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Jetzt geht's los: Rund zehn Prozent der Berliner Kinder und Jugendlichen besuchen derzeit eine freie Schule.
© Imago/Blickwinkel

Tag der Freien Schulen: Bunte Vielfalt und die Lust auf Neues

Immer mehr Kinder besuchen Privatschulen, doch es gibt auch Vorurteile. Ein Aktionstag am 18. September klärt auf.

Privatschulen? Nur was für Reiche. Ein evangelisches Gymnasium? Wir gehen doch nie in die Kirche. Und überhaupt: Gibt es dort die gleichen Abschlüsse wie an staatlichen Schulen oder macht jede ihr eigenes Ding?

Auch wenn die Zahl der Berliner Kinder und Jugendlichen, die eine Privatschule besuchen, auf inzwischen rund zehn Prozent gestiegen ist: Längst nicht alle Eltern wissen über Schulen in freier Trägerschaft, ihre Rolle im Bildungssystem sowie die Unterschiede und Gemeinsamkeiten mit staatlichen Schulen Bescheid. Bereits 2003 rief die Arbeitsgemeinschaft „Schulen in freier Trägerschaft Berlin“ daher den Tag der Freien Schulen ins Leben. Am kommenden Sonntag, dem 18. September, findet er zum 14. Mal statt.

Zentrale Veranstaltung ist der Bildungsmarkt am Potsdamer Platz, auf dem freie Schulen aus Berlin mit Infoständen vertreten sind. Am Stand der Arbeitsgemeinschaft ist eine Broschüre mit Schulverzeichnis erhältlich. Die „Freien“ möchten an diesem Tag mit so manchem Vorurteil aufräumen – aber auch zeigen, wie vielfältig ihre Angebote sind, die von Mehrsprachigkeit oder künstlerisch-kreative Ansätzen über konfessionelle Schulen bis zu besonderen pädagogischen Konzepten wie Waldorf oder Montessori reichen.

Engagement, Fürsorge und Verantwortung lernen

Was viele Schulkonzepte gemeinsam haben ist die Betonung des selbstständigen Lernens, des Erschließens von Zusammenhängen über Fächergrenzen hinweg, letztlich also das „fürs Leben lernen“. So lautet in diesem Jahr auch das Motto des Tags der Freien Schulen – wobei Andreas Wegener, Koordinator der Arbeitsgemeinschaft, und seine Mitstreiter das „Fürs“ auf ihrem Plakatmotiv zur Veranstaltung ganz bewusst gestrichen haben. Denn „Leben lernen“ ist es ja im Grunde, was Kinder und Jugendliche in einer guten Schule tun. „Engagement, Fürsorge, Verantwortung, friedliches Miteinander, das will alles gelernt sein“, sagt Andreas Wegener. Die Ansätze, um dies zu vermitteln, seien vielfältig und reichten von Morgenkreis oder Mediation über Sozialpraktika und Konfliktlotsen bis zu Willkommensklassen und Inklusionskonzepten.

Wie und wo das „Leben lernen“ gelingt, können Interessierte unter anderem bei den Ortsterminen herausfinden, die rund um den Tag der Freien Schulen stattfinden. Einzelne Einrichtungen öffnen ihre Türen und geben Einblicke in ihre Arbeit und den Schulalltag.

Laut Statistischem Bundesamt gab es in Deutschland im Schuljahr 2014/15 5770 Schulen in freier Trägerschaft – ein Zuwachs von rund fünf Prozent in den vergangenen drei Jahren. 10,2 Prozent davon sind demnach allgemeinbildende, 24,3 Prozent berufsbildende Schulen. Auch die Zahl der Schüler an Freien Schulen steigt seit Jahren. Von den rund elf Millionen Schülern in Deutschland besuchte im Schuljahr 2014/15 jeder Elfte eine freie Bildungseinrichtung.

"Wir wollen die wachsende Stadt mitgestalten"

Mit ihren vielfältigen Schulkulturen, ihrem reichen Erfahrungsschatz und ihrem Engagement für Integration und Inklusion seien die freien Berliner Schulen ein wichtiger Bildungspartner, so die AG „Freie Schulen“. Sie brächten Lust an Neuem ins Bildungssystem ein und entlasteten den Bildungshaushalt des Landes derzeit in dreistelliger Millionenhöhe. Dieses Geld müsse der Staat mehr aufbringen, würde er die Schüler und Schülerinnen selbst beschulen.

„Wir wollen die wachsende Stadt mitgestalten. Aber der Senat muss sich mal entscheiden, ob er uns als Partner oder Konkurrenten ansieht“, sagt Wegener. Die freien Schulen fordern anlässlich ihres Aktionstages mehr Gestaltungsfreiheit – beispielsweise bei der Stundentafel, eine sichere Finanzierung und Berücksichtigung bei staatlichen Förderprogrammen. Im Moment bekommen die Privatschulen 93 Prozent der Personalkosten vom Land erstattet. Die Sachkosten müssen sie selbst tragen, sodass tatsächlich nur 60 bis 70 Prozent staatlich finanziert sind. In der nächsten Legislaturperiode soll ein neues Kostenmodell erarbeitet werden, das sich an den Gesamtkosten orientiert. „Wir fordern, dass wir keinesfalls schlechter gestellt werden“, sagt Wegener.

AUF EINEN BLICK

Der Bildungsmarkt zum Tag der Freien Schulen findet am Sonntag, den 18. September, von 11-18 Uhr am Rande des Weltkindertagfestes am Potsdamer Platz statt. Schulleiter, Lehrer und Eltern von freien Schulen informieren an Ständen über die Schwerpunkte und Programme ihrer Einrichtungen.

Am Sonntag, den 2. Oktober, gibt es von 11.30-13 Uhr eine Gala, auf der Beiträge aus freien Schulen in den Kammerspielen im Deutschen Theater präsentiert werden (Karten per Mail an: wittmann@private-kant-schulen.de).

Zwischen dem 12. September und 11. November öffnen verschiedene freie Schulen in Berlin ihre Türen zu Ortsterminen und geben Einblicke in ihre Arbeit und den Schulalltag.

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