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Die erfolgreichsten Spiele der vergangenen drei Jahre.
© Gina Dubiel

Videospiel-Boom: Das Leitmedium der Zukunft

Klassische Medien wie Fernsehen, Filme und Musik verlieren immer mehr Marktanteile an die Spielebranche. Die interaktive Unterhaltungssoftware ist auf dem Vormarsch und verbucht jedes Jahr neue Zuwächse und Verkaufsrekorde.

Der Wandel in der Unterhaltungsindustrie begann Mitte der 90er Jahre, als die CD als Massenmedium eingeführt wurde. Daraus entwickelte sich ein ungewohnt großer Speicherplatz für noch komplexere Spielwelten, realistischere Grafik und eine bessere Qualität der Spiele. So wurden Spiele entwickelt, die zugänglicher und attraktiver für immer mehr Menschen wurden. Neue Technologien ermöglichten flüssige und lebensechte Animationen. Videospiele entwickelten sich mehr und mehr zu interaktiven Filmen. Fortschritte in der Spielebranche erweitern die Zielgruppe Jahr für Jahr. Die interaktive Unterhaltung wird zum führenden Medium der Zukunft.

Computer- und Videospiele überholten 2008 erstmals die Umsatzzahlen von Filmen und Musik. Weltweit setzen Spiele ungefähr 30 Milliarden Dollar um, in Deutschland sind es pro Jahr rund 1,7 Milliarden Euro. Das ist doppelt so viel, wie Kinofilme in den deutschen Kinos jährlich einspielen. In Großbritannien ist derselbe Wandel zu verzeichnen. Videospiele wurden dort 2009 zum umsatzstärksten Unterhaltungsmedium und überholten die gesamten Umsatzzahlen der Kino-, Musik- und DVD-Branchen mit vier Milliarden Pfund Umsatz. Spiele erbrachten zudem viermal mehr Verkaufsumsätze als Filme in britischen Kinos. In den letzten fünf Jahren verdoppelte sich der Spielemarkt, während die Umsätze der anderen Medien gleich blieben.

Dieser Spiele-Boom werde auch weiterhin andauern, sagte der deutsch-amerikanische Medienwissenschaftler Prof. Dr. Gundolf S. Freyermuth in einem Interview mit der Berliner Zeitung im vergangenen Dezember. „Games werden das Leitmedium der Zukunft sein. Sie vermitteln gänzlich andere ästhetische Erfahrungen als Filme“, sagte Freyermuth. „Mit der Durchsetzung digitaler Technik und Kultur rücken neue audiovisuelle Erzählformen ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit. Insgesamt hat sich das Kino schon jetzt unter dem Einfluss digitaler Spiele stark verändert. Aktuelle Filme sehen häufig sehr wie Spiele aus, aufgrund ihres von Spielen inspirierten erzählerischen Umgangs mit Raum und Zeit.“

Er erklärt zudem die Gründe der Konkurrenzsituation zwischen Filmen und Spielen: „Beim Wettbewerb von Filmtheater und Fernsehen oder Video ging es in der Vergangenheit primär um verschiedene Methoden, recht ähnliche Produkte unter die Menschen zu bringen, nämlich linear erzählte Audioversionen.“, sagte der Wissenschaftler. „Nun macht eine neue Sorte von Kunst und Unterhaltung dem Spielfilm Konkurrenz: Games, nonlineare Audioversionen, die nicht mehr passiv betrachtet, sondern interaktiv genutzt werden.“

Seit 2008 sind Spiele unter den Top 3 der erfolgreichsten Entertainmentprodukte. Am 29. April 2008 erschien das Spiel „Grand Theft Auto 4“ (Hersteller und Entwickler Rockstar Games) für die Konsolen PlayStation 3 und Xbox 360 und brach gleich am ersten Tag die Veröffentlichungsrekorde der Unterhaltungsindustrie. Das Spiel wurde am ersten Verkaufstag 3,6 Mio. Mal verkauft und generierte somit einen Umsatz von 310 Millionen Dollar. Somit kommt „GTA 4“ mit einem bisherigen Gesamtumsatz von mehr als einer Milliarde Dollar fast an den damaligen erfolgreichsten Film der Unterhaltungsbranche, „Titanic“ von James Cameron, heran. Dieser konnte 1,8 Milliarden Dollar einspielen.

Das Spiel „Call of Duty: Black Ops“ (Hersteller Activision, Entwickler Treyarch) erschien am 9. November 2010 und wurde am ersten Tag zum größten Entertainment-Launch aller Zeiten. Somit löste das Spiel den bisherigen Rekordhalter „Call of Duty: Modern Warfare 2“ (Hersteller Activision, Entwickler Infinity Ward) aus dem Jahr 2009 ab. „Call of Duty: Black Ops“ konnte am ersten Tag 5,6 Millionen Verkäufe in den USA und Großbritannien verbuchen, was einen Umsatz von 360 Millionen Dollar ergibt. „Call of Duty: Modern Warfare 2“ konnte im gleichen Zeitraum nur 4,7 Millionen Mal verkauft werden, was einem Umsatz von rund 310 Millionen Dollar entspricht. Beide Spiele erschienen für PlayStation 3, Xbox 360 und PC.

Doch „Call of Duty: Black Ops“ kann noch einen Rekord verbuchen: Das Spiel machte mit 3,3 Millionen Verkäufen im Jahr 2010 einen größeren Umsatz als der erfolgreichste Film aller Zeiten, „Avatar“ von James Cameron, der drei Millionen Mal verkauft wurde. Somit ist das Spiel das meistverkaufte Entertainmentprodukt 2010. Nicht einmal Facebook kann da mithalten. Pro Tag verbringt ein Spieler nämlich durchschnittlich rund 87 Minuten im Multiplayer-Modus des Spiels, beim Social Network sind es nur 55 Minuten.

Auch dieses Jahr will mit „Call of Duty: Modern Warfare 3“ (Hersteller Activision, Entwickler Infinity Ward) am 8. November 2011 erneut ein Spiel an die Spitze der Verkaufscharts kommen und die interaktive Unterhaltungsindustrie vorantreiben. Letztes Jahr erschienen mit den beiden Bewegungssteuerungen Move (Sony) und Kinect (Microsoft) neue Möglichkeiten der Steuerung von Spielen, wodurch die Sprachsteuerung und die Steuerung nur mit Händen ohne Controller eingeführt wurden. Zu den weiteren neuen Technologien gehören 3D und die in Zukunft erscheinenden NextGen-Konsolen PlayStation 4 und Xbox 720 (Namen stehen noch nicht fest).

Dieser Text ist im Rahmen der Tagesspiegel-Schülerakademie entstanden.

Gina Dubiel

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