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Ganz schön jung.
© Mike Wolff

Berlin: Bilanz zur Früheinschulung: Bildungssenatorin Sandra Scheeres schafft kein Vertrauen

Die Auswertung der Früheinschulung lässt viele Fragen offen. Die SPD-Bildungssenatorin liefert der CDU damit Wahlkampfmunition - so viel steht schon jetzt fest.

Lang hatten Parlament und Öffentlichkeit auf die Auswertung der Berliner Früheinschulung gewartet. Am Montag nun wurde sie präsentiert, aber ein wirklicher Durchbruch sieht anders aus. Viele Zusammenhänge bleiben unklar.

Klar ist nur: Die SPD-geführte Bildungsverwaltung hat jene Zahlen präsentiert, die ihre Linie der Früheinschulung untermauern können.

Auf den ersten Blick scheint alles für die Früheinschulung zu sprechen. Das viel kritisierte Verweilen in der Schulanfangsphase betrifft jüngere und ältere Schüler fast gleichermaßen. Der Prozentsatz differiert nur um wenige Prozent; zu wenig, um daraus eine massive Benachteiligung der fünfjährig Eingeschulten ableiten zu können.

Auf den zweiten Blick kommen aber Zweifel: Warum werden zwei verschiedene „Verweilerquoten“ offeriert – einmal die nach der zweiten und einmal die nach der dritten Klasse? Dieses Vorgehen verstärkt den Eindruck, dass die Verwaltung die Zahlen mal hier und mal da pickt – je nach dem, wo gerade das erwünschte Ergebnis zu erwarten ist.

Nicht anders verhält es sich mit einem anderen Thema, nämlich mit den Leistungsrückständen der früh Eingeschulten: Erst fehlt ihnen ein Dritteljahr gegenüber den Älteren, dann plötzlich sind die Unterschiede verschwunden und die Jüngeren sind gleich gut.

Verwaltung behält Informationen für sich

Eine mögliche Erklärung dafür, nämlich dass die leistungsschwächsten Kinder – darunter überproportional viele Migranten – durch Verweilen auf der Strecke geblieben sind und deshalb die Statistik des untersuchten Jahrgangs nicht mehr belasten, muss sich der Leser selbst zusammenreimen.

Vertrauensbildende Maßnahmen sehen anders aus. Vertrauen aber müsste dringend hergestellt werden, wenn die Berliner Eltern warm werden sollen mit der bundesweit einzigartigen Einschulung der Fünfjährigen. Stattdessen versucht die Verwaltung bei jeder Gelegenheit, Informationen für sich zu behalten, und verweigerte zuletzt wochenlang die aktuellen Zahlen der Verweilerstatistik, um sie jetzt erst präsentieren zu können. So verhält sich nur jemand, der etwas zu verheimlichen hat.

Senatorin Sandra Scheeres ist auf sicherem Weg, den Christdemokraten ein attraktives Wahlkampfthema in die Hände zu spielen. Der Koalitionspartner will die Früheinschulung kippen und wird das gewiss zum Wahlkampfthema machen, wenn die SPD nicht nachgibt. Dabei könnte alles so einfach sein: Der bereits vorgezogene Sprachtest für die Vierjährigen bietet die Möglichkeit, Kinder früh zum Kitabesuch zu verpflichten. Dann hätten sie die Chance, gut vorbereitet in die Schulen zu kommen und müssten in der zweiten Klasse nicht zu Tausenden eine Ehrenrunde einlegen, die nicht als Ehre empfunden wird.

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