ausschließlich in acht Filialen erkunden könnten und das Geschäft in Berlin neu sei.
Aber es gibt auch negative Ansichten. „Der Hype ist vollkommen unberechtigt, denn so toll ist der Laden nicht. Die Kleidung ist hässlich und ich hab eine Stunde gewartet, um in die Umkleide zu kommen. Ganz abgesehen von der Warteschlange an der Kasse. Es ist einfach viel zu überfüllt, am schlimmsten an den Wochenenden. Und es stinkt einfach unglaublich nach Plastik!“ Das ist die Meinung von Sophie M. (20 Jahre).
Das Aufsehen wird wohl trotzdem noch eine Weile andauern, denn die Jugendlichen sind begeistert von dem imposanten Laden, und auch Erwachsene und Rentner kaufen dort ein. Vorstandsmitglied Breege O’Donoghue sagt, dass die deutschen Kunden Primark lieben. Das merkt jeder und es soll auch noch ein weiteres Geschäft 2013 am Alexanderplatz auf 6.500 m² Fläche eröffnet werden. Dann wird nicht nur der Walther-Schreiber-Platz von Primark-Tüten wimmeln.